Tochter der Hoffnung (German Edition)
dass er seine Warnung wahr machen würde. Frauen waren nicht einmal so viel Wert wie Vieh, “ sagte sie verächtlich. „Seit Alasdair die Macht über das Land übernommen hat, versucht er, diese alte Ordnung wieder herzustellen. Junge Mädchen werden an wesentlich ältere Männer verheiratet, um politische Bande zu knüpfen. Ich weiß nicht genau warum, aber nach und nach verloren alle Frauen und Mädchen ihre Gaben. Nur noch wenige können sich noch an das einmal Erlernte erinnern. Auch ich habe viel von meinem Wissen eingebüßt und ich habe das Gefühl, dass es von Tag zu Tag immer weniger wird. Die Magie war immer auch eine Art Schutz. Kein Mann, kein Wesen konnte früher den Frauen etwas anhaben. Wir scheinen jedoch mit der Zeit alles zu vergessen.“ Nach einer kurzen Pause fuhr Danil fort.
„Weißt du wie die Geschichte ausgeht?“ Ailish starrte nun wie gebannt in die Flammen des Lagerfeuers und schüttelte leicht den Kopf. Um sich herum nahm sie schon nichts mehr wahr, der Tanz der Flammen nahm sie vollständig in ihren Bann. Doch tief in Ihrem Inneren wusste sie, das das nicht stimmte. Sie wusste, wie die Geschichte ausging. Sie hatte das Geschehen so oft in Ihren Träumen gesehen, dass sie ihr schon so vertraut war wie ihre eigene Vergangenheit. Danil sah sie mit einer hochgezogenen Augenbraue herausfordernd an.
Mit leiser Stimme und einem Seufzer beendete Ailish dann doch die Erzählung. Liamh und Duncan beobachteten sie dabei gespannt.
„Moira konnte in diesem Augenblick ihre Zukunft sehen. Sie hatte diese besondere Gabe, von der niemand etwas wusste und die auch niemand verstehen würde. Sie war sich sicher, dass sie und ihre Töchter das nächste Jahr nicht überleben würden. Also sah sie ihrem Mann direkt in die Augen. In diesem Moment verspürte sie keine Angst mehr vor ihm. Oft genug war sie alleine in den Wald gegangen und hatte den Wind gebeten, mit ihr zu tanzen, ihrem Wunsch zu folgen. Sie hatte gelernt, über den Wind, die Erde, das Feuer und das Wasser zu herrschen.
Ihre letzten Worte lauteten:
Du wirst niemals über mich siegen. Die Kraft, die uns Frauen innewohnt, scheint von niemandem gesehen zu werden. Doch diese Knechtschaft wird nicht ewig währen. Mit Freuden gebe ich mein Leben, denn meine Kinder werden meine Gabe erben. Kein Mann wird ihnen etwas zu leide tun. Mein Wille ist stark und meine Gabe ein Geschenk. Wisset, dass ihr nicht schutz- und hilflos seid. Habt Vertrauen in die Menschen, doch erkennt, wer euch böses will. Dies sind meine letzten Worte, gebt Acht aufeinander. Du, mein edler Gemahl, wirst niemals wieder einem anderen Lebewesen etwas antun, dies ist meine Wahl.“ Mit andächtiger Stimme sprach Ailish weiter. Sie konnte das Geschehene in den Flammen sehen.
„Mit diesen Worten erstrahlte Moira in einem warmen Licht. Sie hatte die Augen geschlossen und lag regungslos auf dem Boden. Sie hatte ihr Leben für das ihrer Kinder gegeben. Ihr Mann lachte nur und verspottete sie. Nach ein paar Jahren verstarb auch er. Er hatte nie wieder jemandem etwas angetan, so wie es Moira vorausgesagt hatte. Denn sobald er es versuchte, plagten ihn die schrecklichsten Schmerzen. Ihre drei Töchter wuchsen zu hübschen jungen Frauen heran, die sich später Männer aussuchten, die sie liebten und ehrten, so wie sie waren. Sie arbeiteten daran, die Gaben ihrer Mutter zu beherrschen und erlernten die Kunst des Heilens. Im ganzen Land lernten die Frauen mit Hilfe der Natur, dass Ihnen mächtige Gaben innewohnten.“
Mit einem zufriedenen Lächeln nickte Danil.
„So wie es aussieht, hast du nicht alles vergessen. Vielleicht braucht es noch etwas Zeit. Wir sollten jetzt lieber alle schlafen gehen. Wir benötigen unsere Kräfte morgen für den weiteren Weg.“ Zustimmend meinte Liamh: „Duncan und ich werden uns mit der Wache abwechseln.“
Mit einem prüfenden Blick schaute Danil in die Richtung, aus der sie gekommen waren.
„Ich denke nicht, dass wir in Gefahr sind. Der Himmel ist klar und ich kann keine Dunkelheit erkennen. Dennoch wird es nicht schaden, wenn wir weiterhin Acht geben.“
Ailish lag in dieser Nacht noch lange wach. Sie ging in Gedanken noch einmal alles Erlebte der letzten Tage durch. Sie hatte noch immer keine richtige Ahnung, was es mit der Magie auf sich hatte. Weder hatte sie hellseherische Kräfte noch konnte sie wie die Hexe Samantha aus der Fernsehserie „Verliebt in eine Hexe“ einfach mit der Nase wackeln und sich von einem Ort an einen anderen
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