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Tochter der Schatten - Vara, M: Tochter der Schatten

Tochter der Schatten - Vara, M: Tochter der Schatten

Titel: Tochter der Schatten - Vara, M: Tochter der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Vara
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trachteten, trotz des Gedränges Abstand von ihm zu halten, er sah auch nicht auf das kreischende Opfer, das soeben von den Nebelwesen verschlungen wurde. Die Zeit, da ihn die Vernichtung eines anderen berührt hatte, war schon lange vorbei. Nein, während die anderen auf den Sterbenden gafften, war er immer nur hier, um die Jäger zu beobachten. Er kannte sie alle von früher, bis sie zu namenlosen Schatten verdammt worden waren. Vermutlich war er deshalb auch der Einzige, der das Aufflackern in den dunklen Augen des Jägers bemerkte.
    Es war nicht lange her, da war er einer von ihnen gewesen. So wie dieser Dunkelhaarige hatte auch er dort gestanden, um der Verurteilung der Beute beizuwohnen. Anfangs gleichgültig und später voller Furcht, Strabo könnte bei seiner Prüfung seinen Schutzwall durchbrechen und herausfinden, dass er Empfindungen hatte.
    Die Menge löste sich auf. Das traurige Schauspiel war vorbei. Der Graue Herr zog sich zurück, und der Jäger verschwand wie mit einem Fingerschnippen. Der tro-ckene Wind von Amisaya, feinen Staub und den Geruch von Dürre und Verzweiflung mit sich bringend, fegte über den Ort, als wolle er die Menschen vertreiben und die Erinnerung an dieses letzte Opfer auslöschen.
    Er warf noch einen letzten Blick zum Palast hinüber. Dort hauste nicht nur Strabo, der Herr von Amisaya, nur noch umgeben von einigen wenigen Getreuen und Wächtern, sondern dort lag auch, gut bewacht, das Tor zur Freiheit.
    »Soll es immer so weitergehen?«, riss ihn eine Stimme aus seinen Gedanken.
    Er drehte den Kopf und musterte sein Gegenüber. Gelbliche Haut, verfilztes Haar. Eine gezackte Narbe verlief quer über die linke Wange. Er ließ sich Zeit mit seiner Prüfung, auch mit der Antwort, so lange, bis der andere unruhig wurde. Endlich zuckte er mit den Schultern und setzte sich in Bewegung. Der Mann folgte ihm, andere schlossen sich an, misstrauische Blicke um sich werfend.
    »Warte, Markus, wir haben etwas mit dir zu bereden.«
    »Ich aber nicht mit euch.«
    »Auch nicht, wenn es darum ginge, hier herauszukommen?«
    Er blieb so abrupt stehen, dass der Sprecher beinahe gegen ihn prallte. Langsam drehte er sich um. »Wie war das?«
    Eine kleine Gruppe drängte sich um ihn. »Wir haben eine Möglichkeit, hier herauszukommen«, sagte ein Glatzkopf, dessen Wangen so stark eingefallen waren, dass Markus das Gefühl hatte, mit einem Totenschädel zu sprechen.
    »Wie?« Blitzschnell schoss Markus’ Hand vor und packte den Mann an den Lumpen, die er anstelle eines Hemds trug. »Ich habe dich etwas gefragt.«
    »Einer von uns kann diese Welt verlassen«, antwortete eine Frau an seiner Stelle. Es war diejenige, die zuvor mit dem Verurteilten gesprochen hatte, ehe er von den Nebelwesen eliminiert worden war.
    Markus deutete mit dem Kopf zu der Stelle, an der die Nebelwesen den Gefangenen eliminiert hatten. »So wie der etwa?«
    Die anderen sahen einander an. »Er war nicht der Erste.« Wieder war es die Frau, die sprach. Sie sah besser aus als die Männer, gepflegter, genährter. Das war normal, Frauen waren hier so selten, dass sie – eifersüchtig bewacht und beschützt – meist in Gemeinschaften mit mehreren Männern lebten, die sie wie ihren Augapfel hüteten. Und diese hier hatte von jeher eine besondere Stellung eingenommen. »Wenn wieder einer von uns geht, haben wir keine Chance«, fügte sie mit harter Stimme hinzu. »Die Jäger sind schnell, und die Jagd geht meist tödlich aus.«
    »Malina hat recht. Aber einer wie du …«, der Mann räusperte sich und verstummte, als Markus’ kalter Blick ihn traf.
    »Ein ehemaliger Jäger wie du«, ergänzte die Frau ohne Furcht in ihren Augen, »einer, der all die dreckigen Tricks kennt, mit denen man uns wieder einfangen kann.«
    Markus sah sie ausdruckslos an. »Und was hättet ihr davon?«
    »Strabos Bastard.«
    Er legte den Kopf etwas schief. »Wie war das?«
    »Er hat seine eigenen Gesetze gebrochen, das Tor durchschritten und sich mit einem Menschen eingelassen. Daraus ist ein Bastard entstanden, eine Buhlentochter.« Malina sprach das letzte Wort mit inbrünstiger Gehässigkeit aus.
    »Wir sind nicht die Einzigen, die ihn hassen«, sagte der Glatzkopf. »Anderen geht es nicht viel besser als uns. Nur die Jäger tun, was er will, weil er sie zu seinen hirnlosen Puppen gemacht hat.«
    Markus nickte. Wann immer einer von ihnen zum Jäger wurde, nahm der Graue Herr ihm alles, sein Gedächtnis, sogar seine gesamte Persönlichkeit, ehe er ihn zur

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