Tochter der Träume / Roman
glauben.
»Aber dieser hier hat eine Theorie.«
»Sicher hat er die. Und wie viel verlangt er?«
»Fünftausend für Beratung und Behandlung.«
»Du lieber Himmel. Und das will Dad bezahlen?«
»Er will sie wiederhaben. Wie wir alle, Dawnie.«
Nein, ich wollte sie nicht. »Gut.«
»Der Arzt meint, das Koma könnte psychosomatisch sein. Aber was das heißt, weißt du natürlich besser als ich.«
Verdammter Mist. Schon möglich, dass dieser Spezialist nicht auf das schnelle Geld aus war. Aber das bedeutete noch lange nicht, dass er meine Mutter in diese Welt zurückholen konnte. »Und was glaubt er tun zu können, was die anderen nicht hinbekommen haben?«
Sie zögerte, als überlegte sie, wie sie sich am besten ausdrücken sollte. »Er sagt, er kann sie aufwecken.«
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Kapitel 13
W as zum Teufel sollte ich nun tun?
Nach dem Telefonat mit Joy saß ich auf dem Sofa und überlegte, ob ich meiner Mutter und Morpheus sagen sollte, was die Familie vorhatte. Lola konnte ich mich nicht anvertrauen, da sie mich anscheinend für vollkommen normal hielt, und mir lag sehr daran, dass das so blieb. Ich erzählte ihr lediglich, dass meine Familie einen weiteren Spezialisten bemühen wolle, mehr nicht. Womöglich dachte sie, dass dieser neue Funken Hoffnung mir zu schaffen machte, und damit hatte sie teilweise recht.
War es so verkehrt zu hoffen, dass es dem Neurologen gelingen möge, meine Mutter aus Morpheus’ Armen zu befreien? Meine Mutter war glücklich, wo sie war, aber ich wollte, dass sie ihrer Familie, die sie im Stich gelassen hatte, entgegentrat. Ich wollte, dass sie sah, welchen Schmerz sie uns zugefügt hatte.
Andererseits wollte ich meine Stellung innerhalb der Traumwelt auf gar keinen Fall gefährden. Nicht dass es meine Absicht gewesen wäre, viel Zeit dort zu verbringen, aber wenn Mom erwachte, könnte es sein, dass die Sache mit Karatos bei Morpheus nicht mehr an erster Stelle stünde. Oder noch schlimmer: Er könnte beschließen, seinen Rachedurst an meiner Familie auszulassen. Wenn ich nur sicher sein und darauf vertrauen könnte, dass er vielleicht doch nicht so engstirnig war. Aber das konnte ich nicht. Er war ein Gott. Und Götter waren bekannt dafür, dass sie sich wie große Kinder benahmen.
Ich beschloss, die beiden einzuweihen. Auch wenn es mir nicht gefiel, würde es mir auf lange Sicht gesehen eine Menge Ärger ersparen. Außerdem war es mehr als fraglich, dass es dem Neurologen tatsächlich glücken würde, sie aufzuwecken. Mein Vater war überaus mächtig in seinem Reich, und ich wagte zu bezweifeln, dass ein Sterblicher stärker war.
Obwohl, vielleicht irrte ich mich, und Morpheus war doch nicht so klug, wenn sogar ein Drecksack wie Karatos ihn an der Nase herumführen konnte. So oder so war es eine grässliche Situation. Und ich war auf mich allein gestellt.
Lola beschloss, ein Bad zu nehmen, und ich rief unterdessen Julie an, um mich mit ihr für das Wochenende zu verabreden. Da sie und Joe vorhatten, am Freitag aus der Stadt zu fahren, verabredeten wir uns nach ihrer Rückkehr zum Mittagessen.
Ich fragte mich, was Noah am Samstagabend wohl unternahm. Auf alle Fälle nichts mit mir.
Hatte ich vielleicht überzogen reagiert? Aber hatte ich nicht das Recht zu wissen, ob ein Mann mich wirklich mochte oder unter dem Einfluss eines übernatürlichen Wesens stand? Normale Menschen kannten solche Sorgen nicht.
Ich wünschte Julie eine gute Nacht, legte auf und ging schlafen. Als ich durch den Flur ging, hörte ich Lola leise in ihrem Zimmer schnarchen.
Ich schlüpfte in eine kurze Pyjamahose und ein Tanktop und kletterte in mein Bett. Die Laken fühlten sich ein wenig kalt an, überhaupt war es im Zimmer recht kühl. Doch ich zog mir die Daunendecke bis unters Kinn und kuschelte mich hinein. Bald würde mir wärmer werden, und es gab nichts Besseres für einen guten Schlaf als ein warmes Bett in einem kühlen Zimmer.
Statt zu warten, bis der Schlaf seinen Schleier über mich legte und in die Traumwelt beförderte, beschloss ich, es mit Meditation zu probieren. So könnte ich die Traumwelt im wachen Zustand betreten. Stets erst einschlafen zu müssen, war ein entscheidender Nachteil, der mich daran hinderte, mein volles Potenzial auszuschöpfen.
Ich bemühte mich, meinen Geist frei zu machen – keine leichte Aufgabe für mich. Dann stellte ich mir eine wohlige Wärme vor, die mich langsam durchdrang, von den Zehen hinauf bis zum Kopf. Normalerweise schweiften meine Gedanken
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