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Tochter Der Traumdiebe

Tochter Der Traumdiebe

Titel: Tochter Der Traumdiebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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Melnibonöer gezielt die Bündnisse mit den Elementarwesen gepflegt. Mit diesen großen, alten Wesen, den Verkörperungen vertrauter und unvertrauter Tiere - so etwa mit Meerclar, dem Herr der Katzen, und Ap-yss-Alara, der Königin der Schweine, die angeblich jegliche Annäherung der Menschen ablehnte und weiterhin ablehnen würde, solange auch nur einer von ihnen noch Schweinefleisch aß.
    Da die Melniboneer der höheren Kasten kein Schweinefleisch verzehrten, waren meine Angehörigen mit der Königin in Kontakt gekommen.
    Der Blutdurst, den ich verspürte, ließ jetzt nach. Für den Augenblick war Sturmbringer befriedigt. Die Energie, die wir aufgenommen hatten, war ungeschlacht und würde nicht lange vorhalten, doch sie versetzte mich in die Lage zu tun, was getan werden musste. Ich freute mich über die Gewissheit, dass ich Gaynors Pläne nicht nur auf einer, sondern gleich auf zwei oder noch mehr Ebenen durchkreuzt hatte.
    In der Mitte des Meeres hielten wir an. Einen Augenblick lang konnte ich eine stille Fläche funkelnden Wassers betrachten. Mondlicht auf einer Idylle am Mittelmeer. Dann machte König Straasha mit der zweiten Hand aus Wasser eine Geste. Er lachte. Von einem Augenblick auf den anderen starrte ich in das klaffende Loch eines Strudels, der mit schäumenden Ausläufern nach mir tastete. Er brüllte und gierte nach meinem Leben und meiner Seele. Er wirbelte und strömte und flüsterte mir zu, ich sollte aus der schützenden Hand springen, hinunter in sein sehnsüchtig lockendes Herz. Dieses betörende Geräusch, Kreischen und Murmeln zugleich, zog mich an und machte mich hilflos. Mein animalischer Instinkt wollte sich wehren, aber ich wusste, ich musste mich fügen.
    Die Luftblase, die mich umschlossen hatte, war geplatzt. Ich stand frei auf der Handfläche des Königs der Meere. Ohne einen weiteren Gedanken nahm ich das Runenschwert und tauchte in den Strudel.
    Ich wurde mitgerissen wie eine Staubflocke und tiefer und tiefer in den Abgrund hineingezogen. Ich wusste, dass ich in diesem Wirbel den Tod finden würde, aber ich hatte keine Angst.
    Ich wusste, was ich tat und wohin ich wollte, genau wie es König Straasha wusste. Es bestand natürlich die Möglichkeit, dass ich mich verirrte und von meinen Feinden verschleppt wurde. Chaos und Ordnung hatten in dieser Schlacht viel zu verlieren und konnten, wenn sie sich selbst zu schützen suchten, rücksichtslos sein.
    Ich hörte die brüllende Stimme des Meereskönigs leiser werden, als ich in den gewaltigen Strudel eintauchte, und nahm meine ganze Kraft zusammen, um den Weg hindurch zu finden, um den Durchgang zu entdecken, den ich suchte.
    Es war fast unmöglich zu atmen. Das Wasser drang in meine Lungen ein und ich fragte mich, wie lange ich überleben konnte, bevor ich ertrank. Dann regte sich das Schwert in meinem Gürtel. Irgendein Instinkt ließ mich blind nach der Klinge greifen, ich zog sie aus der Scheide und ließ mich von ihr durch die wilde Strömung ziehen. Sie leitete mich zuerst nach oben, dann wieder hinunter und dann tief in die Wände aus Wasser hinein.
    Ganze Städte, Kontinente und Völker wirbelten um mich herum. Alle Ozeane der Welt hatten sich zu einem einzigen zusammengefunden. Ich glitt durch ein ganzes Universum aus Wasser. Blinde Instinkte führten mich, während das Schwert wie ein Magnet ausgerichtet blieb und mich tiefer und tiefer in den Strudel zog.
    Dann trafen meine Füße auf etwas Hartes. Ich konnte aufrecht stehen, auch wenn das Wasser noch um mich strömte.
    Ich spürte den Druck an den Beinen und am Oberkörper. Der große unterirdische Ozean kam zur Ruhe. Über mir war es schwarz, vor mir erstreckte sich eine Wasserfläche, in der ich bis zur Hüfte stand.
    Beunruhigt steckte ich das Schwert in die Scheide und bewegte mich weiter. Jeden Augenblick rechnete ich damit, einen Schritt ins Leere zu tun. Schließlich trat ich auf feinen Kies. Auf den Wangen spürte ich einen kühlen, stetigen Luftzug. Irgendwo in der Ferne kläffte ein Fuchs.
    Ich war nicht länger in Mu Ooria, aber ich wusste nicht, ob ich mein Ziel erreicht hatte. Als ich aus dem Wasser gestiegen war, schaute ich nach oben und sah einen vertrauten Himmel mit vertrauten Sternbildern. Dicht über dem Horizont stand ein Dreiviertelmond. Nachdem ich mich an das schwache Licht gewöhnt hatte, konnte ich die steilen Dächer und Türme einer Stadt sehen, die ich wiedererkannte. Ein stiller Ort mit wuchtigen Gebäuden, ohne bemerkenswerte Architektur.

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