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Tochter der Träume / Roman

Tochter der Träume / Roman

Titel: Tochter der Träume / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Smith
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zweimal überlegen, bevor er mich belauschte. Er räusperte sich. »Dann ist ja gut.«
    Ich trat an die beiden Ärzte heran und fühlte mich nach dem verbalen Schlagabtausch gleich viel selbstsicherer. »Gibt es Neuigkeiten bei den SUNDS -Fällen?«
    »Es sind keine neuen Fälle hinzugekommen«, antwortete Dr.Canning, würdigte mich aber keines Blickes. »Die Polizei vermutet ein Bakterium oder eine biologisch bedingte Ursache. Ich für meinen Teil bin geneigt zu glauben, dass wir es überhaupt nicht mit SUNDS zu tun haben.«
    Tolle Ausrede. Damit war er fein raus und schob alles bequem auf die Polizei, statt zuzugeben, dass er die erhoffte »Verbindung« nicht gefunden hatte. Ich hatte ihm und Dr.Revello bereits gesagt, dass es sich nicht um SUNDS handelte, wollte aber jetzt nicht wieder damit anfangen. Sie würden mich sowieso nur belächeln und nach meiner Theorie fragen. Und ich konnte ihnen kaum erzählen, dass ein Dämon aus der Traumwelt Leute im Schlaf tötete, um ihnen ihre Energie abzusaugen, damit er sich vor Morpheus tarnen konnte. Das klang verrückt, selbst für mich, aber ich wusste ganz
bestimmt
, dass es so war.
    »Zu schade.« Es tat mir nicht aufrichtig leid, was sie mir wohl anhörten, aber das war mir egal. »Die Klinik hätte die Publicity gut gebrauchen können.« Ich nahm mein Klemmbrett, ging Richtung Tür und spürte die Blicke der beiden im Rücken. Sobald ich außer Hörweite war, würden sie über mich herziehen, aber auch das war mir egal. Menschen waren gestorben. Getötet von Karatos. Und nichts und niemand konnte das ändern.
    Auch ich nicht.
     
    Alles war still, als ich Noahs Apartment betrat. Ich drückte die Tasten für den Zahlencode auf der Alarmanlage und sperrte die Tür hinter mir zu, bevor ich nach ihm rief. Keine Antwort.
    Am Treppenabsatz zog ich meine Stiefel aus und blickte mich um. »Noah?« Immer noch nichts. Ich warf einen Blick in die Küche. Nichts, außer einer Schüssel und einem Löffel im Spülbecken sowie ein halbvoller Topf mit kalter Hühnersuppe aus der Dose auf dem Herd.
    Auch im Wohnzimmer war alles still, aber immerhin gab es noch ein paar Lebenszeichen: eine zerknautschte Decke auf dem Sofa, ein aufgeklapptes Buch, das wie ein Schmetterling umgedreht auf dem Beistelltisch lag. Noah musste eben noch hier gewesen sein. Aber wo war er jetzt?
    Ich stieg die Treppe hinauf zum »zweiten« Stock, einer Art Loft. Der Raum war offen und luftig, und die rasch untergehende Sonne warf einen orange-goldenen Schein durch die vielen Fenster auf den auf Hochglanz polierten Fußboden. Vom Boden gingen zwei schwere, quadratische Stützbalken bis zur Decke und flankierten das Fußende eines breiten Doppelbetts. Das Kopfende befand sich zwischen zwei halb sichtbaren Balken an der östlichen Zimmerwand. Das Bett war nicht gemacht. Die schneeweißen Laken und das weiße, üppig gepolsterte Kissen hoben sich sehr schön von der goldbraunen Überdecke ab, die in unordentlichen Falten bis auf den Fußboden hing.
    »Lass mich raten …«
    Beim plötzlichen Klang seiner Stimme schrie ich auf und fuhr herum, während mein Herz einen Riesensatz machte.
    Noah grinste. »Warren hat dich geschickt.«
    Er stand in der Tür am hinteren Ende des Raums mit nichts außer einer tief sitzenden Jeans bekleidet. Ein Handtuch lag um seine Schultern. Seine gebräunte Haut war vom Duschen leicht gerötet, und sein tiefschwarzes, noch feuchtes Haar stand ihm in allen Richtungen vom Kopf ab.
    Ich presste meine Handfläche an die Brust, als mein Herz fast zu zerspringen drohte. »Er hat sich Sorgen gemacht. Hast du ihm gesagt, dass du krank bist?« Er sah verdammt gut aus. Zum Anbeißen.
    Er hielt die Enden des Handtuchs umfasst, als er mit einem leichten Lächeln um die Lippen auf mich zukam. Noah wirkte ein wenig erschöpft, aber er hatte schon schlimmer ausgesehen, nachdem er nächtelang gemalt hatte.
    »Kann sein. Kann aber auch sein, dass ich ihm erzählt habe, dass mich ein grausames Traumwesen verletzt hat, ich dann von einem weiteren Traumwesen geheilt wurde, woraufhin ich den Rest der Nacht einen wunderbaren Traum hatte.«
    Ich grinste und errötete ein wenig. »Wunderbar? Wie wunderbar?« Mein Ego benahm sich mal wieder daneben.
    Er lachte leise, warf das Handtuch auf einen Stuhl und kam auf mich zu. Seine Haut verströmte feuchte Wärme und roch appetitlich frisch. Am liebsten hätte ich mein Gesicht an seinem Hals vergraben, dort, wo sein Nacken in die Schulter überging, und seinen Duft

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