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Tochter Der Traumdiebe

Tochter Der Traumdiebe

Titel: Tochter Der Traumdiebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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empfand mehr als nur Kameradschaft für den treuen Schwertkämpfer.
    »Wohl gesprochen, Mylord.« Er grinste und kam zu mir stolziert, schien jedoch ein wenig verwirrt. »Ich frage mich allerdings, welch exotisches Wesen du beraubt hast, um diese Kleider zu bekommen.«
    »Dies ist ganz normale Kleidung«, antwortete von Bek. »Jedenfalls in meiner Zeit. Oder in seiner.«
    Ich wusste genau, wo ich war. Ich befand mich im Turm der Hand in Tanelorn. In einem Tanelorn, dessen Untergang so gut wie besiegelt war. Wenn diese Stadt unterging, dann würde mit ihr auch alles untergehen, was sie repräsentierte. Für diese Stadt hatte ich so viel riskiert und die Hilfe der Traumdiebin angenommen. Allerdings bestand Oona darauf, dass sie keine Traumdiebin sei. Sie sei nur die Tochter einer Traumdiebin.
    »Und mein Körper?«, fragte ich, indem ich mich aufrichtete.
    Sein Gesicht verdüsterte sich und nahm einen eigenartigen Ausdruck an. Ich kannte diesen Ausdruck, den er immer aufsetzte, wenn er glaubte, es sei Hexerei im Spiel. »Immer noch an Ort und Stelle«, sagte er. Zwar grinste er dabei, doch er wich meinen Blicken aus. »Er atmet noch, er schläft.« Er hielt inne. »Wo, wenn ich das fragen darf, Mylord, hast du nur diesen neuen Körper her? Wurde er durch Magie geschaffen?«
    »Nur durch Träume«, erwiderte ich und versprach ihm, alles zu erklären, sobald ich selbst mehr wusste.
    Er führte mich aus dem schlichten Schlafgemach in ein anderes Zimmer. Dort im Halbdunkel lag ein schlafender Mann. Ich war nicht darauf gefasst, meinen eigenen nackten Körper ausgestreckt liegen zu sehen, die Hände auf der Brust gefaltet, die sich langsam, aber regelmäßig hob und senkte. Die Augen waren offen, zwei Rubine starrten ins Leere. Ich schlief. Ich war nicht tot. Allerdings konnte ich auch nicht aufgeweckt werden. Denn schließlich war dies alles ein Traum, den ich träumte. Ich streckte die Hand aus, um mir die Augen zu schließen.
    Gaynor hatte große Kräfte gegen mich aufgeboten. Ich kannte diesen Zauber, ich hatte ihn selbst schon mit schlimmen Folgen benutzt. Er bedrohte alles, was ich liebte.
    Jetzt sammelte er seine Kräfte, um uns den Garaus zu machen. Wenn er Tanelorn besiegte, dann waren alle Welten und alle Reiche in Gefahr.
    Ich wandte den Blick von meinem schlafenden Selbst ab. Durchs Fenster sah ich, dass draußen die Sonne aufging. Die ersten goldenen Lichtstrahlen tasteten gerade über den Horizont. Ich hob die Hand in einen schwachen Strahl und verglich sie mit der Hand des schlafenden Mannes. Im Grunde schienen wir ein und derselbe zu sein. Es war große Zauberei nötig gewesen und die Hilfe einer Traumdiebin, um dies zu erreichen, doch jetzt hatte ich Körper und Schwert zurückbekommen.
    Vielleicht blieb doch noch genug Zeit, um Tanelorn zu retten.

12. Das Gebot der Ordnung
     
    Ein paar Wochen vorher waren Mondmatt und ich jenseits von Cesh aus den Hügeln heruntergekommen. Wir waren kleinen Ziegenpfaden gefolgt und hatten die Anstellung bei Cesh von Cesh in Zwietracht verlassen. Als Gegenleistung für die Vernichtung einer kleinen übernatürlichen Armee hatte man uns ein Schatzkästlein versprochen. Die Armee war besiegt, doch der Schatz bestand aus nicht mehr als zwei Münzen, von denen eine noch dazu gefälscht war. Ich hatte die von Cesh an den Stadttoren zur Schau ausgestellt: als Warnung an alle anderen, nie wieder unsere Zeit zu verschwenden und uns zu hintergehen. Ich war schon schwach gewesen, bevor wir den Ort verlassen hatten, und nicht mehr fähig, mich der Kämpfertruppe zu stellen, die von den Blutsverwandten derer von Cesh ausgeschickt worden war, um uns pflichtschuldigst zu töten.
    Mit den unzulänglichen Karten verirrten wir uns im Felsland, entkamen damit aber auch den Verfolgern. Wir hatten sicher nicht erwartet, so bald schon wieder in Tanelorn zu sein, nachdem wir den Weg aus den Hügeln heraus gefunden hatten. Wir hatten damit gerechnet, noch eine Wüste durchqueren zu müssen, ehe wir in die Zivilisation zurückkehren konnten. Allerdings wussten wir auch, dass es dem Wesen dieser Stadt entspricht, sich manchmal an anderen Orten zu manifestieren, und so stellten wir unser Glück nicht infrage. Ohne Zögern führten wir die erschöpften Pferde den Stadtmauern entgegen. Wir waren dankbar für den Anblick der alten, vertrauten Gebäude, der Gärten und der hohen Bäume, der roten Ziegel, der schwarzen Balken und der Strohdächer, der Obstgärten und Springbrunnen, der gekrümmten

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