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Tochter Der Traumdiebe

Tochter Der Traumdiebe

Titel: Tochter Der Traumdiebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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überheblichen Reiter, der jetzt, offenbar entspannt, die Lanze locker im Köcher abstützte.
    Im Helm entstand ein Geräusch, ich hörte eine Stimme. Ich hörte meinen Namen.
    »Prinz Elric, den man einen Verräter nennt. Seid Ihr es?«
    »Ich bin Euch gegenüber leider im Nachteil.«
    »Oh, ihr werdet schon bald mit dem einen oder anderen meiner Namen vertraut sein.«
    »Warum«, fragte ich, »warum greift Ihr unser Tanelorn an? Was wollt Ihr von der Stadt?«
    »Was, Mylord, verteidigt Ihr dort? Wisst Ihr das überhaupt? Habt Ihr Eure Handlungen noch nie infrage gestellt? Ihr verteidigt überhaupt nichts. Ihr verteidigt eine unschuldige Idee, keine Realität.«
    »Ich habe selbst schon viele Male gesehen, wie eine Idee zur Realität wurde«, erwiderte ich. »Ich werde Tanelorn verteidigen oder im Stich lassen, falls ich den Drang verspüren sollte. Ich habe gerade nichts Besseres zu tun, Sir. Und ich wäre dankbar für eine Gelegenheit, Euch zu töten.«
    Er lachte in seinem Helm. Es war ein entspanntes Lachen, ein vertrautes Lachen. Meine Stichelei ignorierte er. »Prinz Elric, ich muss einen Handel mit Euch abschließen. Ganz Tanelorn soll gerettet werden, wenn Ihr mir einfach Euer Schwert gebt. Ihr habt mein Wort. Ich werde Euch dann in Frieden lassen. Euch alle. Es gibt genug ärztliche Kunst in der Stadt, damit ihr alle gesund und munter bleibt. Das ist ein fairer Tausch, Prinz Elric. Ihr könnt alle Eure Gefährten retten und verliert dabei nichts als eine nutzlose Klinge.«
    »Mir ist mein Schwert wichtiger als den meisten meiner Gefährten ihre Waffe. Deshalb kann ich an Eurem Angebot keinen Gefallen finden. Ihr könnt die Stadt nehmen. Ich werde mir allerdings das Vergnügen machen, eine große Zahl von Euch zu töten, bevor Ihr sie erobert habt. Wenn Ihr mich gut genug kennt, Sir, dann wisst Ihr, dass ich nur durch ein Gemetzel zu befriedigen bin. Verzeiht mir, wenn ich mich wiederhole, doch habt Ihr den Mut, eine Herausforderung anzunehmen? Es wäre mir eine Freude, Euch zu töten. Und das übergroße Vieh, das Ihr da reitet.«
    Darauf drehte das Tier den Kopf zu mir herum und die roten Augen trafen meinen Blick. Eine Art drohender Spott schien von ihnen auszustrahlen.
    »Ihr werdet große Schwierigkeiten haben, die Herzogin der Ordnung zu töten, Prinz Elric«, sagte die Wölfin. Sie grinste, die helle Zunge spielte um die scharfen spitzen Zähne.
    Ich hielt dem Blick stand. »Aber ein Wolf könnte eine Wölfin töten.«
    Darauf antwortete sie nicht, doch es schien, als hätte sie sich innerlich schon abgewendet, ehe ihr Reiter es bemerkt hatte. Es amüsierte mich, dass sie ausgerechnet diese Form gewählt und so getan hatte, als sei der Reiter auf ihrem Rücken ihr Herr. Auch dies war ein Ausdruck ihrer Bereitschaft, mit großartigen Täuschungen zu arbeiten. Ich hatte mich in ein Reich gewagt, wo eine Logik von der Art herrschte, die von ihr festgelegt wurde. Nichts war abscheulicher als dies. Selbst ein Melnibonöer konnte keine Freude an dem Elend finden, das Geschöpfe wie Miggea erschufen. Ihr halb träumendes Bewusstsein bemerkte kaum die Folgen ihrer Taten. Sie glaubte, sie würde ordnen und schützen und sich für das Wohl aller aufopfern. Ihre Ritter gehorchten ihr natürlich ohne Fragen. Pflichterfüllung und Treue waren alles, was zählte. Tugenden, die niemand in Zweifel zog. Die Ritter waren so verrückt wie sie selbst.
    Ich begann mich zu fragen, ob das Ziel des Angriffs möglicherweise wirklich nicht die Stadt war. Was, wenn sie tatsächlich nur mein Schwert haben wollten? Wenn sie all diese gewaltigen Zauberkräfte nur deshalb gegen Tanelorn entfesselt hatten, weil sie einen Handel mit mir schließen wollten? Einen Handel, den ich ausgeschlagen hatte. Den ich auch weiterhin ausschlagen würde.
    Sie konnten mich nicht auf diese Weise verleiten. Ich würde mich entschlossen gegen sie stellen und am Ende würde ich sie besiegen.
    Für die nächsten paar Tage zog sich die Belagerungsarmee bis zum Horizont zurück. Das Leben in Tanelorn verlief fast wieder normal. Kein Bürger versuchte, die Stadt zu verlassen, weil es keinen Ort gab, zu dem man gehen konnte. Die Heerscharen der Ordnung hatten sich zurückgezogen, doch die umgebende Landschaft hatte nicht das natürliche Aussehen wiedergewonnen. So weit das Auge reichte, erstreckte sich eine öde Ebene voller Asche, aus der sich groteske Säulen aus Schlacke und Kalkstein erhoben.
    Mu Ooria war mir erschienen wie das versteinerte Leben,

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