Tochter der Träume / Roman
Lederhose zeigte. Ich liebte dieses Poster!
Wir bestellten Rum mit Sprite, und nachdem die Drinks serviert waren, gingen wir auf die Tanzfläche, die praktischerweise gleich neben unserem Tisch lag, so dass wir ein Auge auf unsere Sachen haben konnten.
Sie spielten »Holiday« von Madonna, und wir tanzten, alberten und lachten herum. Ich hatte lange nicht mehr so viel Spaß gehabt. Es tat richtig gut.
Doch damit war es schlagartig vorbei, als Noah um kurz nach elf auftauchte.
Mein Herz hüpfte vor Aufregung, als ich ihn erblickte. Er stand an der Bar, in Jeans und einem schwarzen Hemd, ein Corona in der Hand. Sein verwuscheltes Haar sah wie immer sehr sexy aus, und er war unrasiert. Sein Blick schweifte durch die Bar, als hielte er nach jemandem Ausschau.
Nach
mir
. Mein Herz hüpfte noch höher.
»Noah ist da«, rief ich Julie zu. Natürlich hatte ich ihr alles von ihm erzählt – fast alles zumindest. Sie wusste weder von Karatos, noch dass ich, ihre beste Freundin, nur zur Hälfte ein menschliches Wesen war.
»Wo?« Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und spähte über die Menge hinweg. Dabei wogte sie hin und her – wie eine Sonnenblume im Wind.
»Großer Typ, ganz in Schwarz, an der Bar, Bier in der Hand.«
Sie verzog das Gesicht. »
Das
ist Noah?«
Was zur Hölle hatte »das« zu bedeuten? »Ja. Wieso?«
Sie stellte sich wieder auf die Füße, sah mich aber nicht an. Sie blickte noch immer zu Noah hinüber. »Ich habe ihn mir ganz anders vorgestellt.«
»Wie denn?« Wirklich, das ging mir ein wenig auf den Geist. Sie musste mir ja nicht zustimmen, dass Noah einer der attraktivsten Männer dieses Planeten war, aber sie musste auch nicht so reden, als wäre er etwas, das unter ihrem Schuh kleben geblieben war.
Julie runzelte noch immer die Stirn, als wir zurück an den Tisch gingen. »Der Typ sieht ein bisschen angespannt aus.«
Sie hatte ihn doch tatsächlich »der Typ« genannt. Aber so überraschend war das nicht, denn den Ausdruck benutzte sie öfter mal. Was mich weit mehr überraschte, war, dass sie Noah angespannt fand. Ich blickte zur Bar hinüber. Ja, da war etwas dran.
»Das liegt an seinen Augen«, erwiderte ich. Er konnte sich von allem abschotten, aber seine Augen verrieten ihn. Noah musste stets die Kontrolle behalten. Kein Wunder, dass er ausgerastet war, als ich seinen Traum betrat, über den er die Kontrolle haben
musste
.
Sollte er tatsächlich nur meinetwegen gekommen sein, dann war das ein großer Schritt für ihn. Auf ihn zuzugehen, war daher das mindeste, was ich tun konnte.
»Bin gleich wieder da«, sagte ich zu Julie, die wieder an unserem Tisch Platz nahm, drehte mich um und bahnte mir einen Weg durch die Menge.
Ich behielt Noah fest im Blick, während ich mich durch das Gedränge schob. Er sah nach rechts, wandte dann langsam den Kopf zurück und …
bamm
. Unsere Blicke begegneten sich. Überraschung huschte kurz über sein Gesicht, doch dann schlängelte er sich ebenfalls durch die Menge auf mich zu.
Und plötzlich schienen die Leute verschwunden zu sein. Das klingt kitschig, ich weiß. Aber in diesem Augenblick gab es niemanden mehr – nur ihn und mich.
Keiner von uns sprach, bis wir dicht voreinanderstanden. Alles andere war bei der lauten Musik auch sinnlos.
»Hi«, rief ich ihm zu.
Ein kleines Lächeln zuckte um seinen Mund. »Deine Mitbewohnerin hat mir erzählt, wo ich dich finde.«
Aha – Lola also. Entweder war sie ein Genie oder eine Quasselstrippe, das hatte ich noch nicht entschieden. Ich neigte mich vor, spürte die Hitze seines Körpers durch seine Kleidung, und mir wurde ebenfalls heiß. Wie gut er roch. »Nun, da bin ich.«
Seine warme Hand auf meinem Rücken hielt mich davon ab, wieder einen Schritt zurückzutreten. Wir standen so dicht beieinander, dass man meinen konnte, wir tanzten einen langsamen Tanz. »Ich muss mit dir sprechen.«
Ich sah ihm eine Sekunde lang tief in die Augen und fühlte mich plötzlich so sicher wie nie zuvor. »Ich auch mit dir.«
»Können wir irgendwo anders hingehen?«
Klar. Wir könnten zu mir gehen oder in ein Lokal – alles sichere Orte für Noah. An denen er mich nicht in seine Welt zu lassen brauchte. Mir kein Vertrauen entgegenbringen musste. Dabei hatte ich ihm mein Vertrauen längst geschenkt und ihm mein größtes Geheimnis offenbart. Nun war es an der Zeit, dass er auch mir vertraute.
Ich sah ihn mit festem Blick an. »Lass uns zu dir gehen.«
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Kapitel 11
Z u mir?« Noahs Mund
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