Tochter Der Traumdiebe
Klinge schwächlich erscheinen ließ.
Gaynor hatte sich daran gewöhnt, seine gewaltige Macht ungehindert einsetzen zu können. Er schien überrascht, auf Widerstand zu treffen, obwohl er doch erst kürzlich eben diese Erfahrung schon einmal gemacht hatte. Er zerrte an den Zügeln, hielt das Pferd schlitternd an und trieb seine Männer an, sich uns entgegenzustellen.
Wieder spürte ich die wilde Kampfeslust durch die Adern toben. Sie drohte mein ganzes Wesen zu erfüllen. Elric lachte und gab dem Pferd die Sporen, um den feindlichen Anführer anzugreifen. Das Heulen seines Schwerts veränderte sich, es klang triumphierend, als es sich in die Brust des Opfers fraß, und verwandelte sich in ein zufriedenes Murmeln, als es die Seele des Mannes trank.
Meine eigene schwarze Klinge wand sich in meiner Hand und stieß zu, noch bevor ich selbst reagieren konnte. Sie traf den Kopf des nächsten Reiters und schnitt ihm den halben Schädel weg. Wieder trank die Klinge und gab ein durstiges Summen von sich, als die Lebenskraft des Nazis auf sie überging und sich mit meiner mischte. Männer, die vom Schwert lebten, dachte ich … die Redensart bekam auf einmal eine ganz neue Bedeutung. Ich bemerkte Klosterheim und drängte das Pferd in seine Richtung. Elric und Gaynor kämpften bereits Schwert gegen Schwert auf dem Pferderücken. Zwei weitere von Gaynors Männern griffen mich an. Ich schwang das gewichtige Schwert, es bewegte sich wie ein Pendel und traf den ersten Reiter in die Seite und den zweiten, als ich die Klinge in die andere Richtung hinter mich bewegte, in den Schenkel. Während der Erste starb, erledigte ich schon den Zweiten. Die ihrer Seele beraubten Überreste sackten wie ein Haufen Fleischabfall beim Metzger in den Sätteln zusammen. Ich musste darüber lachen. Ich drehte mich um und mein Blick traf Elric, der mich aus irren, rot lodernden Augen ansah. Es waren meine eigenen Augen, die mich anstarrten.
Gaynor ließ sein Pferd über einen Stapel Leichen springen und drehte sich um. Mit der von einem Handschuh geschützten Hand hob er den Runenstab. »Ihr könnt mich nicht töten, solange ich dies hier habe. Ihr wärt Narren, es auch nur zu versuchen. Und während ich dies hier halte, halte ich den Schlüssel der ganzen Schöpfung in den Händen.«
Elric und ich hatten keine Pferde, die so hoch springen konnten. Wir mussten um den Leichenberg herum, während Klosterheim und die verbliebenen drei Nazis sich zwischen uns und unser Ziel schoben.
»Ich bin nicht mehr der Ritter des Gleichgewichts«, tobte Gaynor. »Ich bin der Schöpfer der ganzen Existenz!« Er hob das weiße Schwert und den Runenstab über den Kopf, trieb das Pferd an und galoppierte in die Dunkelheit davon. Es blieb seinem Gefolge überlassen, uns aufzuhalten.
Es machte mir keinen Spaß, die Männer zu töten. Nur Klosterheim konnte entkommen. Er verschwand geräuschlos zwischen den großen Säulen. Ich wollte ihm nachsetzen, doch Elric hielt mich auf. »Gaynor ist unsere Beute.« Er deutete nach vorn. »Sie soll uns führen, sie kann seiner Fährte folgen.«
Der Panther tappte unermüdlich weiter und die ebenso unermüdlichen blinden Pferde folgten ihm.
Einmal glaubte ich Gaynors Lachen und die galoppierenden Hufe seines Pferds zu hören, dann sah ich ein goldenes Licht aufflammen, als wollte der Gral seine eigene Entführung mitteilen. Das perlmuttgraue Licht am Horizont nahm nach und nach mehr Raum ein und erfüllte schließlich die ganze Höhle, als hätte sich eine weiche Decke aus hellem Nebel über den Wald aus Stein gelegt. Die Luft war merklich kühler geworden und hatte etwas Sauberes an sich, das ich nicht identifizieren konnte. Zuerst erfüllte mich das konturlose graue Feld mit großem Entsetzen. Es kam mir vor, als würde ich in ein endloses Nichts starren. Das Ende des Universums, die Vorhölle.
Auch die Stille erschreckte mich. Doch die Angst löste sich auf und wich dem gleichermaßen starken Gefühl, Trost und Frieden zu finden. Schließlich war ich schon einmal hier gewesen. Keines dieser Gefühle behinderte jedoch im Mindesten unser Fortkommen, denn die blinden Pferde trugen uns unermüdlich weiter. Der Panther führte uns und nach und nach, ohne dass irgendetwas Dramatisches passiert wäre, wurden wir vom grauen Nebel verschluckt.
Der Nebelgrund hatte etwas körperlich Greifbares an sich. Ich konnte den Gedanken nicht abschütteln, dass Gaynor und Klosterheim uns jederzeit aus dem Hinterhalt überraschen könnten. Auch
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