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Tochter Der Traumdiebe

Tochter Der Traumdiebe

Titel: Tochter Der Traumdiebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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zu bewirken.« Mit einem höhnischen Lächeln sah er zu Oona hin. Seine widerlichen Gelüste würden bald befriedigt werden. »Wir können den Handel mit den Höheren Welten abschließen.«
    Er wollte uns beide töten und damit den Nazis bei ihrem abscheulichen, wahnsinnigen, übernatürlichen Unsinn helfen.
    Der Fackelschein spiegelte sich in den eifrigen Gesichtern Hitlers und seiner Kameraden, als sie das sich wehrende Mädchen begafften. Hitler wandte sich an Göring und machte eine gemeine Bemerkung, die sein Lakai mit gehässigem Kichern quittierte. Nur Hess schien sich unwohl zu fühlen. Ich hatte den Eindruck, dass er hübsche Tagträume der Realität dessen vorzog, was offensichtlich ein blutiges Ritual werden sollte.
    Goebbels und Himmler, links und rechts neben ihrem Führer postiert, hatten ein gespanntes, kaltes Lächeln aufgesetzt. Himmlers kleine runde Brillengläser funkelten, als hätten sogar sie ein höllisches Vergnügen an den Vorgängen.
    Das Schwert in einer Hand haltend, fasste Gaynor hinunter und packte Oonas mondfarbenes Haar. Er schleppte sie zum Altar. »Die chemische und spirituelle Vermählung von Gegensätzen«, verkündete er wie ein Schausteller, der seine Bühne betritt. »Mein Führer, meine Herren, ich habe Ihnen versprochen, dass ich mit dem Gral und den Schwertern zurückkehren würde. Hier ist das weiße Schwert Karls des Großen und hier, unbeabsichtigt von diesem elenden halbtoten Geschöpf zurückgebracht«, er deutete auf mich, »ist das Schwarze Schwert Hildebrands, Theoderichs Gefolgsmann. Das Schwert, das Sohnesmörder genannt wurde, mit dem er Hadubrand ermordete, sein ältestes Kind. Das Schwert des Guten«, er hob das Elfenbeinschwert und deutete zum Altar, »und das Schwert des Bösen. Wenn sie zusammengebracht werden, benetzen sie den Gral mit Blut. Gut und Böse werden sich mischen und eins werden. Das Blut wird den Gral zum Leben erwecken und seine Macht auf uns übertragen. Der Tod wird verbannt werden. Unser großes Abkommen mit Lord Arioch soll geschlossen werden. Wir werden Unsterbliche unter Unsterblichen sein. All dies hat König Clovis von Goth auf seinem Totenbett prophezeit, als er den Gral in die Obhut seines Verwalters Dietrich von Bern gab, der ihn seinerseits seinem Schwager Ermanerik anvertraute, der mein Vorfahr war. Wenn der Gral endlich mit dem unschuldigen Blut einer Jungfrau gefüllt wird, dann werden die nordischen Völker zu einer großen Gemeinschaft verbunden werden und als ein einziges Volk zusammenleben, damit sie ihren rechtmäßigen Platz als Herrscher der Welt einnehmen können.«
    Der reine Wahnsinn war es, eine bunte Mischung aus Volksmärchen, die kaum eine historische Grundlage besaßen, eine Mischung, wie sie für die Gedankenwelt der Nazis typisch war. Doch Hitler und seine Bande hörten der Geschichte gebannt zu. Schließlich beruhte auch ihre eigene Existenz auf solchen Mythen und Volksmärchen. Es war gut möglich, dass Gaynor dieses Ritual lediglich erfunden hatte, um sie zu beeindrucken, denn er hatte mir erklärt, Hitler sei ihm nur ein Mittel zum Zweck, um ein viel größeres Ziel zu erreichen. Wenn dies zutraf, dann erwies sich seine Strategie als wirkungsvoll. Er benutzte die Macht der Nazis, um Arioch zu rufen. Selbst der leichtgläubigste Nazi wäre nicht fähig, diese Begegnung wirklich zu verstehen. Doch das war für mich kein Trost. Ob sie auf Täuschungen beruhten oder nicht, diese Ideen würden mir nicht helfen, das mir bevorstehende Schicksal hinzunehmen, ganz zu schweigen von Oonas blutigem Opfertod.
    Der feiste Göring gab ein nervöses Lachen von sich. »Wir werden nicht die Welt beherrschen, Oberst von Minct, solange wir die Royal Air Force nicht geschlagen haben. Wir sind in der Überzahl, wir haben die Munition. Jetzt brauchen wir nur noch etwas Glück. Ein bisschen Magie könnte dabei nicht schaden.«
    »Das Glück steht auf unserer Seite, denn es ist kein bloßes Glück, sondern das Wirken der Bestimmung.« Dies hatte Hitler murmelnd eingeworfen. »Aber es kann nicht schaden, auch mit anderen Mitteln dafür zu sorgen, dass der Sieg mit Sicherheit unser ist.«
    »Es ist immer eine Hilfe«, meinte Göring trocken, »wenn man ein oder zwei Götter auf seiner Seite weiß. In einer Woche, das versichere ich Ihnen, Oberst, werden wir im Buckingham Palast speisen. Ob mit oder ohne Ihre übernatürliche Hilfe.«
    Das Selbstvertrauen seines Reichsmarschalls schien Hitler aufzumuntern. »Wir werden die erste moderne

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