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Tochter der Schatten - Vara, M: Tochter der Schatten

Tochter der Schatten - Vara, M: Tochter der Schatten

Titel: Tochter der Schatten - Vara, M: Tochter der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Vara
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Leben.« Das Letztere sagte er noch leiser, aber sehr eindringlich.
    Levana sah ihn einige Atemzüge lang zuerst verblüfft, dann sehr ernst an, und schließlich nickte sie. »Dann sollten wir sie wohl retten, nicht wahr? Und den Rest wirst du mir später erklären.«
    Darran musste lächeln, obwohl ihm wahrhaftig nicht dazu zumute war. Vor allem nicht jetzt, wo sich die Situation offensichtlich zuspitzte. Einer der Männer hatte etwas in der Hand, das aussah wie ein kleines Tier. Er packte es, riss ihm den Kopf ab und schleuderte beide Teile des Kadavers vor Gabriellas Füße. Ihr entsetzter Ausdruck schnitt ihm ins Herz. Aber er hatte nicht viel Zeit, sie zu betrachten, sondern behielt den Mann im Auge. Falls er sie belästigen würde, musste er rasch eingreifen.
    Da geschah allerdings etwas, das ihm den Schweiß aus den Poren trieb: Gabriella sprang auf und ging auf den Mann los. Ihre Stimme klang etwas heiser, aber sie war laut und deutlich genug, um ihre Worte bis zu Darran und seinen Freunden zu tragen: »Stronzo! Canaille! Verfluchter Mistkerl! Mit einem nassen Fetz’n sollte man dich erschlagen!«
    Darran stöhnte unterdrückt auf; konnte sie nicht wie jedes annähernd vernunftbegabte Wesen einfach dort sitzen bleiben und möglichst unauffällig sein? Sie jedoch fluchte weiter, in mehreren Sprachen, wobei die schlimmsten Schimpfwörter vermutlich aus ihrer Zeit in Wien und Venedig stammten. Darran verstand nicht einmal die Hälfte davon, und der Mann war so perplex, dass er wie die anderen Gabriella nur anstarrte.
    »Was ist das denn?«, fragte Levana fasziniert.
    »Das Temperament ihrer Großmutter.« Markus klang nicht eben glücklich darüber.
    Darran ging nicht darauf ein, denn jetzt ballte sein Liebling auch noch die Fäuste und ging auf den Mann los. Er hatte keine Zeit mehr zu verlieren. »Sind deine Männer schon auf der anderen Seite?«
    »Selbst wenn nicht, haben wir jetzt keine Wahl mehr.« Markus spannte seinen Bogen.
    Darran erhob sich lautlos, den Dolch in der einen Hand, das Schwert in der anderen. Wie ein Schatten bewegte er sich im Halbkreis auf die Männer zu. Er konnte sich nicht direkt auf sie stürzen, sondern musste sie von hinten angreifen.
    Die anderen Männer an den Feuern lachten und lehnten sich behaglich zurück, um das Spektakel genüsslich zu verfolgen. Darran dagegen hätte gut und gerne auf diese Art der Unterhaltung verzichten können. Er umrundete die Gruppe, dabei fiel sein Blick zum ersten Mal direkt von vorne auf Gabriella. Ihre Kapuze war zurückgerutscht, ein Schal hing ihr um den Hals und gab den Blick auf den hässlichen roten Streifen frei, der sich quer über ihre Wange zog. Darran war es, als hätte ihm jemand mit einer Eisenfaust in den Magen geschlagen. Er krallte seine Hand um den Schwertknauf, bis der Schmerz ihn zur Besinnung brachte. Darran atmete tief durch, um die Wut zu beherrschen, und dann sprang er vor, um sich auf die Männer zu stürzen.
    ***
    »Die Nebel sollen dich fressen!«, beendete Gabriella ihre Tirade an Verwünschungen. Jedes Denken, jede Vernunft war ausgeschaltet, als sie sich, blind vor Wut und Schmerz, dann auch noch auf den Widerling stürzte. Das Schwein hatte nicht nur ihre Müsliriegel ausgespuckt, sondern auch noch das Einzige zerstört, das ihr ein kleiner Trost gewesen wäre.
    Zuerst war der Mann so erstaunt, dass er sich nicht einmal wehrte, obwohl Gabriella ihn so fest boxte, dass ihre Fäuste wehtaten, dann hob er mit hassenswerter Gelassenheit die Hand, und eine gewaltige Ohrfeige, genau auf die Wunde, fegte Gabriella von den Füßen und ließ sie gegen einen Felsen stürzen. Sie prallte ab und schlug mit einem Stöhnen auf. Für Augenblicke wurde es schwarz um sie. Sie bemerkte noch, dass der Mann näher kam, nach ihr fassen wollte, aber plötzlich war etwas zwischen ihr und ihm. Oder jemand.
    Das Nächste, was sie hörte, war ein grauenvolles Ächzen, und dann taumelte ein schwerer Schatten auf sie zu. Eher der Mann jedoch auf Gabriella fallen konnte, wurde er kraftvoll weggestoßen und landete vier Schritte von ihr entfernt auf dem Boden.
    Die anderen waren aufgesprungen, schrien sich etwas zu, aber sie achtete nicht darauf. Sie blinzelte die schwarzen, vor ihren Augen tanzenden Pünktchen weg und sah zu dem Mann hinüber. Er lag mit offenem Mund da, hatte ihr das Gesicht zugewandt und rührte sich nicht. Die Augen starrten leblos auf sie.
    Um sie herum entstand ein befremdlicher Tumult. Taub, verwirrt, voller Schmerzen,

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