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Tochter Der Traumdiebe

Tochter Der Traumdiebe

Titel: Tochter Der Traumdiebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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zerstörerisch. Es hatte nichts zu verlieren und zu fürchten, abgesehen davon, dass es in Vergessenheit geraten könnte.
    Ich wusste, dass wir von ungewöhnlicher Magie angegriffen wurden, als eines Nachmittags die ganze uns umgebende Landschaft dahinschmolz wie Schnee, während wir von den alten Festungsmauern und Wehrgängen aus zuschauten. Das Land verwandelte sich in Flächen glühender Asche, aus denen vom Wind abgeschliffene Felszacken ragten - eine Welt von kristallinem Weiß. Die Einwohner Tanelorns waren erstaunt und beunruhigt. Dies war das Werk der Götter. Oder der Dämonen. Nicht einmal ich war zu solcher Zauberei fähig.
    Warum mochte das Interesse der Herren der Höheren Welten an Tanelorn neu erwacht sein? Alles außer Tanelorn hatte jetzt die Farbe ausgetrockneter Knochen. Die anmutigen Bäume und die hübschen Häuser der Stadt wirkten beinahe geschmacklos vor diesem öden Hintergrund. So musste der Mond aussehen, sagte ich. Öde und leer. Was waren wir jetzt noch? Tanelorns weise Männer dachten, wir wären einfach in eine andere Welt gewechselt, nachdem unsere eigene bereits erobert war.
    Eine letzte Beschwörung konnte ich noch vornehmen. Ich bat die Elementarwesen der Erde, zur Verteidigung einen Graben um die Stadtmauern zu ziehen. Es war alles, was ich noch tun konnte, und schon dies erschöpfte mich.
    Wir konnten uns den Irrsinn eines Wesens, das die Welt auf diese Weise schändete, nicht vorstellen.
    Es gab in Tanelorn Gelehrte von jeder Art. Ich fragte sie um Rat. Wer hatte uns in diese Welt versetzt?
    »Miggea, die Herrin der Ordnung«, erklärte man mir. »Fast gewiss war sie es. Sie hat schon mehrere andere Reiche auf ähnliche Weise vernichtet.« Sie verfügte über ungeheure übernatürliche Kräfte und konnte - wenn nötig - noch weitere rufen. Ich kannte meine Götter und Göttinnen. Ich wusste, dass Miggea einen eigenen Zyklus von Mythen und Legenden hatte, die ihr auf der Erde Macht verliehen, doch sie brauchte auch sterbliche Helfer, weil sie anders nicht in diese Sphären vordringen konnte.
    Mindestens ein Sterblicher diente ihr hier. Mein Schutzpatron Arioch, der Fürst des Chaos, war ohne sterbliche Helfer gleichermaßen hilflos. So impulsiv mein Herr auch war, er hatte gelernt, dass er niemals Tanelorn erobern durfte.
    Die ersten Angreifer waren halb gepanzerte Fußsoldaten, die einander auf seltsame Weise ähnelten. Sie kamen aus dem Nichts marschiert und hörten nicht zu marschieren auf, bis sie den Burggraben erreichten. Auch dann hörten sie nicht zu marschieren auf, sondern liefen über die Rücken ertrinkender Kameraden hinweg, bis sie unsere Mauern erreicht hatten. Tausende und Abertausende wurden jeden Tag gegen uns geworfen und waren offenbar zu eigenen Entscheidungen nicht fähig, sodass wir sie bei nur wenigen Verlusten auf unserer Seite mühelos töten konnten.
    Die Soldaten griffen wieder und wieder an. Wir verteidigten Tanelorn. Wir diskutieren Pläne zur Rettung der Stadt. Doch wir wussten nicht einmal, wogegen wir sie verteidigten und wer unser Feind eigentlich war. Niemand wusste, wie weit sich die Aschewüste erstreckte. Einige hatten eine Manifestation von Lady Miggea gesehen und erkannt und konnten bestätigen, dass sie sich jetzt tatsächlich in diesem Reich befand und aus der Ferne zusah. So hörte ich es jedenfalls. Einige unserer neuen Einwohner waren aus Reichen geflohen, in denen Miggea bereits herrschte, und hatten hier Schutz gesucht, um den Schrecken zu entkommen. Doch wir kannten immer noch nicht den Namen der Sterblichen, die Lady Miggea dienten. Wir fragten uns auch, warum die Stadt sich nicht einfach aus der Gefahr entfernte, denn wir wussten ja, dass sie dazu in der Lage war.
    Die marschierenden Anhänger der Ordnung waren leicht zu besiegen. Sie hatten keinen eigenen Willen und schienen beinahe unter Drogen zu stehen. Ihre Handlungen waren mechanisch und berechenbar. Sie benutzten jedes Mal, wenn sie die Stadt erobern wollten, die gleiche Taktik. Es war leicht, sie zu Hunderten niederzumachen, wenn sie herüberschwammen oder auf der Brücke den Graben überqueren wollten. Ich glaubte schließlich, dass ihre einzige Aufgabe darin bestand, uns abzulenken, während irgendwo bessere Pläne ausgebrütet wurden.
    Ein äußerst langweiliger Waffengang.
    Dann kam Lady Miggea persönlich, um einen Blick auf Tanelorn zu werfen.
    Zuerst begriff ich die Bedeutung des Besuchs nicht.
    Eines Morgens machte ich meinen üblichen Rundgang über die Wälle und

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