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Tochter Der Traumdiebe

Tochter Der Traumdiebe

Titel: Tochter Der Traumdiebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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konnte eine Traumdiebin besitzen?
    Wie viele Leben?
    Elric wandte sich an Lord Meerclar. Die tiefe Stimme des Elementarwesens grollte, als Elric berichtete, was geschehen war: wie Lord Meerclars Untertanen verzaubert und in einen Schlaf versetzt worden waren, der sie letzten Endes umbringen würde, weil sie verhungern mussten.
    Darauf zeigte die mächtige Katze eine gewisse Erregung. Sie schritt auf allen Vieren mit peitschendem Schwanz und knurrend hin und her. Dann setzte sie sich, dachte nach und fuhr prüfend die Krallen aus.
    Ganz hinten in der Ecke hatten die Pferde aufgehört zu schnauben und große Augen zu machen. Sie schienen erstarrt und hatten sich vielleicht damit abgefunden, dass sie Lord Meerclars Beute werden würden.
    Ich war so gelähmt wie sie und konnte nur gebannt zusehen, wie Elric das Schwert präsentierte. Er legte beide Hände an den Griff, baute sich breitbeinig auf und starrte ins riesige Gesicht der übernatürlichen Katze, während er weiter in der seltsamen Sprache mit ihr redete.
    So erschrak ich umso mehr, als ich auf einmal etwas Warmes und Feuchtes im Nacken spürte. Ich drehte mich um und sah unmittelbar vor mir die Schnauze des Panthers, den ich für tot gehalten hatte. Die große Katze schloss halb die Augen und schnurrte laut. Ich spürte den Speichel im Gesicht und die Hitze des mächtigen Körpers.
    Mit außerordentlich unterwürfigen Bewegungen lief der große Panther zu Meerclar und Eric hinüber, legte den Kopf zwischen die Pfoten und schaute zu Meerclar auf.
    Der Lord der Katzen gab darauf ein mächtiges Schnurren von sich, als sei er äußerst zufrieden, und der Panther erhob sich, streckte sich, drehte sich um und trottete aus der Höhle. Das Tier sah aus, als wäre es gerade aus einem kurzen Schlummer erwacht.
    Oona war nach wie vor nirgends zu sehen. Ich wäre dem Panther gern gefolgt. Jetzt streckte Meerclar die gewaltigen Muskeln mit schmalen Augen und sagte etwas in seiner eigenen Sprache, das ich nicht verstehen konnte.
    Elric war die Anstrengung deutlich anzusehen. Er zitterte am ganzen Körper und konnte sich kaum noch auf den Beinen halten. Die Augen schienen glasig, die Wangen eingefallen. Ich wollte zu ihm, um ihm zu helfen, doch er sah mich und winkte mir, zurückzubleiben.
    Die großen gelben Augen wurden auf mich gerichtet. Mit leidenschaftsloser Neugierde betrachteten sie mich. Ich begriff, wie sich eine Maus in einer solchen Lage fühlen musste. Ich konnte mich nur höflich verbeugen und mich zurückziehen.
    Lord Meerclar schien damit zufrieden, denn er richtete die Aufmerksamkeit wieder auf Elric. Er schnurrte und freute sich offenbar über das, was Elric getan hatte. Er pries meinen Doppelgänger und erweckte den Eindruck, ihm dankbar zu sein. Etwas schien den Melnibonöer einzuhüllen, dann löste sich der Lord der Katzen in einer Rauchwolke auf und war verschwunden.
    »Wo ist Oona?«, verlangte ich zu wissen. Elric wollte antworten, doch die Augen blickten ins Leere. Ich konnte ihn auffangen, als er stürzte. Das große Eisenschwert fiel klappernd zu Boden. Ich fürchtete schon, die Zauberei hätte ihn ausgezehrt und getötet.
    Doch ich konnte den Puls tasten. Ich überprüfte die Augen. Elric war tief bewusstlos, vielleicht sogar in eine übernatürliche Trance gefallen, die durch den Kontakt mit diesem Elementarwesen entstanden war. Sein Atem ging jetzt schwer, als stünde er unter Drogen. Ich hatte schon Männer im tiefsten Alkoholrausch und unter dem Einfluss stärkster Drogen gesehen, die lebendiger gewirkt hatten als Elric. Doch war ich immerhin überzeugt, dass er nicht sofort sterben würde.
    Ich überlegte, ob ich die Höhle verlassen und Oona suchen sollte, doch die Vernunft sagte mir, dass sie allein auf sich Acht geben könne. Wenn sie, wie ich inzwischen vermutete, die Gestalt wechseln und sich in eine weiße Häsin verwandeln konnte, dann war sie dort draußen sicher. Es sei denn, sie war Meerclar als Geisel übergeben worden. Vielleicht betrachtete er sie sogar als eine der Seinen. Vielleicht hatte er von ihr verlangt, sie müsse mit ihm heimkehren.
    Aus dem Tunnel kam ein Geräusch. Zuerst nahm ich an, es wäre der Panther, dann musste ich mich korrigieren. Es waren Pferdehufe. Geschirr und Waffen klirrten, Metall klingelte und Leder knarrte. Krieger kamen auf uns zu geritten. Waren es die früheren Einwohner, die kamen, um ihre Wohnquartiere wieder in Besitz zu nehmen? Nein, das war sehr unwahrscheinlich.
    Es gab keinen Fluchtweg aus

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