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Tochter Der Traumdiebe

Tochter Der Traumdiebe

Titel: Tochter Der Traumdiebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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Melnibonöer.
    Schließlich tauchten vor uns die Lichter von Gaynors Lager auf. Dort herrschte immer noch Verwirrung, wir hörten Rufe und Flüche. Elric stieg ab, gab mir die Zügel und hieß mich warten. Dann schlich er vorsichtig zum Lager.
    Die Feuer waren gelöscht worden und die Sicht war lange nicht mehr so gut wie zuvor. Doch bald schon hörte ich Rufe und erschrecktes, flehendes Kreischen und wusste, dass Elric seine Energievorräte auffrischte.
    Eine Weile später tauchte plötzlich sein weißes Gesicht aus der Dunkelheit auf. Die funkelnden roten Augen blickten erregt und zufrieden, die Lippen waren halb geöffnet und er schnaufte wie ein gut gefütterter Wolf. Auf den Lippen sah ich Blut.
    Blutkrusten klebten auch auf der schwarzen Klinge, die er in der rechten Hand hielt. Ich wusste, dass ein Dutzend Seelen nötig gewesen waren, um Fleisch und Eisen zu befriedigen.
    Wir ritten schweigend zurück, ohne verfolgt zu werden. Ich hatte den Eindruck, dass Gaynor und seine Männer noch immer in den riesigen Höhlen von Mu Ooria herumritten, weil sie glaubten, der Lord von Melnibone sei in die zerstörte Stadt zurückgekehrt.
    Elric sagte kein Wort, als er uns durch die Schwärze führte. Er hing im Sattel und atmete schwer, ein sattes Raubtier. Nahe, wie ich ihm jetzt innerlich und dem Blute nach war, schauderte ich über sein grässliches Tun. Mein Blut war viel zu menschlich und nicht melnibon&sch genug, als dass ich mich über den Anblick meines Verwandten und Ahnen oder was auch immer freuen konnte, wenn er gestohlene Seelen in sich aufnahm.
    Doch welch schwarze Seelen waren sie gewesen!, hörte ich mich einwenden. Dienten sie so nicht einem besseren Zweck? Hatten sie es nicht verdient, auf diese entsetzlich elende Weise zu sterben, wenn man sich überlegte, welche Verbrechen sie begangen und welche Blasphemien sie verübt hatten?
    Es war meiner zivilisierten christlichen Seele nicht gegeben, auf diese Weise zu frohlocken. Ich konnte über die Vernichtung so vieler Lebewesen für einen so gottlosen Zweck nur trauern.
    Einmal glaubte ich, ich hätte Elric verloren und zündete meine Kerze an. Dann sah ich sein dämonisches Gesicht und die funkelnden roten Augen - und sein empörter Mund sagte mir, ich solle das Licht wieder löschen. Er war wütend auf mich, wie ein Mensch auf einen schlecht erzogenen Hund wütend wird. Nichts Menschliches vermochte ich in diesem Gesicht zu erkennen. Dennoch war es dumm von mir gewesen. Gaynor musste inzwischen auf dem Rückweg aus der Stadt sein, nachdem er uns dort nicht gefunden hatte. In dieser Dunkelheit war ein winziges Licht über Kilometer zu sehen.
    Erst als wir den Tunnel erreicht hatten, erlaubte Elric es mir wieder, ein Licht anzuzünden.
    Oona hatte sich offenbar schon vor unserer Rückkehr schlafen gelegt. Sie warf ihrem Vater einen unerklärlichen, besorgten Blick zu, dann wandte sie sich an mich. Ich wusste nicht, was ich ihr sagen sollte. Erzählen konnte ich es ihr nicht. Zwischen Mann und Klinge bestand eine vampirhafte Symbiose. Wie sollte man erkennen, wer da wen nährte? Ich nahm auch an, dass sie mit diesen Ansichten ihres Vaters ohnehin schon vertraut war. Ihre Mutter musste es ihr erzählt haben, falls sie es nicht aus eigener Anschauung wusste.
    Elric stolperte in die Mitte der Höhle, wo wir den massigen Körper der schwarzen Katze bereitgelegt hatten, und schmiegte den Kopf an den Körper und den riesigen Schädel der Katze. Er murmelte und hantierte herum. Oona konnte meine unausgesprochene Frage nicht beantworten. Sie sah gefesselt zu, wie ihr Vater um das große Tier herumging und mit der Hand Zeichen in die Luft schrieb, als wolle er sich an einen Zauberspruch erinnern.
    Vielleicht traf das sogar zu.
    Nach einer Weile schaute er auf und sah uns an. »Jetzt brauche ich eure Hilfe.« Er schien fast ungeduldig und es klang beinahe, als verachte er sich selbst dafür. Wahrscheinlich hatte ihn die eigene anhaltende Schwäche völlig unerwartet getroffen. Vielleicht hatte ihn die schon bewirkte Zauberei stärker erschöpft, als er erwartet hatte.
    Jedenfalls blieb mir keine Wahl. »Was kann ich tun?«
    »Noch nichts. Ich sage es dir, wenn es soweit ist.« Der Gesichtsausdruck, mit dem er seine Tochter anschaute, wirkte fast bedauernd. Ich weiß nicht, ob ich es mir nur eingebildet habe, aber ich hatte den Eindruck, dass sie etwas näher an mich heranrückte.
    Elric hatte offenbar Schmerzen. Jeder Muskel in seinem Gesicht schien vorübergehend ein

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