Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tochter der Träume / Roman

Tochter der Träume / Roman

Titel: Tochter der Träume / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Smith
Vom Netzwerk:
mich, und sein rauher Bart rieb über mein Kinn, als er seine Lippen an mein Ohr legte: »Wer bist du? Was bist du?«
    Es war das kleine Wörtchen »was«, das verhinderte, dass meine Knie nachgaben, und das mir eine nie gekannte Kraft verlieh. Ein anderer Teil von mir übernahm die Kontrolle, als ich die Hand hob und sie an seinen Hinterkopf legte. Sein Haar fühlte sich wie Rohseide zwischen meinen Fingern an, während ich mich an ihn presste und seine schlanke, muskelharte Gestalt unter seinen Kleidern spürte. Ich brachte meinen Mund dicht an seine mit zartem Flaum bedeckte Ohrmuschel heran.
    »Etwas, dem du noch nie zuvor begegnet bist«, wisperte ich. Dann legte ich ihm beide Hände auf die Brust und stieß ihn von mir.
    Überrumpelt stolperte er nach hinten, was mir genug Platz verschaffte, ihm zu entkommen und mich hinter meinen Schreibtisch zu retten. Als sich unsere Blicke wieder trafen, wirkte er sichtlich amüsiert – und nach wie vor sehr interessiert. Wie oft hatte ich mir in Gedanken ausgemalt, dass er mich so ansehen würde? Und nun tat er genau das, und es war … umwerfend! Es beängstigte mich fast ein wenig. Und es erregte mich.
    Am liebsten wäre ich über ihn hergefallen – Konsequenzen hin oder her.
    »Ich will nur wissen, was vor sich geht«, sagte er mit weicher Stimme.
    Großartig. Damit waren wir schon zwei. »Ich bin noch dabei, das herauszufinden.«
    Er neigte den Kopf. »Du willst es mir nicht sagen, stimmt’s?«
    »Nicht hier«, antwortete ich. »Ich habe keine Zeit. Und ich habe nicht alle Antworten.«
    »Aber einige.«
    »Ja.«
    Er trat auf den Schreibtisch zu, während ich meine Kräfte sammelte und schwer schluckte. Wenn er jetzt wieder auf Tuchfühlung mit mir ginge, wäre es um mich geschehen. Und es schien, als wüsste er das genauso gut wie ich – verdammter Kerl.
    Er reichte mir eine Karte, auf der die Adresse einer Galerie in Chelsea stand. »Morgen Abend wird dort meine Ausstellung eröffnet. Komm vorbei!«
    Er fragte nicht etwa höflich, ob ich gern kommen
mochte
, und ich war mir nicht sicher, was das zu bedeuten hatte. Aber irgendeine Bedeutung hatte es bestimmt, oder? Aus Freudscher Sicht zumindest fielen mir gleich mehrere ein.
    »Eine Vernissage? Du stellst deine eigenen Bilder aus?« Die Vorstellung, mir Noahs schöpferische Werke anzuschauen, war seltsam aufregend.
    »Nein, Doc. Die eines anderen.« Mit einem verschmitzten Lächeln milderte er den Spott. »Nein, Spaß beiseite – natürlich meine.«
    Erstaunlich, wie ein kleines Lächeln sein ganzes Gesicht veränderte und wie jung es ihn machte.
    Und erstaunlich, wie verdammt sexy kleine Lachfältchen sein konnten. Diese feinen Linien, die sich bis an seine Stirn und über seine Wangen zogen, betörten mich mehr als steinharte Bauchmuskeln.
    Zum Glück hatte Noah beides zu bieten.
    »Okay«, nahm ich seine Einladung an. »Ich komme.«
    Sein Lächeln wurde breiter und bekam fast raubtierhafte Züge. Wenn er mich nicht interessiert hätte, wäre mir vielleicht mulmig dabei geworden, aber Noah durfte mich gern ansehen, als sei er der Wolf und ich das Rotkäppchen, was mich nicht einschüchterte, wenigstens nicht im negativen Sinn.
    Wie er wohl reagieren würde, wenn ich ihn jetzt küsste? Das hatte ich natürlich nicht vor, er war immerhin mein Patient, und das hier war mein Büro. Aber die Versuchung war weiß Gott groß!
    Fast hätte ich mich zu dieser absolut unprofessionellen Handlung hinreißen lassen, die möglicherweise sogar demütigend für mich geendet wäre, wurde dann aber von Bonnie gerettet. Sie rief an, um mir zu sagen, dass Dr.Canning mich sprechen wolle.
    Die Spannung zwischen Noah und mir löste sich, ich konnte wieder leichter atmen, und Noah hatte ein wenig von der körperlichen Ausstrahlungskraft verloren, die ihn umgab. »Dann gehe ich jetzt wohl besser«, sagte er.
    Ich hätte ihn bitten können zu bleiben, da ich Dr.Canning nur die Rechercheergebnisse bringen musste, die ich für ihn zusammengestellt hatte, aber das tat ich nicht. »Ja, bis morgen.«
    An der Tür drehte er sich noch einmal um und betrachtete mich kurz. »Morgen Abend werde ich hinter alle deine Geheimnisse kommen.«
    Ich grinste frech. »Eine Frau gibt niemals alle ihre Geheimnisse preis, Noah.«
    Er lächelte ebenfalls. »Verrate mir deine, dann erfährst du auch meine, Doc.« Damit war er aus der Tür, und nur sein herber Duft nach Vanille und Nelke sowie meine zitternden Beine zeugten davon, dass er hier gewesen

Weitere Kostenlose Bücher