Tochter der Träume / Roman
einer Flügeltür mit dicken Glasscheiben. Es war abgeschlossen, also wartete ich, bis Noah mit dem Schlüssel heraufgekommen war. Seine Brust streifte leicht meine Schulter, als er sich vorbeugte. Am liebsten hätte ich mich umgedreht und ihn umarmt.
Aber ich beherrschte mich.
Die Tür ging auf, ich trat ein und staunte nicht schlecht. Dass Noah Geld hatte, hatte ich mittlerweile kapiert. Trotzdem hätte ich wetten können, dass er das meiste hier selbst gemacht hatte. Der Boden war mit glänzendem Echtholzparkett verlegt, und die hohen Türbogen und breiten Fensterrahmen waren ebenfalls mit glattem Holz eingefasst. Die Fenster waren gut und gern zweieinhalb Meter hoch und anderthalb Meter breit, und die Deckenhöhe maß sechs Meter. Schmale Streifen aus dem gleichen Holz verliefen am Übergang von den Decken zu den cremefarbenen Wänden entlang, etwas breitere waren als Fußleisten verlegt. In dem weiten, offenen Hauptbereich der Wohnung waren die Wände bis auf Hüfthöhe rötlich braun gestrichen. Von der Diele aus konnte ich in das Wohnzimmer sehen, das in Braun und Beige gehalten war, sowie in den Essbereich und die Küche. Weiter hinten rechts gab es eine Tür, die vermutlich zum Badezimmer führte. Und eine zweite Flügeltür führte, soweit ich es erkennen konnte, zu Noahs Atelier. Vom Wohnzimmer aus gelangte man über eine Treppe in einen offenen Raum, der vermutlich Noahs Schlafzimmer war.
Wie wohl sein Bett aussah? Ob ich es zu sehen bekam?
»Ich werde fortan nie mehr behaupten, ich hätte eine hübsche Wohnung«, sagte ich halb im Scherz.
Er zog seinen Mantel aus. »Ich mag deine Wohnung. Sie ist gemütlich.«
Ich vertiefte das Thema nicht weiter. Er streckte die Hand aus, um mir den Mantel abzunehmen, und starrte mich an.
»Was ist?« Hatte ich gekleckert? Stand mein Reißverschluss offen? O nein, bitte nicht der Reißverschluss.
Er schüttelte leicht den Kopf. »Verzeihung. Ich habe dich nur noch nie in Jeans gesehen.«
Ich sah an mir hinunter. Ich trug eine ganz normale Jeans mit leichtem Schlag, nichts Besonderes, eine Stretch-Jeans eben. Ich trug sie gern, denn sie saß perfekt und angenehm eng, ohne dass am Bund die Speckröllchen herausquollen.
»Hübsche Bluse«, bemerkte er und drehte sich auf dem Absatz um, um unsere Mäntel an den ehernen Garderobenständer neben der Tür zu hängen.
Ich lächelte, nachdem endlich der Groschen gefallen war. Meine weinrote Bauernbluse war an der Taille gerafft, was meine Figur betonte. Außerdem war sie ein wenig tief ausgeschnitten. Über eine mangelnde Oberweite konnte ich mich nicht beklagen, und die beiden Mädels saßen prall und fest in dem BH , den ich für heute gewählt hatte. Ich hatte ein schönes Dekolleté, wenn ich das sagen durfte. Und Noah fand das offenbar auch.
»Ich muss zuerst noch etwas erledigen, bevor ich mit dir sprechen kann«, sagte er, als er die Mäntel aufgehängt hatte und auf mich zukam. Ich öffnete den Mund, um zu fragen, worum es ging, hatte aber keine Chance, ein Wort hervorzubringen. Was er erledigen wollte, war, mich zu küssen – leidenschaftlich und gründlich. Seine Lippen waren weich und warm, nicht fordernd oder drängend. Trotzdem fing mein Puls an zu rasen, während ich ihn schmeckte. Er ließ sich Zeit, küsste mich langsam und genüsslich. Und sein Kuss sagte mir, dass die ganze Nacht noch vor uns lag.
Schließlich löste er seine Lippen von meinem Mund und drückte mir noch einen kleinen Kuss auf die Nasenspitze. »Das musste sein.« Er grinste. Und ich ebenfalls.
Noah bot mir ein Bier an, das ich gern annahm, und wir gingen ins Wohnzimmer. Ich zog meine Stiefel aus, obwohl er mir versicherte, dass ich sie ruhig anbehalten könne. Doch wohlerzogen, wie ich war, empfand ich es als unangebracht, mit Schuhen durch fremder Leute Wohnungen zu trampeln.
Wir setzten uns auf das Sofa, ein dick gepolstertes, schokoladenbraunes Monstrum, das meinen Körper weich umschmiegte. Himmlisch. Er saß an dem einen Ende, ich am anderen, und wir hatten beide die Beine untergeschlagen, so dass sich unsere Knie berührten.
»Du hast eine wunderschöne Wohnung«, sagte ich.
»Danke.« Er sah auf das Bier in seiner Hand und stellte es dann beiseite. »Hör mal, wegen neulich Nacht …«
»Mir auch«, platzte ich heraus und unterbrach ihn mitten im Satz, der mit Sicherheit eine Entschuldigung geworden wäre.
Er stockte, sah mich an, dann nickte er. »Du bist aus irgendeinem Grund in meinen Traum gekommen. Aus
Weitere Kostenlose Bücher