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Tochter der Träume / Roman

Tochter der Träume / Roman

Titel: Tochter der Träume / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Smith
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folgenden Tag nicht meldete. Und auch als ich Dr.Canning ertragen musste, der mich offenbar für seine persönliche Sekretärin hielt und für den ich so viel wie möglich über das SUND -Syndrom zusammentragen musste. Dr.Canning war in letzter Zeit sehr gefragt, und nun, da es aktuelle Meldungen von einem weiteren Fall aus Chinatown gab, wollte er die Presseberichte zu seinem Vorteil nutzen.
    Der Todesfall in Chinatown schien nicht so unerklärlich wie die vorangegangenen Fälle zu sein. Zumindest entsprach der Tote dem genetischen Profil der meisten SUNDS -Opfer. Nichtsdestotrotz erschreckte mich die Nachricht. Ich betrachtete die Todesfälle nicht mehr länger als eine Art medizinisches Kuriosum, sondern fragte mich vielmehr, ob sie nicht in direktem Zusammenhang mit meinem Freund Karatos standen. Eine längst überfällige Frage.
    Stand auch Noah auf seiner Todesliste? Bei dem Gedanken überlief es mich kalt. Panische Angst ergriff mich und trieb mir fast die Tränen in die Augen, so dass ich die Vorstellung schnell beiseiteschob. Nein, wenn es Karatos nur darum ginge, Noah zu töten, hätte er es wahrscheinlich längst getan. Mein Bauchgefühl sagte mir, dass Karatos mit Noah andere Pläne verfolgte. Und dass er sich ausgerechnet Noah ausgesucht hatte, lag höchstwahrscheinlich an der Tatsache, dass Noah ein starker luzider Träumer war. Aus Träumen gewannen Traumwesen ihre Energie und Macht. Auch ich war nicht davor gefeit, hatte ich doch bei Jackey Jenkins den Rausch dieser Macht selbst erlebt. Und Traumdämonen bekamen umso mehr Energie und Macht, je mehr sie jemanden in Schrecken versetzten. Insofern könnte Karatos in Noah eine Energiequelle sehen, die er immer wieder anzapfte.
    Das war insofern gut, weil es bedeutete, dass Noah ihm lebend von größerem Nutzen war. Allerdings ginge es mir wesentlich besser, wenn sich Noah endlich melden würde.
    Doch auch der Abend verging, ohne dass er anrief.
    Wenn jemand einem sagte, dass er anrufen würde, sollte er auch einen zeitlichen Rahmen benennen, denn das half, die Unruhe einzudämmen. Bei jedem anderen würde ich mir nicht die geringsten Sorgen machen, wenn er sich nicht gleich meldete. Aber bei Noah konnte ich erst dann sicher sein, dass es ihm gutging.
    Um Mitternacht, nachdem ich mit Lola
Forrest Gump
geschaut hatte, fand ich mich mit der Tatsache ab, dass Noah nicht mehr anrufen würde, beschloss, dass es ihm gutging, und legte mich schlafen. Ich hatte Morpheus ein Versprechen gegeben, und es war an der Zeit, meinen Teil einzulösen. Meine Sorge um Noah musste warten.
    Ich war nicht so ängstlich, wie ich befürchtet hatte, als ich die Traumwelt betrat, denn ich wollte mehr darüber erfahren, was ich für ein Wesen war – alles, was mir half, Karatos zu besiegen. Und ich wollte meine Fähigkeiten nutzen, um meinen Patienten zu helfen. Wenn mein Vater mir dabei helfen konnte, dann war ich mehr als gewillt, mich allen Qualen zu unterwerfen, die er und meine Mutter für mich vorgesehen hatten.
    Es war nicht etwa so, dass ich meine Eltern nicht liebte, denn das tat ich auf eine gewisse Art. Ich war nur so verdammt wütend, dass es mir schwerfiel, vernünftig zu bleiben. Ich machte Morpheus und meine Mutter für so ziemlich alles verantwortlich, was in unserer Familie schieflief. Mein Dad – der Mann, der mich großgezogen hat – hatte jemanden engagiert, der bei meiner Mutter am Bett »wachte«, während er tagsüber arbeitete, damit jemand im Haus war für den Fall, dass sie aufwachte – während sie es sich in der Traumwelt gutgehen ließ. Stinksauer beschrieb nicht annähernd, wie ich mich fühlte.
    Als ich die Traumwelt betrat, befand ich mich an einem Ufer. Die Traumwelt ist eine Insel, umgeben von tosendem Wasser und wabernden Nebeln. Früher, als ich ein Kind war, hatte Morpheus dafür gesorgt, dass dieser Strand ein sicherer Ort für mich war. Heute Nacht aber sah ich diesen Ort, wie er wirklich war – eine dunkle, unheimliche Weite aus Nebel und Sand, die gefährlichere Wesen barg als Krebse oder Quallen.
    Der Nebel selbst war eine lebendige Kraft. Ich hätte mir besser überlegen sollen, wo genau ich die Traumwelt betreten wollte, hätte ein Portal direkt im Schloss öffnen sollen – als Kind war mir das stets geglückt. Aber heute … ich war völlig aus der Übung und würde mir vielleicht deswegen noch Verletzungen einhandeln.
    Also schön, es gab nur zwei Möglichkeiten: Entweder geriet ich in Panik, womit ich alles Böse, das sich

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