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Tochter der Träume / Roman

Tochter der Träume / Roman

Titel: Tochter der Träume / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Smith
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mich unverwandt an, doch im tiefen Schwarz seiner Augen bemerkte ich ein dunkles Flackern. Ich konnte ihm nichts vormachen, oder zumindest nur wenig. »Willst du darüber reden?«
    »Nein.« Fast hätte ich dabei hysterisch aufgelacht. »Nicht jetzt.« Wozu auch. Er brauchte nicht zu wissen, dass Karatos ihm einen Teil seines Wesens gestohlen hatte, sich in meinen Traum gedrängt und sich als Noah ausgegeben hatte.
    Verdammt. Es war nicht Noah gewesen, sondern Karatos, dem ich von Antwoine erzählt hatte. Ein Grund mehr, den alten Mann schleunigst aufzusuchen. Die Sanftheit in Noahs Augen wich einer gewissen Skepsis. Er wusste, dass ich ihm etwas verheimlichte. »Ich bin nicht schwach, Dawn. Schließ mich nicht aus.«
    »Das tue ich ja gar nicht.« Jetzt bekam ich doch Gewissensbisse. »Und du? Hast du gut geschlafen?«
    Er ließ den Blick auf mir ruhen und schwieg. Und das Schweigen zwischen uns zog sich in die Länge, bis es fast unangenehm war. »Also doch. Karatos?«
    Irgendetwas musste ich jetzt sagen, damit sich die Spannung zwischen uns löste. Doch ich sah keine Möglichkeit, ihm zu erklären, was der Dämon angestellt hatte, ohne ihm Angst einzujagen. Also nickte ich und erzählte nur das Nötigste. »Oh, er hat nur Mist geredet. Und dich hat er nicht besucht?«
    »Er hat wohl beschlossen, mich ausnahmsweise in Ruhe zu lassen«, meinte er und klang amüsiert und verbittert zugleich.
    »Zweifelsohne«, erwiderte ich. Karatos hatte sich vor mir aufspielen wollen, damit ich Angst bekam und schwächer wurde. Mit Noah hatte das nichts zu tun, und daher würde ich auch dazu nichts sagen.
    Noahs Hand lag auf dem Laken, das meine Schenkel bedeckte, und ich spürte die Wärme seiner Finger bis auf die Haut. Da schoss mir der Gedanke an Karatos’ Berührung durch den Kopf, und ich musste mich beherrschen, um nicht zurückzuzucken. Auf gar keinen Fall würde ich mir von diesem widerlichen Ding eine mögliche Zukunft mit Noah kaputt machen lassen. Ich legte meine Hand auf Noahs und drückte sie sanft. Sieh genau hin, Karatos!
    Ich bemerkte die Sorge in Noahs Gesicht. Und die Angst. »Er hat mir nicht weh getan.« Nicht sehr jedenfalls, und das hatte ich schon vergessen, wenn ich daran dachte, was ich mit ihm angestellt hatte. Ich lächelte.
    Auch Noah lächelte, etwas zweifelnd zwar, aber immerhin warmherzig und aufrichtig. »Da bin ich froh. Komm, steh auf. Ich mache uns Frühstück.«
    Noah hatte meine Kleider von gestern in die Waschmaschine gesteckt, und während sie nun im Trockner waren, ging ich duschen. Anschließend rief ich Bonnie an, um mich krankzumelden. Ich hätte Kopfschmerzen und Fieber, befürchtete, dass ich mir den Virus eingefangen hatte, der gerade umging. Da für heute keine Patienten eingetragen waren, musste aufgrund meiner Abwesenheit nichts umorganisiert werden. Es gefiel mir zwar gar nicht, Bonnie anzuschwindeln, aber der Gedanke, dass ich mich für den Rest des Tages nicht mit Dr.Canning herumzuärgern brauchte, gefiel mir dafür umso mehr.
    Bonnie wünschte mir noch gute Besserung und trug mir auf, Noah schöne Grüße auszurichten. Beschämt nuschelte ich etwas in den Hörer, legte auf und ging zu Noah in die riesige Küche, wo wir Speck und Eier brutzelten und Toast und Bratkartoffeln zubereiteten. Er presste sogar frische Orangen aus und mahlte Bohnen für den Kaffee.
    »Du frühstückst aber nicht immer so üppig, oder?«, fragte ich, als wir uns mit randvollen Tellern an den Tresen in der Mitte der Küche setzten.
    »Nur wenn ich Sex hatte«, erwiderte er und schüttelte die Ketchup-Flasche. »Also ein paarmal die Woche.«
    Ich starrte ihn an und hielt inne, die Gabel auf halbem Weg zum Mund. Sein Gesicht war ausdruckslos, aber in seinen Augen war ein kleines Funkeln zu erkennen. »Du lügst doch.«
    Er prustete. »Klar.«
    Nun wollte ich es genauer wissen. »Wie lange ist es her, dass du zuletzt Sex hattest?«, fragte ich und spießte ein paar Bratkartoffeln auf die Gabel.
    Er sah auf seine Armbanduhr. »Acht Stunden.«
    »Vor mir, meine ich«, schob ich gereizt nach.
    »Warum?« Er goss Ketchup auf seine Kartoffeln.
    »Weil ich es wissen will.«
    Er schnippte den Deckel der Ketchup-Flasche zu und stellte sie vor mich hin. Zu meinem Ärger schien er sich zu amüsieren. »Nein, das willst du nicht.«
    »Sei nicht so anmaßend.«
    »Ihr Frauen wollt das eigentlich nicht wissen.« Er leckte sich einen Tropfen Ketchup vom Daumen. »Ihr sagt nur immer, dass ihr es wissen wollt, aber

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