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Tochter der Schatten - Vara, M: Tochter der Schatten

Tochter der Schatten - Vara, M: Tochter der Schatten

Titel: Tochter der Schatten - Vara, M: Tochter der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Vara
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Verwunderung klang er eher besorgt. »Ich kann es jetzt nicht öffnen, die Dämmerung bricht gleich herein, wir brauchen das Tageslicht. Man wird euch Räume zuweisen, in denen ihr geschützt die Nacht verbringen könnt.«
    »Wir werden in Gabriellas Nähe lagern, um sicherzugehen, dass ihr nichts zustößt.« Darran, die Hand auf dem Schwertknauf, kam näher. Gabriella sah, wie seine Leute und Markus sich misstrauisch umsahen, und Alderan scannte förmlich aus zusammengekniffenen Augen die Umgebung.
    »Sie ist in meinem Heim«, fuhr Strabo ihn, nun doch verärgert, an. »Aber macht, wie euch beliebt. Ihr könnt Räume haben, aber auch, dem kommenden Sturm ausgesetzt, vor meinen Toren lagern.«
    Er nahm Gabriella sanft am Arm, geleitete sie jedoch nicht zu dem großen Palast, in dessen monströser Halle sie vor so kurzer Zeit hier angekommen war, sondern zu einem flachen Gebäude, dem sich andere anschlossen. Als er sah, dass sie den Kopf nach dem vielstöckigen Schloss drehte, nickte er betrübt. »Früher hat meine Familie dort gelebt. Auch ich. Aber inzwischen wohnen lediglich die Wachen dort, um das Tor zu bewachen.«
    Sie betraten das niedrige Gebäude, und Strabo führte sie in einen Raum mit schießschartenartigen Fenstern. Auch sie waren durch hauchdünne Steinfenster verschlossen, durch deren buntes Glas das Licht der Dämmerung fiel. »Hier, meine Liebe. Ruhe dich von dem Ritt aus. Man wird dir etwas Nahrhaftes bringen. Wir sprechen später weiter.« Er tätschelte ihren Arm. »Auch darüber, wie es dir gelungen ist, hierherzukommen.«
    Sie sah ihm nach, wie er zur Tür ging. Dort blieb er stehen und sah unschlüssig zurück, ein leichtes Lächeln um die Lippen. Zum ersten Mal betrachtete sie ihren Vater eingehender. Als er ihr nach dem Tod ihrer Mutter »erschienen« war, hatte seine Gegenwart sie eingeschüchtert, aber inzwischen sah sie nicht mehr den unheimlichen Schatten in ihm. Und sein Gesicht war das eines älteren Mannes, mit Kerben und Furchen, wie das Leben sie in Gesichter zeichnete.
    Ihr Vater. Unfassbar. Aus einem spontanen Gefühl heraus stakste sie steifbeinig zu ihm hinüber und küsste ihn auf die Wange. Für einen Augenblick legte er seinen Arm um sie und drückte sie an sich. Eine angenehme Wärme ging von ihm aus, eine Zuneigung, mit der sie nicht gerechnet hatte. »Ich bin glücklich, dich in meinem Leben zu haben, mein Kind.«
    Gabriella blickte ihm nach, als er davonging, dann sah sie sich in ihrem Zimmer um. Zwei leuchtende Steinsäulen verbreiteten auch hier Licht und Wärme, aber sonst war es spartanisch eingerichtet. So lebte der Herrscher von Amisaya?
    Eine Bettstatt – zumindest nannte Gabriella es so bei sich, weil es nicht die geringste Ähnlichkeit mit ihrem bequemen Polsterbett daheim hatte, stand am hinteren Teil der Wand. Dann ein Steintisch. Ein hölzerner Stuhl. Sie ging darauf zu und betrachtete ihn. Das war allerdings kein simpler Stuhl, sondern ein prächtiges Meisterwerk mit kunstvollen Schnitzereien. Sie erkannte Blumenranken, Bäume, und auf der Hinterseite der Rückenlehne sogar eine ganze Gartenlandschaft. Hatte es früher hier so ausgesehen?
    Wenn sie in Betracht zog, was Markus über Holz in diesem Land gesagt hatte, dann hatte sie ein unbezahlbares Stück vor sich. Es schien ihr ein Sakrileg, sich darauf niederzulassen, also setzte sie sich auf das Bett. Es war auch weicher. Sie war müde, ihr Hinterteil tat weh, der Sand kratzte sogar in ihrer Unterwäsche und rieb zwischen ihren Zähnen. Erleichtert sah sie auf, als ein alter Mann hereinkam. Endlich etwas zu essen. Zu ihrer Enttäuschung brachte er jedoch nur ihren Rucksack, und dazu stellte er einen Krug und einen Becher auf den Tisch.
    Er lächelte sie freundlich an, und sie trat zum Tisch und schnupperte am Krug. Es roch ähnlich wie das Getränk, das Levana ihr zu trinken gegeben hatte.
    »Haben Sie vielleicht auch noch etwas anderes? Das hier ist sicher sehr delikat«, setzte sie rasch hinzu, als sie sein bekümmertes Gesicht sah, »aber ich habe großen Hunger.« Ihr Magen unterstrich diese Worte mit einem lauten Knurren.
    »Leider. Das ist alles, was ich Euch anbieten kann.«
    »Schon gut.« Hoffentlich hatte das Krokodil vom Vortag noch Müsliriegel übrig gelassen, und danach würde sie eben Strabo nach etwas zu essen fragen. »Wo finde ich meinen Vater?«
    »Euer Vater ist am Kraftort Eurer Ahnen. Ihr könnt den Weg auf der anderen Seite des Hauses nehmen, der führt Euch direkt hin.« Er wies

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