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Tochter der Schatten - Vara, M: Tochter der Schatten

Tochter der Schatten - Vara, M: Tochter der Schatten

Titel: Tochter der Schatten - Vara, M: Tochter der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Vara
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Darrans Blick hatte etwas in ihr gelöst, ausgelöst, ihr bewusst gemacht. Und der Handkuss – er hatte tatsächlich mit den Lippen ihre Hand berührt! – war verwirrend gewesen. Da war etwas an Markus, das sie berührte, andernfalls hätte sie ihn nie in ihre Wohnung gebeten. Seltsam.
    »Mir wäre es lieber, du gingst jetzt.« Gabriella wollte sich wegdrehen, aber da war Darran schon bei ihr. Seine Hand schnellte vor, wie um sie zu packen. Obwohl er durch sie hindurchgriff, fühlte sie die Berührung in ihrem ganzen Körper. Allerdings nicht wie das sinnliche Prickeln, wenn er sie wie unabsichtlich streichelte oder beiläufig berührte, sondern wie einen schmerzhaften elektrischen Schlag.
    Er trat sofort einen Schritt zurück, als er ihr Zusammenzucken bemerkte, aber das Glühen in seinen Augen blieb.
    »Es gefällt mir nicht, wenn er dich so berührt. Er soll dich nicht angreifen! Sag ihm das! Sonst tu ich es.«
    Gabriella begriff. Er war eifersüchtig. Er konnte sie ja nicht berühren! Und das war etwas, das er – das wurde ihr in diesem Moment klar – mehr als alles andere wollte. Und sie? Was hätte sie darum gegeben, seine Lippen auf ihrer Hand zu fühlen. Auf ihrer Hand, auf ihrer Wange.
    »Das kannst du ja nicht einmal«, sagte sie müde. »Was bist du? Was wirklich? Weshalb kannst du dich durch Wände bewegen?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Hattest du je einen Körper?« In ihr stieg ein grauenvoller Verdacht auf. Was war, wenn diese Wesen Menschen wie Darran töteten und dann als Geister auf die Pirsch sandten, als körperlose, gefühllose, innerlich leere Zombies? Aber Darran war kein Zombie. Er hatte Gefühle, Gedanken. Sie zeigten sich in seiner Mimik, in seinen Worten, Gesten. Und sie konnte sie fühlen.
    Ein gequälter Ausdruck huschte über sein Gesicht. »Ich weiß es nicht, Gabriella.«
    Sie deutete mit zitternder Hand auf ihre Stirn. »Weiß ich denn, ob du überhaupt real bist? Vielleicht lebst du nur in meiner Einbildung? Vielleicht bin ich schizophren?«
    »Unsinn! Das bist du nicht!« Darrans Zorn fiel angesichts ihrer Verwirrung in sich zusammen. Er hatte sie nicht erschrecken wollen. Er war nur wütend gewesen, hatte das zerrende Gefühl in seinem Leib kaum mehr ertragen. Er trat einen Schritt näher. »Und ich kann es beweisen. Lass mich dich noch einmal berühren.«
    Sie hatte sich abgewandt, drehte sich jetzt jedoch nach ihm um. »Wozu denn? Wofür soll das gut sein?«
    Wofür? Weil er Angst hatte, sie zu verlieren. Weil er ihr beweisen wollte, wie real er wirklich war, auch ohne Körper. Weil er es kaum ertragen konnte, ihr so nahe zu sein, sie gelegentlich zu streifen, zu berühren, ohne ständig noch mehr davon zu wollen und zu bekommen. Weil er sich, seit er sie wiedergetroffen hatte, noch hundertfach intensiver als davor fragte, wie es wäre, sie abermals völlig zu spüren. Nicht nur aus zwei Schritt Entfernung, nicht nur eine kurze Berührung der Hand, ein Streifen seiner Lippen auf ihrer Wange, das noch viele Erdenstunden später in ihm nachhallte, sondern vollkommen. Und so, dass sie diesen Menschen vergaß!
    »Es fühlt sich jedes Mal sonderbar an«, erwiderte er achselzuckend und darauf bedacht, nichts von seinen verwirrenden Gefühlen zu verraten, die zwischen brennender Sehnsucht nach Gabriella und glühendem Groll auf diesen Mann, der ihr die Hand geküsst hatte, schwankten. »Ich möchte diese Empfindung studieren.«
    Sie sagte nichts. Ihr Schweigen dauerte unerträglich lange, es zerrte an seinen Nerven, schmerzte in seinem Körper und machte seine Hände und sein Herz gleichermaßen zittern. Er blieb halb abgewandt stehen. Wenn sie nichts sagte, es ihm nicht erlaubte, dann würde er in den nächsten Minuten gehen. Sie einfach stehen lassen und nie zurückkommen. Sie vergessen. Noch während er dies dachte, wusste er, dass er dazu nicht fähig sein würde.
    Als er es endlich wagte, sie anzublicken, waren ihre Augen geweitet. »Weshalb hat sich dein Gesicht gerötet?«, wiederholte sie die Frage, die er ihr vor nicht allzu langer Zeit gestellt hatte.
    Gerötet? Verärgert zog er die Augenbrauen zusammen. Welch ein Unsinn. Er hatte dieses Phänomen schon beobachtet, doch Jäger wurden nicht rot wie irgendein Mensch. Aber Jäger gaben sich auch keine Namen. Sie interessierten sich nicht für die Welt um sie herum. Sie taten lediglich das, wofür sie geschaffen worden waren – sie jagten auf Befehl des Grauen Herrn.
    Und schon gar nicht entwickelten sie Gefühle für

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