Tochter der Schatten - Vara, M: Tochter der Schatten
berühren, wieder in diese Wärme und dieses Begehren einzutauchen, wurde fast übermächtig. Und da wusste sie, dass sie alles wollte, was sie von ihm bekommen konnte. »Bleib bei mir. Bleib heute Nacht bei mir.«
Wäre er ein Mensch gewesen, hätte sie ihn jetzt bei der Hand gepackt und ihn ins Schlafzimmer gezogen, so jedoch berührte sie nur seine Hand und machte einen kleinen Schritt von ihm weg, bis die Berührung fast verloren ging. Er ließ es nicht zu, sondern folgte ihr, sodass ihre Hände nie den Kontakt verloren. Sie war noch zu scheu, um sich vor ihm zu entkleiden, deshalb huschte sie ins Bad und zog ihr Nachthemd über, während er im Schlafzimmer auf sie wartete. Dann legte sie sich ins Bett, und er glitt neben sie. Ein Schatten und doch so völlig real, dass er jede Faser ihres Körpers erregte.
Darran studierte ihr Gesicht, als wollte er es sich für alle Zeiten einprägen. »Du duftest so herrlich.«
Gabriella lächelte ungläubig. Sie fühlte sich wie eine Blüte. »Du kannst mich riechen?«
Sein Lächeln verstärkte sich. »Nicht wie ihr, und ich gäbe viel darum, diese Erfahrung machen zu können. Nein, es sind deine Ausstrahlung, deine Gefühle. Ihr Menschen sagt manchmal Aura dazu. Wir nennen es Odem . Es wird stärker, wenn ich dich berühre.« Wie um seine Worte zu unterstreichen, fuhr er mit seinen Fingerspitzen die Konturen ihrer Wangen nach. »Du bist für mich wie ein Wunder«, flüsterte er. »Seit dem Moment, an dem ich dich das erste Mal gesehen habe.«
»Im Bad?«, neckte sie ihn, halb entzückt, halb verlegen.
Sein leises Lachen weckte ein warmes, sinnliches Gefühl in ihr. Dann wurde er ernst. »Ihr Menschen habt einen Ausdruck für das, was ich empfinde. Zumindest glaube ich, dass er zutrifft, denn ich kann mich nicht erinnern, ihn je benützt oder so empfunden zu haben. Liebe . Ich liebe dich, Gabriella.«
Gabriella hob die Hand und legte sie an seine Wange, bis sie das Knistern fühlte, das über ihre Haut tanzte. Er legte seine darüber, als wollte er sie halten. Sie beugte sich vor – und wie zuvor Darran sie geküsst hatte, so berührte sie nun mit den Lippen seine Stirn, seine Wange, seine Nase, sein Kinn. Kleine Küsse, die ihr und ihm brannten.
Es war ihr nicht genug. Bei Weitem nicht. Aber wie schlief man mit einem Schemen? Offenbar wollte er es ebenfalls herausfinden, denn er sagte: »Ich möchte dich um noch mehr bitten«, seine Stimme klang heiser.
»Ja?«
»Ich möchte dich noch einmal umarmen. Nicht wie vorhin, als ich dich so erschreckt habe, sondern … sanfter.«
Es war ihr, als berührte er allein schon mit seinen Fingerspitzen ihren ganzen Körper bis in ihr Innerstes. Und sie wollte mehr davon. Sie wollte wissen, wie es war, ihn völlig zu spüren. Sie nickte, atemlos.
»Wenn es unangenehm wird, sag es sofort.«
Unangenehm? Sie sehnte sich mit jeder Faser ihres Körpers danach! Als er sich ihr näherte, hielt sie ihn jedoch auf. »Warte!« Nun zögerte sie nicht mehr, sondern setzte sich auf, zog das Nachthemd über ihren Kopf und warf es neben das Bett. Sie legte sich neben ihn, halb seitlich, einen sehr verlegenen Ausdruck im Gesicht. »Kannst du dich auch ausziehen?«
Er schüttelte langsam den Kopf.
Dann musste es eben so gehen.
Sie spürte, dass er schneller atmete, auch wenn sie seinen Atem nicht fühlen konnte. Ein erwartungsvolles Zittern lief durch ihren Körper. Damals war sie irrtümlich durch ihn hindurchgelaufen. Jetzt würde sie es bewusst erleben. Und jetzt war sie auch kein kleines Mädchen mehr.
Er kam sehr, sehr nahe, bis ihre Körper teilweise ineinanderglitten, miteinander verschmolzen. Seine Arme legten sich um sie, wie um sie an sich zu ziehen und zu halten. Ein sehr intensiver Ausdruck lag auf seinem Gesicht, es war wie von einem leisen Schmerz verzerrt, von Verwirrung und zugleich von Freude.
In dem Moment, als ihr Körper mit seinem eins wurde, versank alles um Gabriella. Sie schloss die Augen und gab sich ihren Empfindungen hin. Sie fühlte sich geborgen und erregt zugleich. Wärme durchströmte sie, ein Gefühl von Nähe, von Sehnsucht. Und dann – nichts hatte sie darauf vorbereitet, nicht einmal das Streicheln, nicht die Berührung seiner Lippen an ihrer Wange – ein plötzliches, heißes Aufflammen von Verlangen, das nicht von ihr allein stammte, sondern auch von ihm. Der Wunsch nach noch mehr Intimität. Sie hörte sein Flüs-tern, ein tiefes Aufseufzen, fast wie ein Stöhnen. Es war ihr, als berührte er ihren
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