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Tochter Der Traumdiebe

Tochter Der Traumdiebe

Titel: Tochter Der Traumdiebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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hielten sich dicht hinter ihm. Nur Klosterheim, hager und mit tiefen Augenhöhlen wie immer, zeigte keinerlei Gefühl. Einmal konnte ich trotz der Entfernung seinen grimmigen, höhnischen Blick sehen. Auf seine eigene düstere Art und Weise genoss er die Verunsicherung seines Herrn.
    »Es gibt noch vieles zu tun«, bemerkte Elric.
    Er sah sich zum wütenden Gaynor um und lachte.
    Vielleicht, so dachte ich mir, vielleicht war er am Ende doch nicht verrückt. Jedenfalls nicht in der Art, wie ich es angenommen hatte. Seine Tochter hielt ihn für ein Genie. Wahrscheinlich hielt sie ihn für mächtiger als die meisten anderen Zauberer. Sein tollkühner Mut wäre bei jedem anderen Wahnsinn gewesen, doch nicht bei ihm. Er konnte Kräfte beschwören, wie es kein anderer Sterblicher vermochte. Und noch mehr: Wie ich gesehen hatte, bestanden diese Bündnisse schon seit vielen Generationen. Blutsbande waren es, in einer Zeit entstanden, als sein eigenes Volk noch jung und die Welt noch nicht vollends ausgeformt war.
    Auch wenn er sich manchmal so zu verhalten schien, von Natur aus war Elric kein Raubtier - und das unterschied ihn von seinem Volk. Vielleicht war dies sogar die Gemeinsamkeit, die uns drei verband.
    »Narr!«, rief Elric. Er ließ sich zurückfallen, damit mein Vetter ihn einholen konnte. »Glaubst du wirklich, ich würde es einem Laien-Zauberer erlauben, eine Invasion des Nebelgrundes durchzuführen? Ich bin Elric, der letzte Imperator von Melnibone, und ich lasse mich nicht von einem Menschen, der kaum mehr ist als ein Tier, beleidigen. Alles, was du glaubst gewonnen zu haben, werde ich dir wieder wegnehmen. Alles, was du glaubst zerstört zu haben, wird wieder aufgebaut. Jeder Sieg wird zu einer Niederlage werden.«
    »Und ich bin Gaynor, dem die Lords der Ordnung und des Chaos zur Seite stehen. Du kannst mich nicht besiegen.«
    »Du irrst dich«, rief mein Doppelgänger beinahe fröhlich. »Es mir gleich, wie ein Tiermensch sich selbst nennt. Du hast eine Weile Glück gehabt. Du hättest es besser nutzen sollen, solange es gehalten hat.«
    Elric kehrte Gaynor den Rücken und trieb sein Pferd an. Ich konnte kaum mithalten, staunte aber über die Beweglichkeit meines Pferdes. Es spürte alle Hindernisse, die vor uns lagen. Unsere Fackeln spuckten in einem plötzlichen Luftzug und drohten zu verlöschen, aber die Pferde galoppierten weiter. Gaynor holte rasch auf, denn er brauchte nur unserem Licht zu folgen. Als die Fackeln wieder hell brannten, bemerkte ich aus den Augenwinkeln Oona. Die Tochter der Traumdiebin stand an der Seite und winkte uns. Elric löschte seine Fackel und bedeutete mir, seinem Beispiel zu folgen.
    Wir hörten Gaynor und seine Männer hinter uns galoppieren. Wir sahen die tanzenden Lichter ihrer Fackeln. Sie hatten uns schon fast erreicht und ich war unsicher, ob Elric noch die Kraft hatte, sich so vielen Gegnern zu stellen. Ich selbst würde - ohne Schwert, wie ich war - sofort getötet oder gefangen werden.
    Vor uns sah ich einen schwachen Lichtschein, hinter uns kam Gaynor mit seiner Nazibande rasch näher. Dann auf einmal verklangen die Geräusche in der Ferne und wurden schwächer und das Licht vor uns wurde etwas heller. Wir ritten durch einen natürlichen Tunnel und folgten wieder der leichtfüßigen weißen Häsin. Das Dach des Tunnels reflektierte das Licht. Es war ein gesprenkeltes Licht, das mich an marmoriertes Papier oder Perlmutt denken ließ. Von dem Lärm, den Gaynor und seine Armee gemacht hatten, war nichts mehr zu hören.
    Dies war nicht der Weg, auf dem wir gekommen waren. Elric oder die weiße Häsin wollte offenbar doch noch nicht nach Mu Ooria zurückkehren. Nach einer Weile zündete der Prinz von Melnibone« seine Fackel wieder an und ich tat es ihm gleich. Wir näherten uns dem Ende des Tunnels.
    Der Gang führte jetzt nach unten und öffnete sich in eine große runde Höhle, die offensichtlich einst von Menschen bewohnt gewesen war. Verrottende Überreste von Kleidungsstücken und alte Utensilien ließen vermuten, dass die früheren Einwohner außerhalb ihrer Behausung getötet worden waren. Es sah aus, als hätte ein ganzer Stamm hier gelebt. Alles sprach für eine plötzliche Katastrophe. Doch Elric interessierte sich nicht für die früheren Bewohner. Er hob die Fackel, um die Höhle zu untersuchen, schien zufrieden und stieg ab.
    Ich hörte hinter mir eine Bewegung und drehte mich um. Oona stand dort und stützte sich auf ihren Krummstab. Ich fragte nicht,

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