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Tochter der Träume / Roman

Tochter der Träume / Roman

Titel: Tochter der Träume / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Smith
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meinst Antwoine? Ja. Er war sehr hilfsbereit, hat mir viel bereitwilliger Auskunft gegeben als du.«
    Meine Mutter sah von einem zum anderen, doch Morpheus und ich wandten nicht für einen Moment den Blick voneinander ab.
    »Wie hilfsbereit er war, kann ich mir lebhaft vorstellen!« Er grinste höhnisch. »Was verlangt er im Gegenzug dafür?«
    »Dass ich mich nach Madrene erkundige.«
    Morpheus’ Miene verfinsterte sich. Er ähnelte einer Gewitterwolke kurz vor dem Ausbruch. »Du kannst ihm ausrichten, dass es ihr gutgeht.«
    »Das ist alles?«
    »Das ist alles.«
    Das war immerhin etwas. Besonders angesichts dessen, was mein Vater mit dem Thema verband. Antwoine wäre vermutlich schon dafür dankbar. Und ich würde mein Wort halten und sie suchen, sobald alles vorbei war. »Danke.«
    Morpheus nickte nur. Dann sah er mich mit seinen stechend blauen Augen an. Seine Augen waren nicht so unheimlich, wie meine es gewesen waren. Oder hatte er sie meiner Mutter zuliebe vielleicht verändert?
    »Warum sollte jemand mich töten wollen?«, fragte ich. »Wenn ich in der menschlichen Welt sterbe, komme ich sowieso hierher. Derjenige hätte also gar nichts davon.«
    Morpheus’ Gesicht war angespannt, und da dämmerte es mir. »Ah, verstehe. Dann würde ich ausschließlich einer Welt angehören. Darum geht es, stimmt’s? Weil ich das einzige Mischlingskind bin, das je geboren wurde.«
    »Das erste, das je überleben wird«, korrigierte er mich.
    »Ja, und dafür werde ich gehasst.« Vorurteile gab es also auch in der Traumwelt, welch eine Überraschung. Holten jetzt alle ihre Mistgabeln zur Hetzjagd heraus? Dabei war doch meine Existenz seit Jahren bekannt. Wieso ging Karatos ausgerechnet jetzt auf mich los?
    Weil ich achtundzwanzig war. Was hatte Antwoine bei unserer ersten Begegnung gesagt? Ich sei reif. Meine Kräfte wuchsen, und somit könnte ich eine Bedrohung sein. Aber für wen?
    »Du musst jemanden ganz schön verärgert haben, wenn ich jetzt als Zielscheibe herhalten muss, vor allem, wo ich seit Jahren nicht mehr hier gewesen bin. Wieso will man dir an den Kragen?«
    Morpheus sagte keinen Ton. Er stand nur mit zusammengekniffenem Mund da und sah an mir vorbei. Ein ängstliches Stirnrunzeln glitt über das hübsche Gesicht meiner Mutter, als sie Morpheus ansah. »Gib ihr eine Antwort.« Ihre Stimme klang vielleicht weich, doch die Emotion, die darin mitschwang, war es nicht.
    Seine Züge wurden sanfter, als er meine Mutter ansah. Doch als sein Blick wieder zu mir wanderte, war alle Sanftmut verschwunden. »Ich habe Feinde. Wie alle Könige, das bringt das Amt mit sich. Man hat mich stets beschuldigt, dass ich die Menschen zu sehr liebe. Es gibt einige im Königreich, denen es nicht gefällt, dass deine Mutter, ein menschliches Wesen, hier bei mir lebt.«
    »Und dein halbmenschliches Kind ist ebenfalls nicht gern gesehen«, fügte ich hinzu.
    Er durchbohrte mich regelrecht mit seinen Blicken. »Meine halbmenschliche Erbin.«
    Verdammter Mist. Das warf ein völlig neues Licht auf die Sache, und plötzlich wurde mir vieles klarer. »Das kann ja heiter werden. Kein Wunder, dass die mich tot sehen wollen.«
    »Wer will dich tot sehen?«, fragte meine Mutter. Der Blick, den sie Morpheus zuwarf, sprühte Funken. »Du hast immer nur von diesem Dämon gesprochen. Doch es steckt mehr dahinter, stimmt’s?«
    Morpheus’ Seufzen verriet, dass er wusste, dass er in der Klemme saß und sich nicht wieder herauswinden konnte.
    »Ich weiß nichts Genaues«, sagte er. »Aber ich vermute, dass Karatos mir nur deshalb so leicht entwischen konnte, weil er Hilfe hat.«
    »Aus den Kreisen deiner Feinde«, fügte sie hinzu. Er nickte, woraufhin sie die Lippen zusammenkniff. »Feinde, die unsere Tochter töten wollen, nur aus Prinzip.«
    »Maggie …«
    »Bring das in Ordnung, Morpheus«, verlangte sie. »Und zwar sofort. Mach sie menschlich – tu irgendetwas, damit sie sicher ist!«
    »Das kann er nicht«, erwiderte ich. Ich wusste, dass es nicht ging, und es tat mir wirklich leid für sie. »Er kann mich nicht zu etwas machen, das ich nicht bin.« Dann wandte ich mich an meinen Vater. »Was tun wir jetzt?«
    Er rieb sich das Kinn und steckte beide Hände in die Taschen seiner Jeans. »Es könnte sich um eine kleine Gruppe handeln, die ausprobieren will, wie weit sie bei mir gehen kann.« Es könnte aber auch sein, dass sich in der Traumwelt eine Revolution zusammenbraute. So oder so, der Schrecken musste ein Ende finden, oder er würde

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