Tochter der Hoffnung (German Edition)
Farbtupfer, den es in dieser Gegend zu geben schien.
Ailish schaute wie in Trance in die Flammen, ohne weiter auf ihre Umgebung zu achten. Als Liamh sich neben sie setzte, kuschelte sie sich behaglich an ihn. Der Arm, den er um ihre Teile legte, vermittelte ihr sogleich ein Gefühl von Wärme und Geborgenheit. Für einen kurzen Moment konnte sie die Trostlosigkeit dieses Ortes vergessen.
Einige Minuten lang war nur das Knistern des Feuers und ihrer beider Herzschläge zu hören. Liamh konnte noch nicht so recht fassen, dass er sie tatsächlich in seinen Armen hielt. Ihr Atem strich leicht über seinen Hals und ließ ihn dabei erschauern. Erstaunt bemerkte er, dass ihre Herzen im gleichen Rhythmus schlugen.
„Dir ist doch sicherlich klar, dass ich nicht zulassen werde, dass du mich oder diese Welt wieder verlässt?“ Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, verwünschte er sich auch schon im Stillen. Was war, wenn er sie damit jetzt zu sehr bedrängte? Ailish schwieg einen kurzen Moment. Obwohl seine Stimme einen sanften Klang hatte, hörte Ailish die stählerne Entschlossenheit heraus.
„Auch wenn ich damit vielleicht dein Ego ankratze, ist das immer noch meine Entscheidung.“ Erleichtert hörte er den Schalk aus Ailish`s Stimme heraus, bevor sie wieder ernst wurde.
„Liamh. Ich kann dir nicht sagen, was in Zukunft geschehen wird. Im Moment versuche ich, jeden Tag so zu nehmen, wie er kommt.“ Liamh ließ sich durch ihre Worte jedoch nicht ablenken.
„Du musst doch einmal Träume von deiner Zukunft gehabt haben. Erzähl mir davon. Erzähl mir von deinen Träumen, die ich noch nicht kenne. Ich habe zwar viel von deinem Leben mitbekommen, doch von deinen Wünschen, deinen Zukunftsplänen habe ich nichts erfahren.“
Hatte sie vorher wirklich von einer Zukunft geträumt? Irgendwie bestimmt. Die innere Unruhe, die sie jahrelang verspürte, war der Grund dafür, dass sie erst in die USA ging, um zu studieren und danach nach Italien gezogen war.
„Ich weiß es nicht genau. Irgendwie wollte ich wohl immer so glücklich wie meine Eltern und meine Großeltern werden. Beide haben ihre Partner getroffen und diese dann geheiratet. Sie haben sich ein Heim geschaffen und eine Familie gegründet. Meine Großmutter war eine leidenschaftliche Köchin und mein Großvater hat mit Vorliebe gegessen. Sie hat mir auch das Kochen beigebracht. Meine Mutter hat meinen Vater bereits mit 15 kennen gelernt. Sie haben sich auf den ersten Blick ineinander verliebt. Obwohl sie sich immer noch mehr Kinder gewünscht haben, blieb ich ein Einzelkind.“ Nein, nicht ganz. Ihre Eltern hatten sie adoptiert. Liamh, der ihre Gedanken erraten konnte, hob ihr Kinn mit einer sanften Bewegung an, damit sie ihm in die Augen schauen konnte.
„Auch wenn du nicht vom gleichen Blut bist wie deine Zieheltern, so haben sie dich doch in ihrer Familie aufgenommen und waren damit glücklich. Oder etwa nicht?“ Diese Worte zauberten wieder ein zaghaftes Lächeln auf ihr Gesicht.
„Ja, du hast recht. Ich weiß, dass sie mich geliebt haben. Auch ich möchte irgendwann einmal Kinder haben. Jemanden, für den ich sorgen kann. Ich möchte so etwas Kitschiges wie ein Haus am Meer haben, dass ich mit so vielen Büchern und Kinderspielzeug wie irgend möglich füllen kann. Ich habe mich schon immer wohl gefühlt am Meer. Das Geräusch des Wassers, das immer in Bewegung ist, gibt mir ein Gefühl des Lebendigseins aber auch der Ruhe. Das Meer erinnert mich daran, dass alles einen Rhythmus hat. Manchmal ist er etwas schneller und manchmal etwas langsamer. Eben so wie das Leben. Der Geruch von Salzwasser erinnert mich immer an das Cottage meiner Großmutter. An die schönen Erlebnisse in meiner Kindheit.“
„Sobald wir den Kampf mit Alasdair gewonnen haben, werde ich um deine Hand anhalten. Bis dahin musst du dich entscheiden, was du möchtest. Doch sei dir gewiss, dass ich sehr überzeugend sein kann, wenn ich möchte.“ Ailish musste automatisch bei Liamh`s fröhlichem Grinsen zurück lächeln. Sollte es so einfach sein? Liamh hatte nicht gesagt, wenn, sondern sobald sie Alasdair besiegten. Er war sich seiner Sache so sicher. Und sie? Glaubte sie daran, dass sie wirklich siegen konnten? Ihre traute Zweisamkeit wurde jäh gestört, als Coimeádaí aus der Dunkelheit hervorsprang.
„ Ihr solltet mir folgen. Fianna hat vielleicht etwas gefunden. “ Beim Verlassen des Lagers griff Liamh noch schnell nach einer Decke, die er Ailish um die Schultern legte.
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