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Tochter der Träume / Roman

Tochter der Träume / Roman

Titel: Tochter der Träume / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Smith
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süß.«
    Von wegen süß.
»Stellst du mir nach?«
    Er verschränkte die muskulösen Arme vor seiner ebenfalls sehr männlichen Brust. Er war eine wahre Augenweide, wenn ihm nicht etwas schrecklich Verdrehtes angehaftet hätte – ein Zerrbild der Schönheit. »›Nachstellen‹ – das klingt so abfällig. Uns verbindet doch etwas Besseres. Wie wäre es mit ›besuchen‹?«
    Ich starrte ihn an. Mein Herz hatte sich etwas beruhigt, pochte aber noch kräftig in meiner Brust. Ich hatte keine Sorge, dass er mir etwas antun würde. Irgendwie war ich sicher, dass er nichts dergleichen im Schilde führte – er wollte mir einfach nur Angst einjagen. »Warum ›besuchst‹ du mich? Was bin ich für dich?«
    Er grinste, und die schneeweißen Zähne blitzten im Mondlicht auf. »Oh, es geht nicht nur um mich, Dawnie. Es geht darum, was du für uns alle bist. Hast du das noch nicht herausgefunden?«
    Herausgefunden? Für uns alle? Doch als ich gerade ansetzte, eine weitere Frage zu stellen, öffneten sich die Tore aus Horn und Elfenbein neben uns mit einem ächzenden Knarren.
    »Das ist mein Stichwort«, sagte Karatos mit einem Seufzer des Bedauerns. Dann packte er – es – mich, küsste mich und verschwand im wabernden Nebel.
    Der Nebel drohte mich zu umhüllen, denn er war der Wächter an der Schwelle zum Königreich meines Vaters. Und ich schwöre, dass das verdammte Zeug in diesem Augenblick etwas wisperte. Zwar konnte ich seine Worte nicht verstehen, aber der Ton war
nicht
freundlich.
    Ich wirbelte herum und rannte, so schnell ich konnte, durch die Tore. Hier, im Königreich meines Vaters, war ich vor Karatos und dem heranschleichenden Nebel sicher. Die Tore, Symbole für wahre und falsche Träume, schlossen sich hinter mir, und damit verstummten auch jegliche Gedanken, kehrtzumachen und davonzulaufen. Ich sträubte mich zwar, aber es blieb mir keine andere Wahl. Karatos hatte Menschen getötet. Das Etwas hatte Noah verwundet. Und es hatte mich vergewaltigt und mich gezwungen, es zu genießen. Und dafür würde es bezahlen, auch wenn das für mich hieß, meinen Stolz hinunterzuschlucken und vor Morpheus zu Kreuze zu kriechen.
    Es hatte irgendetwas davon gesagt, was ich für sie »alle« sei. Was, verdammt, hatte es mit dieser Bemerkung auf sich gehabt?
    Ich ging den mit Kopfstein gepflasterten Weg hinauf und sog die frische, nach Nachtjasmin duftende Luft tief ein. Mein Herz tat einen merkwürdigen Hüpfer. Jasmin war der Lieblingsduft meiner Mutter.
    Unmittelbar vor mir erhob sich Morpheus’ rundes, steinernes Schloss, das alles andere überragte. Drohend und fahl reckten sich die zahllosen Kuppeln und Zinnen in den sternklaren Himmel empor. Während ich das Schloss mit all seinen Violett-, Blau- und Silbertönen betrachtete, fragte ich mich, in welchen Farben Noah es wohl malen würde.
    In den vielen Fenstern glomm Licht, das dem respekteinflößenden Gemäuer einen einladenden Schein verlieh. Eine leichte Brise trug Musik an mein Ohr und wehte einen Wohlgeruch nach etwas Warmem, Delikatem heran. Ich legte den Kopf zurück und schnupperte. War das Schmalzgebäck?
    Sie wussten also, dass ich kam. Das Schmalzgebäck – als Kind eines meiner Lieblingsessen – war der Beweis dafür. Mein Unbehagen verflüchtigte sich ein wenig. Weder meine Mutter noch Morpheus hätten eine Leckerei gezaubert, wenn ich nicht willkommen gewesen wäre.
    Die Wächter an der Pforte zum Schloss – hochgewachsene, schwarzhäutige, menschenähnliche Kreaturen mit riesigen, samtenen Fledermausflügeln – verneigten sich, als ich die Stufen hinaufstieg. Und genau wie zuvor die Pforten aus Horn und Elfenbein öffnete sich das schwere Holztor vor mir wie von selbst. Ich holte tief Luft und trat ein.
    War Morpheus’ Schloss schon von außen beeindruckend, verschlug es einem beim Anblick des Inneren den Atem. Der Fußboden der Haupthalle war aus goldenem Marmor, die Wände aus Alabaster mit zarten Gewölbebögen, die sich gute zwölf Meter bis zur Decke streckten. Klassische Skulpturen säumten die Wände, und die Glasscheiben in den Fenstern schimmerten wie feinstes Kristall.
    Inmitten dieses Prunks standen ein Mann und eine Frau. Die Frau war durchschnittlich groß, schlank und brünett, mit einem Lächeln wie aus einer Zahnpastawerbung. Sie trug eine blütenweiße Bluse, Jeans und offene Schuhe. Der Mann war groß und stattlich, trug Stiefel, Jeans und einen grauen Kaschmirpulli. Er wirkte robust, hatte dichtes, dunkles Haar mit

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