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Tochter der Nacht

Tochter der Nacht

Titel: Tochter der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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sofort nach den Dienern ihrer Mutter gerufen. An mehr konnte Pamina sich nicht erinnern. Man warf ihr einen dicken Mantel über den Kopf; sie hatte das Gefühl zu fallen, zu sterben und kam hier wieder zu Sinnen, umgeben von Dienern in Sarastros Livree. Man versicherte ihr immer wieder, ihr würde nichts geschehen und tat alles, um Pamina zufriedenzustellen. Nur das eine, was sie sich wirklich wünschte, gewährte man ihr nicht: die Erlaubnis, zu ihrer Mutter zurückzukehren.
    Meine arme Mutter. Sie wird sich meinetwegen zu Tode ängstigen. Das Herz wird ihr brechen.
    Pamina wußte, alle fürchteten die Sternenkönigin. Nur sie allein kannte ihre Mutter ganz. Nur ihr gegenüber zeigte sich die Sternenkönigin stets zärtlich und nachsichtig. Weshalb sollte Sarastro sich entschlossen haben, die alte Fehde wieder aufzunehmen?
    Pamina wußte von Sarastro nur, daß er der Feind der Sternenkönigin war. Zwischen beiden herrschte ein alter Streit, dessen Ursache Pamina nicht kannte, doch sie wußte, daß ihre Mutter eine gerechte, gütige und tugendhafte Herrscherin war. Und wenn Sarastro die Sternenkönigin bekämpfte, dann wußte Pamina sehr wohl, wer die Wahrheit vertrat.
    Nachdenklich aß sie von den Speisen, die man ihr brachte.
    Pamina war nach Weinen zumute, wenn sie an das Leid ihrer Mutter dachte. Doch sie hatte schon zu viel geweint und mußte ihre Gedanken auf etwas Nützliches richten… auf Flucht… zumindest einen Ausweg, um inmitten von Sarastros Untertanen nicht unter seinen verderblichen Einfluß zu geraten.
    »Herrin«, sagte die Zofe – Pamina hatte sich nicht die Mühe gemacht, nach ihrem Namen zu fragen – »Prinz Monostatos bittet untertänigst, vorgelassen zu werden, um mit Euch zu sprechen.«
    Sieh an, dachte Pamina, Prinz Monostatos! Ich möchte wissen, wer ihn dazu gemacht hat. Sie spielte mit dem Gedanken, ihn wegzuschicken und sich stolz zu weigern, mit ihm zu reden. Aber Monostatos war ihr wenigstens nicht ganz fremd, da er früher zu den vertrauenswürdigen Dienern ihrer Mutter gehörte. Und wenn er zu dem verhaßten Sarastro übergelaufen war, konnte sie ihm zumindest seinen Verrat vorwerfen.
    Es lag Pamina nicht viel daran, sich mit Monostatos zu unterhalten, doch sonst blieb ihr nichts anderes übrig, als hier zu sitzen und aus dem Fenster zu starren. Sarastro hatte zwar wunderschöne Gärten, aber inzwischen langweilte es Pamina, sie sich anzusehen, und sie wollte sich auch nicht länger mit dem Gedanken an die Verzweiflung ihrer Mutter quälen.
    »Führe ihn herein«, sagte sie.
    Monostatos, der Sohn der Großen Schlange, war ein hochge-wachsener Mann mit dunkler, stumpfer Haut, sah aber nicht häßlich aus. Er erinnert mich irgendwie an Disa, dachte Pamina, und sie hatte Disa immer als schön empfunden. Er bewegte sich anmutig, und Pamina kam es vor, als würde Monostatos gleiten. Er hatte unangenehm flinke, helle und glänzende Augen.
    »Herrin, seid Ihr mit unserer Gastfreundschaft zufrieden? Ist alles geschehen, damit Ihr Euch wohl fühlt? Erfüllen Eure Diener ihre Pflicht, und hat man alle Eure Wünsche er-füllt?«
    Pamina runzelte die Stirn und erwiderte: »Monostatos, meine Mutter hat Euch vertraut. Und Ihr habt sie Sarastros wegen im Stich gelassen. Wie könnt Ihr es wagen, mir unter die Augen zu treten?«
    »Habt Ihr nie bemerkt, daß ich dort sein möchte, wo auch Ihr seid, Pamina?« fragte er und kam ihr dabei so nahe, daß sie aufstand und sich mißbilligend von ihm entfernte.
    »Glaubt Ihr, ich sehne mich nach Euren Schmeicheleien, Monostatos? Sicher nicht! Gebt mir entweder eine vernünftige Erklärung, weshalb Ihr hier Sarastro dient, obwohl Ihr geschworen habt, meiner Mutter, der Sternenkönigin, zu dienen, oder geht und tretet mir nicht mehr unter die Augen!«
    »Ihr redet wie ein Kind, Pamina«, erwiderte Monostatos. »Ja, ich glaube, Ihr seid noch viel zu jung, als daß ich Euch Herrin oder Prinzessin nennen sollte. Doch ich will Euch aufrichtig antworten. Ich bin hierhergekommen, um mich den Prüfungen im Tempel zu unterziehen und so das Anrecht auf mein Erbe geltend zu machen.«
    »Euer Erbe?« Pamina schüttelte verwirrt den Kopf.
    »Mein Vater ist die Große Schlange. Ich bin sein einziger Sohn und Erbe, und unter dem Schlangen-Volk von Atlas-Alamesios hat es große Männer und große Priester gegeben.
    Ich will, daß der Name Monostatos in ihre Reihen aufgenommen wird. Ich will auch, daß der Sohn der Großen Schlange in Betracht gezogen wird, wenn Sarastro

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