Tochter des Drachen
dem ersten Gespräch hatte Sakamoto darauf geachtet, dass er um nichts besser als die anderen behandelt wurde. Und seit Magruders Tod erwarteten die Überlebenden vom höchsten noch lebenden Offizier Führung und Unterstützung.
Sakamoto schwenkte den Wein im Kelch und trank. Er schmatzte zufrieden, dann sagte er: »Wir fliegen morgen ab. Sie und Ihre Leute bleiben hier beim ehrenwerten Gouverneur Tormark.«
»Was?« Fusilli schreckte aus seiner Apathie auf. »Wovon reden Sie da? Unsere Vereinbarung ...«
»Unsere Vereinbarung lautete, dass ich im Austausch gegen Informationen Ihr Leben schone. Ihre Leute würden sich fragen, warum ich Sie als Geisel mitgenommen habe. Den alten Ritter, keine Frage, aber den Gouverneur eines giftigen Felsbrockens und einen x-beliebigen Chu-sa? Das würde doch Fragen aufwerfen. Aber wenn ich Sie hier zurücklasse und Ihre Leute finden ...«
»Das sind verdammt viele >Wenns<.«
»Homai-Zakis Garnison wird minimal ausfallen. Falls Gouverneur Tormark auch nur einen Funken Verstand besitzt, wird er seine Rückkehr planen. Falls er sich allerdings als typischer Politiker herausstellt, werden Sie die Planung für ihn übernehmen und ein Held werden. Und falls Katana Tormark noch lebt...«
»Ich dachte, Ihre Leute auf Klathandu IV ...»
Sakamoto sprach weiter. »Lassen nichts von sich hören. Alles, was ich habe, sind viel zu abstruse Gerüchte, um ihnen irgendeinen Wert beizumessen. Also, falls sie noch lebt, brauche ich Sie in ihrem Lager. Wie könnten Sie sich besser in ihre Gunst zurückschleichen als mit einer waghalsigen Flucht? Und Sie werden noch mehr tun: Sagen Sie ihr, wo sie diesen unbeholfenen Trottel Eriksson finden kann. Wenn es um den alten Narren geht, wird sie zum Schmusekätzchen.«
»Was, wenn sie nicht kommt?«
Sakamoto lächelte geradezu selig. »Katana Tormark wird kommen. Sie wird kommen, und Sie werden ...« Er unterbrach sich, als sich die Luke mit einem Zischen öffnete.
Ein Mann trat in die Kabine. Er trug eine weiße Küchenuniform: Hemd, Hose und Schürze. Der Mann war von kräftiger Statur, mit Muskeln, die sich unter dem Hemd deutlich abzeichneten, und einem breiten Oberkörper, der sich zu einer schmalen Taille und gut modellierten Oberschenkeln hin verjüngte.
Allerdings humpelte er, und als er Haltung annahm, bemerkte Sakamoto eine höchst interessante Narbe, gezackt wie ein Blitz, die seine linke Augenbraue nach etwa zwei Dritteln teilte und sich die Wange hinabzog. »Shujin Jack Nanashi. 2. BenjaminRegiment«, meldete er sich mit einem starken Akzent. »Sie wollten ...« Er unterbrach sich, und seine Augen, eisgrau wie von Frost überzogene Perlen, schwenkten zu Fusilli hinüber, der ihn mit offener Neugier anstarrte.
»Du kannst offen reden«, erklärte Sakamoto. »Hast du die hier gemacht?«
»Das Konfekt? Ja, Herr.«
»Es ist ausgezeichnet. Woher kommst du, Shujin Nanashi?«
»Ich bin in der ersten Welle aus Yance gewesen und hab mir ein kleines Andenken eingefangen.« Nanashi betastete die Narbe auf seinem Gesicht. »War schon reichlich seltsam. Wer schießt denn auf einen Koch? Jedenfalls hat es wohl die Runde gemacht, dass meine Kushi-dango ihresgleichen suchen und...«
»Tatsächlich?« Sakamoto lief bei dem Gedanken an Spieße mit dampfenden Reisklößen in süßer, ho-nigfarbener Soße das Wasser im Mund zusammen. »Lass hören, kannst du auch Kuri-kinton zubereiten?«
»Ein paar Satsuma-imo, ein paar von diesen kleinen Süßkartoffeln, und ich verspreche Ihnen, Tai-shu, meine Kushi-dango...?« Nanashi lächelte. »Dafür sterben Sie.«
Kafa, Batambu, Deneb Algedi Präfektur II, Republik der Sphäre
25. Juli 3135
Es gab da irgendeinen uralten Witz über den Unterschied zwischen der Hölle und Deneb Algedi, der Chusa Valerie Hines vom Luft/Raumkommando der 7. Legion Wega in den Sinn kam. Er endete irgendwie blabla-bla, es sei nicht die Luftfeuchtigkeit, es sei die Hitze. Oder irgendwas in der Art. Von ihrer momentanen Position in einem Krähe-Scouthubschrauber war Kafa, falls Deneb Algedi eine Hölle hatte, auf jeden Fall ein hervorragender Anwärter auf den Titel. Die Insel war ein riesiger Vulkankrater, vom Zahn der Zeit zu Kämmen aus kupferrotem Basalt, Sanddünen und steilen Felsschluchten abgenagt, und alles bei einer Hitze, die Gummi zerlaufen ließ. So ziemlich das Einzige, was auf Kafa lebte, waren diese verdammten schuppigen Nayaraptoren, die bei Sonnenuntergang in gewaltigen Schwärmen aufstiegen, um
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