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Tochter Der Traumdiebe

Tochter Der Traumdiebe

Titel: Tochter Der Traumdiebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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Gott gibt. Oder kennt man ihn hier als das Gleichgewicht, den großen Mittler unserer Schöpferkraft?«
    »Das ist besonders unter den Traumdieben ein Thema vieler theologischer Diskussionen«, sagte Oona. »Schließlich leben sie von gestohlenen Träumen. Sie sagen, im Nebelgrund würden alle Träume wahr. Und alle Albträume.«
    Ich starrte in dieser grauen Leere hilflos um mich, doch die Augen kehrten wie von selbst immer wieder zu den beiden Szenen zurück. Auch sie konnten eine Illusion sein - vielleicht von Oona mithilfe der Künste, die sie von ihrer Mutter gelernt hatte, selbst erschaffen? Ich hatte keinen Grund, ihr zu vertrauen oder zu glauben, dass sie aus reiner Nächstenliebe handelte, aber andererseits auch keinen Grund, ihr nicht zu trauen.
    Ich spürte, wie sich eine frustrierte Wut in mir aufbaute. Ich wollte das Schwert ziehen und mir einen Weg durch den Nebel hacken, ich wollte mir einen Weg nach Bek bahnen, nach Hause, zurück in eine beschaulichere Vergangenheit.
    Doch über Bek wehte jetzt die Hakenkreuzfahne. Ich wusste, dass die Szenerie, die ich sah, den Tatsachen entsprach.
    Elric lächelte das gewohnte kleine Lächeln. »Es ist schwierig«, sagte er, »einem Mann zu folgen, der sich in zwei Richtungen gleichzeitig bewegen kann. So ungern wir es auch hinnehmen werden, ich glaube nicht, dass wir in diesem Abenteuer noch länger beisammen bleiben können, meine Freunde. Ihr zwei müsst ihm auf der einen Ebene folgen, während ich versuche, ihn auf der anderen aufzuhalten.«
    »Schwächen wir uns nicht selbst, wenn wir uns teilen?« Wir wussten schließlich, dass wir nicht gegen Gaynor und Klosterheim allein, sondern auch gegen die Lords der Höheren Welten kämpfen mussten.
    »Wir schwächen uns sogar sehr«, stimmte Elric zu. »Vielleicht wird es dadurch unmöglich. Doch uns bleibt keine andere Wahl. Ich kehre nach Imrryr zurück, um Gaynor dort zu bekämpfen. Ihr müsst in euer eigenes Reich wechseln und dort das Gleiche tun. Er kann den Gral nicht auf zwei Ebenen gleichzeitig mit sich führen, das ist ganz sicher ausgeschlossen. Er wird ihn deshalb dort aufbewahren, wo er ihm am meisten nützt. Wer ihn findet, muss die anderen sofort warnen.«
    »Und wo könnte dies sein?«, fragte ich.
    Er schüttelte den Kopf. »Überall und nirgends«, sagte er.
    Oona war nicht ganz so unsicher. »Mit völliger Sicherheit können wir es nicht wissen«, sagte sie. »Es gibt aber zwei Orte, zwischen denen er sich wahrscheinlich entscheiden wird. Es ist Morn, dessen Steine er braucht, um das Chaos zu zähmen, oder Bek.«
    Elric stieg wieder auf sein blindes Pferd. Das Tier wieherte und schnaubte und stampfte im Nebel. Er drängte es weiter, in die aufgewühlte Szenerie hinein. Das Loch verschluckte ihn sofort. Er drehte sich noch einmal um, zückte die große Klinge und salutierte mir. Es war ein Lebewohl. Es war ein Versprechen. Dann ritt er mitten zwischen die kämpfenden Tiere, das schwarze Schwert lodernd in der rechten Hand, und lenkte das Pferd gen Imrryr.
    Mit einer Berührung ihres Stabes ließ Oona mein Pferd durch den Nebel davonlaufen. Das Tier würde ohne Mühe nach Hause finden. Dann nahm sie mich am Arm und führte mich weiter, bis wir eine duftende Sommerwiese in Bek riechen konnten. Erst jetzt, als ich mein altes Heim überblicken konnte, wurde mir bewusst, dass man es in eine Festung verwandelt hatte. Wahrscheinlich eine wichtige Kommandozentrale der SS, nahm ich an.
    Wir duckten uns. Ich betete, dass man uns nicht gesehen hatte. Überall waren SS-Leute. Dies war keine gewöhnliche Einrichtung. Sie war schwer bewacht, überall waren MG-Posten und dicker Stacheldraht zu sehen. Zwei grobe Drahtverhaue umgaben zusätzlich den Burggraben.
    Wir schlichen den Hügel hinunter und entfernten uns zunächst von Bek. Es war nicht schwer, Oona durch das dichte Unterholz unserer Waldungen zu führen. Ich kannte so viele Wege wie die Füchse und Kaninchen, die in diesen Wäldern lebten, wo die Beks einen Abschnitt gerodet hatten, um ihr erstes Haus zu bauen. All die Jahrhunderte hatten wir meist in Harmonie mit unserer Welt gelebt.
    Heute war mein Haus ein widerwärtiges Ding, eine Beleidigung der Augen. Einst hatte es für alles gestanden, was den Deutschen wertvoll war - umsichtiger sozialer Fortschritt, Traditionen, Kultur, Freundlichkeit, Bildung, Liebe zu dem Land -, doch jetzt stand es für alles, was wir einst verachtet hatten: Intoleranz, Missachtung, ungezügelte Macht, Bosheit und Grausamkeit.

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