Tochter der Hoffnung (German Edition)

fragen?“ Ailish schüttelte auf Liamh`s Frage hin verlegen den Kopf. Bei Liamh`s warmen Lachen erschien ein Lächeln auf ihrem Gesicht. Um von sich abzulenken, schaute sie Jaro an und fragte: „Sag mal, Fae kann Dinge sehen, die auf der Welt geschehen, das bedeutet, dass sie eine große Gabe besitzt. Ist sie die andere Hälfte deiner Seele? Wie lange kennt ihr euch schon?“ Auch wenn es ein Ablenkungsmanöver war, so war sich Ailish doch darüber im Klaren, dass sie die Antwort auf ihre Frage wirklich interessierte. Die Stimme Jaro`s nahm erstaunlicherweise einen sehr sanften Klang an, was Ailish bei diesem Wesen nicht vermutet hätte.
    „ Die Königin der Feuerdevas sagte mir vor langer Zeit, dass das Menschenkind, welches die zweite Hälfte meiner Seele besitzt, bald in dieser Welt geboren wird. Sie wird ihre Gabe und ihre Aufgabe annehmen. Von diesem Zeitpunkt an suchte ich nach Visionen. Viele Jahre zogen vorüber und eines Nachts, als ich mich gerade auf der Jagd befand, da hörte ich das Weinen eines Säuglings in meinen Gedanken. Seit diesem Tage teilen wir unsere Gedanken miteinander. Doch gesehen habe ich Fae jetzt das erste Mal. Die Zeit für ein Treffen war zuvor noch nicht gekommen .“
    „Was ist ein Feuerdevas?“ Fragte Ailish.
    „ DIE Feuerdevas sind kleine Wesen aus Energie. Sie leben zusammen mit uns in dieser Gegend aus Feuer und Stein. Der Zauber, den sie jeden Abend in einem Ritual sprechen, verhindert, dass die Vulkane auf der gesamten Welt ausbrechen. Das Magma im Inneren dieses Planeten ist über tausend Grad heiß, wie ihr Menschen es ausdrückt. Das heiße flüssige Gestein und die Aschewolken würden diese Welt für mehrere hundert Jahre unbewohnbar machen, sollte der Druck zu groß werden und die Vulkane als Folge ausbrechen. Es gibt für jedes Element einen Wächter und andere Wesen mit weniger Macht. Zusammen sorgen sie für das Gleichgewicht auf der Welt .“ Coimeádaí nahm nun wieder seinen unruhigen Gang durch den hinteren Teil der Höhle auf. Den Ausdruck in seinen Augen konnte man durchaus als grüblerisch bezeichnen.
    „ Jaro, wir sind gekommen, um nach einem Buch der Menschen zu suchen. Vor sehr langer Zeit gab es einen Wächter der Erde, der dieses Buch zu euch gebracht hat. Weißt du, wo es sich befindet?“
    „Entschuldigt bitte mein Versäumnis. Ich wusste natürlich, was der Grund eures Besuches ist. Ich habe nur nicht mehr daran gedacht. Ja, natürlich weiß ich, wo sich das Buch befindet. Es wurde in den Lia Fàil, den Stein des Schicksals, durch einen Zauber eingeschlossen. Wir sollten bis zur Dämmerung warten, dann begleite ich euch dorthin. Der Weg führt nur durch einen Teil der Höhlen und ist nicht ungefährlich.“
     
    Bei Jaro`s Worten hatte Ailish an weitere enge und dunkle Höhlengänge gedacht, doch das, was sie nun vor sich sah, damit hätte sie nicht gerechnet. Sie waren von der Haupthöhle, in der sie geschlafen hatten, in einen der dunklen Tunnel gegangen. Dann führte ein schmaler Pfad hinaus in die Abenddämmerung. Die Sonne verschwand schon fast hinter dem Horizont und doch konnte man Jaro anmerken, dass er sich nicht wohl fühlte unter seinem Panzer. Fae tätschelte ihm immer wieder beruhigend die Seite, so, als wäre er ein kleiner verängstigter Hund, ging es Ailish mit ein wenig Humor durch den Kopf. Das kleine Mädchen sah neben dem riesigen Dragan so verletzlich aus, dass Ailish sie kaum aus den Augen lassen konnte. Liamh hielt sich dicht neben ihr und die unbeabsichtigt scheinenden Berührungen lenkten Ailish immer wieder ab. Mal streifte seine Hand ihren Arm, mal ihre Hüfte. Als sie von der offenen Steinebene wieder in einen Tunnel hinab steigen mussten, ging Liamh voran, um ihr, ganz edler Ritter, zu helfen. Fianna hatten sie in der Höhle gelassen. Jaro`s Bemerkung über lange Strecken in engen Tunneln waren dann doch zu viel gewesen. Doch Ailish spürte Fianna tief in ihrem Inneren. Auch wenn sie körperlich nicht anwesend war, so ließ sie sie doch nicht alleine den Weg antreten. Als sie endlich den engen Gang verlassen konnten, erstreckte sich ein großer Raum vor ihnen. An den Wänden führten mehrere sehr schmale Wege hinunter in die schwarze Tiefe. Auch hier sorgten verschiedene Edelsteine an den Wänden für ausreichend Licht. Jeder Schritt, sogar der Leise Gang von Coimeádaí hallte gespenstisch von den Wänden wieder. Jaro bewegte sich für seine Größe und Gestalt erstaunlich leicht und anmutig. Ailish rutschte ein paar