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Tochter der Schatten - Vara, M: Tochter der Schatten

Tochter der Schatten - Vara, M: Tochter der Schatten

Titel: Tochter der Schatten - Vara, M: Tochter der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Vara
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sie auf ihre Tiere sprangen, und riskierte einen weiteren Blick. Er selbst war dabei, dann Markus, der Strabos Leute kritisch musterte, und noch vier weitere Männer. Dort hinten preschte noch ein schlanker Reiter heran, dessen schwarzes Haar wie eine Fahne hinter ihm herwehte, gefolgt von einem weiteren. Levana und Alderan. Gabriella lächelte.
    Dann trabten sie los. Sie richtete sich hoch auf, den Kopf stolz und gerade, für den Fall, dass Darran sie beobachtete.
    ***
    Sie hatte sich nicht einmal mehr nach ihm umgedreht, nur die Achseln gezuckt und war einfach losmarschiert. Darrans Stimmung war deshalb schon düster, aber als er mitansehen musste, wie erbärmlich Gabriella auf dem Pferd hockte, sank seine Laune noch um einiges. Sie hing auf dem Pferd wie ein Sack. Oder vielmehr wie ein Sack, der einen Stock verschluckt hatte und bei jedem Trabschritt des Pferdes mindestens zwei Handbreit in die Höhe hüpfte. Bis sie in Strabos Residenz ankamen, hatte sie gewiss überall am Körper Schmerzen, blaue Flecken und war wundgeritten.
    Und je näher sie seiner Residenz kamen, desto mehr bestätigten sich seine Befürchtungen, zumal Gabriella bald schon mehr oder weniger hilflos auf dem Pferd herumrutschte und dabei so durchgeschüttelt wurde, dass Darran schon beim Zusehen jeder Knochen im Leib wehtat. Am liebsten hätte er sie auf sein eigenes Pferd gezerrt, um sie in seinen Armen zu halten.
    Der Ritt verlief schweigend, kaum dass die Reiter ein oder zwei Worte miteinander wechselten. Sogar Levana saß still und in düsteres Brüten versunken auf ihrem Pferd. Nicht zuletzt deshalb, weil nicht nur der aufkommende Sturm, sondern auch die Hufe der Pferde Staub aufwirbelten, der jedes Gespräch sofort in einem Hustenanfall erstickt hätte.
    Darran ließ seine Aufmerksamkeit von Gabriella zu ihrem Vater wandern. Strabo hatte sich verändert. Darran vermisste an ihm die Ausstrahlung von Macht, mit der Strabo früher so beeindruckend gewirkt hatte. Er hielt sich zwar gerade, aber dennoch wirkte er kleiner als früher, auf befremdliche Art geschrumpft, als laste sein Amt zu schwer auf ihm. Das war ein schlechtes Zeichen. Strabo stand für die Einhaltung der Ordnung. Wankte er, verlor er an Macht, so kam auch die gesamte Welt von Amisaya ins Wanken. Es gab genügend Familien, die seine Schwäche nützen würden, um an die Macht zu kommen, und das Land würde abermals in Kriegen brennen, bis es völlig zerstört war.
    ***
    Ihr Vater wechselte während des Rittes kein Wort mit Gabriella, lächelte ihr jedoch von Zeit zu Zeit aufmunternd zu. Anfangs fiel es Gabriella noch leicht, zurückzulächeln, aber zum Schluss blieb nur noch ein entschlossenes Zähneblecken übrig. Bereits zehn Minuten nach Aufbruch hatte sie von dem Gehopse Seitenstechen. Zwanzig Minuten später zusätzlich Kopfschmerzen, weil sie krampfhaft die Zähne aufeinanderbeißen musste, damit sie nicht bei jedem Schritt zusammenschlugen oder sie sich in die Zunge biss, und schon lange, bevor sie das Domizil ihres Vaters überhaupt zu Gesicht bekam, war sie wundgeritten. Sie schwor sich: Wenn sie je wieder heimkam, würde sie sich nie wieder über überfüllte U-Bahnen beklagen.
    Vor dem Palast angekommen, hatte sie Mühe, überhaupt vom Pferd zu steigen. Sich der abschätzenden Blicke der Männer – und besonders Darrans – bewusst, schwang sie mit letzter Kraft das rechte Bein über den Sattel und ließ sich vorsichtig hinunter. Sie wagte es erst, ihren Griff vom Sattel zu lösen, als sie sicher sein konnte, dass ihre Beine sie auch trugen. Was alles wehtat, daran wollte sie gar nicht denken.
    Sie begegnete Darrans Blick, der sie so finster musterte, als würde er sie noch zusätzlich übers Knie legen wollen, und wandte sich rasch ab. Sich vor ihm jetzt nur keine Blöße geben! Mit zusammengebissenen Zähnen stelzte sie neben ihrem Vater her, wild entschlossen, die Steifheit in den Beinen und die Schmerzen in ihrem Hintern zu überspielen.
    »Das Tor«, hielt Darrans kalte Stimme sie auf.
    Der Mann war wirklich unerträglich verbissen. Obwohl Gabriella zugegebenermaßen in diesem Moment nichts gegen einen kurzen Besuch daheim einzuwenden gehabt hätte. Im Gegenteil: Ein ganzes Jahresgehalt für nur eine Stunde in ihrem Badezimmer! Und ein weiteres für eine Kanne Kaffee mit Milch und Zucker und Frühstücksmüsli. Ihr Magen musste inzwischen schon auf die Hälfte geschrumpft sein. Aßen die hier nie etwas?
    Ihr Vater wandte sich nach Darran um, und zu Gabriellas

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