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Tochter der Schatten - Vara, M: Tochter der Schatten

Tochter der Schatten - Vara, M: Tochter der Schatten

Titel: Tochter der Schatten - Vara, M: Tochter der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Vara
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Sie wischte sich den Sand aus dem Gesicht und sah hoch. Dunkle Gestalten standen um sie herum, mit Fackeln in den Händen. Gabriella blinzelte erschrocken in die Flammen. Eine Gestalt löste sich von den anderen und kam auf sie zu, blieb dicht vor ihr stehen.
    Metall klirrte, etwas blitzte im Fackelschein auf, und dann legte sich kaltes Eisen unter ihr Kinn und hob es unerbittlich an. Eine dunkle, erotische Stimme, die ihr Blut zum Gefrieren brachte, sagte: »Sieh an, die Tochter der Menschenbuhle.«
    Vor Gabriella, beleuchtet von den Fackeln, stand die hochgewachsene Frau, die ihr und Rita im Keller aufgelauert hatte. Und wieder hielt sie ein Schwert in der Hand, das genau auf Gabriellas Kehle zeigte.
    ***
    »Bei den Nebeln der Verdammnis!« Der Späher hatte kaum ausgesprochen, als Darran auch schon aufgesprungen war. »Wo ist sie jetzt?«
    Rado beugte sich vor, die Hände auf die Oberschenkel gestützt, und schnappte nach Luft. »Ich habe sie zuletzt gesehen, als sie um den Palast herumging, Richtung Ahnenstätte.«
    »Markus, du nimmst einige Männer und folgst mir. Ich reite voraus und werde dir Zeichen hinterlassen.« Darran rannte los, ohne auf Antwort zu warten. Er konnte kaum glauben, wie einfältig er gewesen war! Natürlich würde seine Gabriella nicht aufgeben. Während er sich in Selbstmitleid gesuhlt hatte, war sie auf die haarsträubende Idee gekommen, durch das Tor zu marschieren. Verflixtes, eigensinniges, geliebtes Geschöpf! Vielleicht hatte man sie sogar herübergelockt, um ihr eine Falle zu stellen.
    Auf jeden Fall war keine Zeit mehr zu verlieren. Seine Angst um sie wuchs mit jedem Schritt, den er dem Palast näher kam, um seine Waffen und ein Reittier zu holen. Er würde alle töten, die ihr auch nur ein Haar krümmten.
    ***
    Gabriella presste sich gegen die Steinmauer in ihrem Rücken, um dem Schwert, das sich in ihre Kehle bohrte, auszuweichen, aber die Frau rückte mit jedem Millimeter, den sie auswich, um zwei nach. Und dann konnte Gabriella nicht mehr zurück. Der Druck der Schwertspitze wurde immer stärker, ein schmerzhafter Stich, und dann fühlte sie, wie etwas ihren Hals hinunterlief. Sie hätte gerne hingetastet, wagte jedoch nicht, sich zu bewegen, aus Furcht, die Frau könnte im nächsten Augenblick ihre Kehle durchbohren. Vielleicht wartete sie nur darauf, dass Gabriella eine falsche Bewegung machte.
    Noch vor wenigen Minuten hatte Gabriella gedacht, dass es ihr gleich wäre, hier zu verdursten und zu verhungern, wenn Darran ebenfalls tot war, aber jetzt war ihr klar, dass sie sich auf gar keinen Fall töten lassen wollte.
    »Hast du Angst?« Die falsche Freundlichkeit in der Stimme, der kaum verborgene Hohn ließ Gabriellas Nervenenden vibrieren. Die Schwertspitze fuhr langsam ihre Kehle entlang, tiefer, dem dünnen Rinnsal aus Blut nach.
    »Es ist schade, dass ich jetzt zu wenig Zeit habe, um mich eingehender mit dir zu befassen. Aber um dir einen Vorgeschmack auf das zu geben, was dich nach meiner Rückkehr erwartet, nimm das hier.«
    Sie riss das Schwert hoch, schwang es durch die Luft, und Gabriella, die erwartete, auf der Stelle geköpft zu werden, erstarrte vor Schreck. Im nächsten Moment zuckte die Schwertspitze glühend über ihr Gesicht. Die Klinge, scharf wie eines von Antonios Fleischmessern, zerschnitt ihre Wange, vom rechten Wangenknochen quer hinunter fast bis zum Kinn. Gabriella schrie auf, legte beide Hände über die Wunde, aber die Frau packte sie an den Haaren und riss ihre Hände fort. Sie fuhr mit dem Zeigefinger über die klaffende Wunde und besah sich dann den blutigen Finger. Gabriella wurde fast schlecht, als sie sah, wie ihr das Blut heruntertropfte.
    »Dünn. Verwässert, wertlos«, spuckte sie Gabriella entgegen. Ihr Gesicht war so knapp vor Gabriellas, dass sie trotz der Dunkelheit das Glühen in ihren Augen sehen konnte. Dann packte sie ihr Haar fester und stieß ihren Kopf mit aller Kraft gegen den Stein hinter ihr. Graue, weiße und rote Punkte tanzten vor Gabriellas Augen, dann wurde alles schwarz.
    Ein brennender Schmerz in ihrer Wange weckte Gabriella, der sich mit einem unangenehmen Pochen in ihrem Kopf vermischte. Eine Übelkeit erregende Mischung. Es würgte sie, sie hustete, und der Schmerz in ihrer Wange wurde so heftig, dass sie endlich völlig zu sich kam. Sie sah sich um. Die Frau war offenbar verschwunden, und eine Horde wild aussehender Kerle hatte sich im Kreis um sie herum niedergelassen.
    Sie hob die Hand und betastete die Wunde.

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