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Tochter Der Traumdiebe

Tochter Der Traumdiebe

Titel: Tochter Der Traumdiebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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irgendetwas zu reinigen?
    Lange nachdem sie vorbei waren, kletterten wir aus der engen kleinen Höhle wieder heraus. Erst jetzt fiel mir ein, dass Gaynor möglicherweise doch nicht die Zehn Söhne befehligte. Vielleicht hatten sie sich seiner Kontrolle entzogen und beschäftigten sich zu ihrem eigenen Vergnügen damit, die friedliche Welt in Trümmer zu legen. Oder war dies ihre Belohnung dafür, dass sie ihm geholfen hatten? Sie zerstörten wahllos, was ihnen in die Quere kam und verschonten nicht einmal die paar Wilden, die sich noch in den Ruinen aufgehalten hatten. Die armen Wesen wurden mit wild schlenkernden Armen und Beinen hochgesogen und verschluckt und dann wurde ihnen Kleidung und Fleisch von den Knochen gerissen, dass es in alle Richtungen spritzte. Die Knochen fielen wie ein Regenschauer herunter und klapperten auf den Steinen.
    Die Zehn Söhne waren jetzt vor uns und bildeten eine ungenaue Frontlinie, die wir gut verfolgen konnten. Wir folgten ihnen und stolperten die breite Schneise entlang, die sie geschlagen hatten, während wir uns fragten, ob vor uns womöglich etwas liegen könne, das noch schrecklicher aussah als das, was wir bereits gesehen hatten.
    Oona runzelte die Stirn. Sie sagte, sie hätte eine Idee. »Vielleicht beeilen sie sich, um sich Gaynors Armee anzuschließen? Vielleicht hat er schon den Nebelgrund erreicht und ruft die Zehn Söhne zu sich, damit sie ihm noch einmal dienen. Glaubt er denn wirklich, er könne die Schöpfung mit ein paar Winddämonen erobern?«
    »Ich kann mir vorstellen«, erwiderte ich, »dass er einen besseren Plan entworfen hat. Auf jeden Fall können wir sicher sein, dass er über mehr Macht verfügt als je ein Mensch vor ihm.«
    »Ich denke, es wird schwer sein, ihn zu besiegen«, überlegte der Lord von Melnibone\ »Es ist gut, dass wir zu dritt sind. Ich bin nicht sicher, ob ich es alleine schaffen würde.«
    Wir gingen weiter und entfernten uns von der Stadt. Die Dunkelheit, die uns jetzt umgab, war stellenweise von weggeworfenen Fackeln der Barbaren beleuchtet. Wir hatten kaum Aussichten, Gaynors Armee rechtzeitig einzuholen, doch wenigstens waren wir jetzt vor den Zehn Söhnen sicher, die vor uns einhersprangen, winzig inzwischen und kaum noch zu erkennen zwischen den riesigen Steinblöcken, die in dieser Gegend eine Reihe von natürlichen Toren bildeten - wie ein gewaltiger Laubengang. Wir waren dankbar für die Steinformationen, denn sie wiesen uns die Richtung und zeigten uns, wo Gaynor zu suchen war. Doch es würde noch eine Weile dauern, zu ihm aufzuschließen.
    Und wenn wir uns ihm näherten, war es gut möglich, dass wir auf der Stelle getötet wurden. Elrics Entschlossenheit und seine Zuversicht beruhten vor allem auf seinem Wissen um die Zauberei, wobei jedoch die große Zahl Soldaten, die Gaynor befehligte, außer Acht blieb. Ganz zu schweigen von den übernatürlichen Verbündeten.
    Wir hatten das Glück, den zerfetzten Leichnam eines Troogs zu finden. Die menschenähnliche Gestalt hatte einen einfachen Beutel an der unförmigen Hüfte hängen. Der Beutel war mit verschiedenen, meist nutzlosen Beutestücken aus Mu Ooria gefüllt, aber dort fanden wir auch etwas zu essen. Zwei dicke Laibe Brot, ein paar Töpfe mit konserviertem Fleisch und Flaschen mit eingelegtem Gemüse. Irgendwo hatte er sich auch eine Lederflasche mit Wein angeeignet. Wir mussten sie ihm mit Gewalt aus der riesigen schuppigen Hand reißen. Eine unangenehme Aufgabe, doch es war die Mühe wert, da der Wein von guter Qualität war. Ich hatte das Gefühl, er könne ursprünglich einem von Fromentals Gefährten gehört haben, vielleicht sogar seinem Freund, dem sprechenden Fuchs. Dieser Gedanke veranlasste mich, über das Schicksal des Franzosen nachzudenken. Ich hoffte, er und seine seltsamen Gefährten hatten das Tanelorn gefunden, das sie suchten.
    Wir bewegten uns rasch weiter und bekamen nach einer Weile Gaynors schreckliche Armee zu Gesicht.
    In der Ferne lag eine Art graues Band über dem Horizont. Näherten wir uns schon dem geheimnisvollen Nebelgrund?
    Ich drehte mich um und sah Oona fragend an.
    »Die verbotene Mark«, bestätigte sie. »Dahinter liegt der Nebelgrund.«

17. Achtlose Engel
     
    »Manche Leute glauben«, erzählte Oona mir beiläufig, »dass jeder einen Schutzengel habe, der diskret auf ihn Acht gibt, vielleicht auf ähnliche Weise, wie wir für ein Haustier sorgen. Das Haustier bemerkt kaum, was wir für es tun, genau wie wir den Schutzengel kaum

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