Tochter Der Traumdiebe
beim Kämpfen das wilde Lied meines Schwerts zu hören, doch jetzt spürte ich Sturmbringer nur leise vibrieren. Und die Vibrationen schienen mit jedem Augenblick schwächer zu werden.
Mondmatt hatte Recht behalten. Ich war in eine Falle getappt. Doch ich hatte keine Wahl, als weiterzukämpfen.
Zwei weitere Schläge von mir konnte der Ritter abfangen, dann taumelte ich und meine Knie gaben nach. Ich konnte kaum noch das Schwert heben, das sich in den Händen anfühlte wie eine tote Last. Ich war ratlos. Jede heftigere Bewegung ermüdete mich weiter. Man hatte mich völlig ausmanövriert.
Wieder hörte ich tief im Helm ein eigenartiges Kichern.
Ich bot alles auf, was mir zur Verfügung stand. Ich rief Arioch um Hilfe an, doch ich war überwältigt vor Müdigkeit. Eine seltsame Müdigkeit. Ich benutzte all meine Disziplin als Zauberer, um den Körper wieder unter die Kontrolle des Bewusstseins zu bringen, doch es führte zu nichts. Wie eine schwere Decke legte sich der Zauber über mich.
Der Kampf hatte erst wenige Minuten gedauert, als ich schon das Gleichgewicht verlor und rücklings auf den harten, weißen Boden stürzte. Ich sah die Gestalt mit der Rüstung sich bücken und Sturmbringer an sich nehmen und bekam schreckliche Angst. Ich konnte mich nicht einmal dagegen wehren. Ich wollte mich aufrichten, doch es gelang mir nicht. Nur wenige Menschen konnten das Schwert in die Hand nehmen, ohne grausam dafür büßen zu müssen. Mein Gegner aber hob die Klinge ohne weiteres auf. Alles, was bisher für mich als sicher gegolten hatte, brach rings um mich zusammen. Ich hatte Angst, den Verstand zu verlieren.
Als mein Blick zu verschwimmen begann, wurde mir bewusst, dass die Gestalt in der Rüstung immer noch auf mich herabsah und lachte.
»Nun ja, Prinz Elric, unser Handel und der Zweikampf sind damit vollzogen und Ihr könnt nach Tanelorn zurückkehren. Wir werden die Stadt nicht angreifen, keine Sorge. Ich besitze, was wir bekommen wollten.«
Jetzt erst nahm der Ritter den Helm vom Kopf. Eine Frau sah auf mich herab. Eine Frau mit hellen, strahlenden Gesichtszügen, blondem Haar und funkelnden schwarzen Augen. Eine Frau mit spitzen Zähnen und Lippen, die zu brennen schienen.
Ich erkannte, wie schrecklich man mich getäuscht hatte.
»Lady Miggea, nehme ich an.« Ich konnte kaum noch flüstern. »Ihr habt Euer Wort gegeben. Das Wort der Ordnung.«
»Ihr habt nicht richtig zugehört. Es war die Wölfin, die geschworen hat, nicht zu kämpfen. Euer Blut besitzt Weisheit«, sagte sie leise, »doch es trägt dem Herzen etwas zu, nicht dem Verstand. Dies sind wechselhafte Zeiten, vieles steht auf dem Spiel. Manchmal passen die alten Regeln nicht mehr zur neuen Wirklichkeit.«
»Ihr wollt Euer Wort nicht halten? Ihr habt versprochen, die Stadt in Frieden zu lassen.«
»Aber natürlich, das werde ich auch tun. Ich lasse sie eines natürlichen Todes sterben.«
»Was meint Ihr damit?« Nur noch ein trockenes Keuchen kam mir über die Lippen. Mehr und mehr wurde mir bewusst, wie dumm meine Entscheidung gewesen war. Mondmatt hatte Recht behalten. Ich hatte eine ungeheure Katastrophe über mich und meine Welt gebracht und alles nur, weil ich eher den wilden Instinkten und nicht meiner Vernunft gehorcht hatte. Es gibt Zeiten, in denen der sichere Glaube in den sicheren Untergang führt.
»Es gibt kein Wasser mehr in diesem Reich. Nur das, was Ihr seht. Nichts, um Eure Garten zu wässern. Kein Wasser, das Ihr trinken könnt.« Sie lächelte in sich hinein und hob Sturmbringer an der Klinge hoch, umklammerte die Klinge mit einer Faust, die zu wachsen schien, während sie sprach. »Nichts kann Euch hier helfen. Kein übernatürlicher Beistand. Ihr könnt nicht in Euer eigenes Reich zurückkehren. Es hat meine ganze Macht erfordert, Euch hierher zu bringen und hier zu halten. Nur wenige sind so mächtig wie Miggea, die Herrin der Ordnung. Keine Menschenseele kann Euch hier retten. In einiger Zeit werdet Ihr verdorren und das ist dann das Ende all Eurer Geschichten und Inkarnationen.
Aber ich war gnädig, Prinz Elric. Ihr werdet dies nicht mehr am eigenen Leibe erleben, denn Ihr werdet schlafen.«
Als mein Augenlicht verblasste und der kärgliche Rest meiner Kräfte mich verließ, machte ich noch einen letzten Versuch, mich aufzurichten. »Schlafen?«
Das schreckliche, verrückte Gesicht war auf einmal dicht vor meinem. Sie schürzte die Lippen und blies mir in die Augen.
Ich versank in Dunkelheit und träumte.
13. Die
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