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Tochter Der Traumdiebe

Tochter Der Traumdiebe

Titel: Tochter Der Traumdiebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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Balken der Giebelhäuser. Ich jedenfalls war des Phantastischen überdrüssig und froh, wieder einmal die ganz gewöhnliche menschliche Behaglichkeit, an die ich mich so sehr gewöhnt hatte, genießen zu können.
    Mondmatt und ich hatten es uns zur Gewohnheit gemacht, hier zu rasten, bis wir bereit waren, weiterzuwandern und eine neue Stellung bei einem neuen Herrn zu suchen. Wir lebten als Söldner und verdingten unsere Schwerter dem, der sie haben wollte. Sold gab es manchmal zwar keinen, doch an Arbeit mangelte es uns nur selten. In Tanelorn, ein tröstlicher Gedanke, hatten wir allerdings Kredit. Einige Bekannte lebten in der Stadt, gelegentlich trafen wir hier auch Feinde. Kämpfe gab es jedoch nie. Tanelorn war der Zufluchtsort, zu dem alle müden Menschen kommen konnten, um auszuruhen und von den Kriegen der Menschen und Götter Abstand zu nehmen. Mithilfe der erforderlichen Arzneien konnte ich hier einen gewissen Frieden genießen.
    Ich hatte gehofft, bei meinem alten Freund Rackhir von Phum, dem Roten Bogenschützen, unterzukommen, er war jedoch in einem eigenen Abenteuer unterwegs und hatte in seinem Haus etwas zurückgelassen, das keine Störung duldete.
    Ein anderer Bekannter, Brut von Lashmar, ein ehemaliger Berufssoldat, war das erste freundliche Gesicht, das uns begrüßte. Er war groß, hatte kurz geschnittenes Haar und ein vernarbtes, aber durchaus hübsches Gesicht. Bekleidet war er mit dunklem Leinen und Wolle und sah damit eher nach einem Mönch als nach einem Soldaten aus. Ein äußeres Zeichen seines Ruhestandes. Doch schien er beunruhigt. Ein wortgewandter Mann war er nicht und so fiel es ihm schwer, die richtigen Beschreibungen für seine Gefühle zu finden. Er führte uns in sein weitläufiges Haus, gab uns Zimmer, sogar einen ganzen Flügel, und hieß uns willkommen. Beim Essen erklärte er, anscheinend lägen schwere Zauber in der Luft. »Überall summt es vor Hexerei. Seltsame, mächtige Magie, meine Freunde. Gefährliche Magie.«
    Ich bat ihn, sich genauer zu erklären, doch er vermochte es nicht. Ich sagte ihm, ich würde es immer spüren, wenn das Chaos gegenwärtig sei, und daher konnte ich ihm versichern, dass es keinen Hauch von Chaos gebe, es sei denn in meiner eigenen Person. Er sei nicht glücklich darüber, dass die Stadt sich bewegt hatte, sagte er. Gewöhnlich tat sie so etwas nur, wenn allergrößte Gefahren drohten.
    Ich sagte ihm, er sei wohl etwas ängstlich geworden, seit er im Ruhestand war. Tanelorn sei sicher. Wir hatten bereits erfolgreich für die Stadt und ihre Sicherheit gekämpft. Vielleicht mussten wir es eines Tages noch einmal tun, denn wie alle zerbrechlichen Ideen musste auch Tanelorn ständig verteidigt werden. Doch es war höchst unwahrscheinlich, dass das Chaos die Stadt noch einmal angreifen würde.
    Innerlich war ich nicht so sicher, wie ich es nach außen bekundete. Ich sagte Brut, kein Wesen in der ganzen Schöpfung wäre so dumm, die Zerstörung des Gleichgewichts zu riskieren. Doch tief in meinem Herzen wusste ich, dass es immer solche Wesen gab. Wir hatten die Stadt schon einmal gegen sie verteidigt. Es wäre jedoch unsinnig gewesen anzunehmen, das Chaos würde so bald, nachdem wir es zurückgeschlagen hatten, noch einmal angreifen. Ich weigerte mich, Angst zu bekommen. Ich wollte meinen Aufenthalt genießen, erklärte ich, und mich so gut wie möglich erholen.
    Die meiste Zeit sprachen wir über gemeinsame Erinnerungen. Das brachte die Natur des Ortes mit sich. Wir sprachen über alte Kämpfe, alte Gefahren, legendäre Schlachten der Vergangenheit, und spekulierten über das Schicksal unseres Zufluchtsortes.
    Doch wir hatten noch nicht einmal eine Woche in Tanelorn verbracht, als die Stadt unmittelbar bedroht wurde. Natürlich hatte ich kein Chaos gewittert. Ich hätte nie damit gerechnet, dass die Ordnung die Rolle der Angreiferin übernehmen würde. Meine Welt besaß nicht viel Stabilität. Reichte das alles bis zu jenem Augenblick in meiner Vergangenheit zurück, als ich die einzige Frau getötet hatte, die ich wirklich liebte? Hatte ich all diese Ereignisse vor langer Zeit selbst in Gang gesetzt?
    Unterdessen wurde Tanelorn abermals bedroht. Von der Ordnung, die außer Rand und Band geraten war. Dabei war es kein Trost, dass diese Mächte, die uns belagerten, von einem Geschöpf missbraucht und gelenkt wurden, das ein ungewöhnliches Maß an Ehrgeiz und Entschlossenheit an den Tag legte. Solche Rücksichtslosigkeit war immer besonders

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