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Tochter Der Traumdiebe

Tochter Der Traumdiebe

Titel: Tochter Der Traumdiebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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Eigenleben zu entwickeln.
    Dann rezitierte und brütete er und sah mit starrem Blick Welten und Geschöpfe, die weit über mein Verständnis gingen. Die Worte, die ich hörte, sagten mir nichts, auch wenn irgendein Teil in mir ihre Bedeutung nur zu gut kannte.
    Ein Wort besonders schien Erinnerungen zu wecken: Meerclar - Meerclar - Meerclar. Er wiederholte es immer wieder. Ein Name. Nein, mehr als das. Ein Freund. Eine Verbindung. Etwas, das Zuneigung nahe kam. Oder der Verbundenheit von altem Blut. Alte Bande … und mehr. Abkommen. Abkommen, die für die Ewigkeit geschlossen waren. Abkommen, die mit Blut und geopferten Seelen besiegelt worden waren. Abkommen zwischen einem nichtmenschlichen Geschöpf und einem andern.
    Meerclar! Das Wort klang lauter, fordernder.
    MEERCLAR! Elrics Gesicht loderte wie brennendes Elfenbein. Die Augen glichen glühenden Kohlen. Das lange, wilde Haar flog wie ein Lebewesen um den Kopf. Eine Hand hob Rabenbrand, die andere wollte die Luft packen und beschrieb geometrische Formen, die in tausend Dimensionen gleichzeitig existierten.
    MEERCLAR! GROSSER HEER DER REISSZÄHNE UND KLAUEN! MEERCLAR! DEINE KINDER LEIDEN. HILF IHNEN, MEERCLAR! HILF IHNEN IM NAMEN UNSERES ALTEN BUNDES!
    MEERCLAR! Die Stimmbänder mussten sich strecken und dehnen, um den Namen auszusprechen. Der Körper schwankte und schaukelte wie ein Schiff in wilder See. Fast verlor er die Kontrolle über die Zuckungen, doch die ganze Zeit, während er sprach, hielt er das Schwarze Schwert fest.
    Irgendwo heulte es. Ein übler Gestank nach Tieren. Lauter, dröhnender Atem. Ein Peitschen wie vom Schwanz einer Katze.
    MEERCLAR! SEKHMETS LIEBLINGSSOHN! GEBOREN AUS UNSERER VEREINIGUNG. GEBOREN AUS DER VEREINIGUNG VON LEBEN UND TOD. MEERCLAR, HERR DER KATZEN, EHRE UNSEREN BUND!
    Der Körper des riesigen Panthers zuckte in der Höhle und streckte sich. Ein lautes Schnaufen drang aus der Brust. Die Barthaare richteten sich auf. Doch die Augen öffneten sich nicht und bald lag die Katze wieder hingestreckt, als hätte man vergeblich versucht, sie wiederzubeleben. MEERCLAR!
    Er beschwor das zurückhaltendste aller Geschöpfe, das am schwierigsten aufzuspürende Elementarwesen. Meerclar, den Sohn Sekhmets, den Archetypus aller Katzen.
    Mein Doppelgänger heulte wie ein Sturm. Die Stimme hob und senkte sich, wechselte zwischen Schreien und Stöhnen, sodass die Wände unserer Höhle bebten. Auch draußen, wo Gaynor uns suchte, musste es gewiss zu hören sein.
    Ich bemerkte, dass Oona verschwunden war. Hatte Elric die eigene Tochter als Opfer benutzt? In diesem Augenblick hätte ich alles geglaubt.
    Die Pferde, ohnehin schon verstört, bockten und wieherten und zogen sich so weit wie möglich von dem dunklen Schatten zurück, der sich vor der hinteren Wand zu bilden begann. Der Schatten zog hin und her, als würde dort eine Raubkatze herumschleichen. Der Schatten hob den riesigen Kopf, gab einen Laut von sich, der eindeutig nach einer Katze klang, und stimmte in Elrics Lied ein.
    Eine große schwarze Gestalt, hoch und breit und auf zwei Beinen stehend, materialisierte und schaute auf uns herab. Sie gab ein gewaltiges Knurren und Schnurren von sich und ließ sich auf alle viere fallen. Die Augen verrieten einen Geist, der älter war als Elrics Ahnenlinie. Der anmutige keilförmige Kopf wirkte mit dem breiten Schnurrbart, den Reißzähnen und den glühenden gelben und schwarzen Augen Furcht einflößend. Der riesige Schwanz peitschte hin und her und drohte die restlichen, verlassenen Wohngebäude in Trümmer zu legen. Die riesigen Krallen wurden ausgefahren und wieder einzogen. Ich frage mich, ob diese übernatürliche Katze schon gefressen hatte. Obwohl ich Katzen sonst sehr mochte, wurde ich nervös. Ich wusste, dass Katzen rücksichtslos und gewissenlos sein können und diese da konnte uns ganz ohne böse Absicht und ohne überhaupt hungrig zu sein verspeisen.
    Es war Meerclar, der Herr der Katzen. Sein Abbild flackerte ein wenig zwischen den verschiedenen Wirklichkeiten, in denen er lebte. Ich hatte mich inzwischen an dieses Phänomen gewöhnt, das bei allen Wesen zu beobachten war, die in mehr als einer Dimension der Zeit existierten.
    Ich bangte um Oona. Sie war nirgends zu sehen. Lord Meerclar machte den Eindruck einer Katze, die sich erst vor kurzem vollgefressen hatte.
    Hatte Oona mir nicht einmal erklärt, einer der großen Panther sei ihre Verkörperung in dieser Welt? Aber was war mit der weißen Häsin?
    Wie viele Verkörperungen

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