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Tochter des Drachen

Tochter des Drachen

Titel: Tochter des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J.Bick
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geklemmt. Dann deutete sie wieder auf ihn, diesmal mit den Fingern, die um die Kippe geklemmt waren. Die Bewegung war schnell genug, die Asche abzuklopfen. »Na schön, wir ziehen unsere Truppen an der Grenze zu Präfektur II zusammen. Ich wünschte, wir könnten etwas für die armen Seelen tun, die auf der Marschroute leben, aber was nicht geht, das geht halt nicht. Ich informiere Präfektur I darüber, was los ist. Vielleicht können die ja etwas tun. Den Dracs von Dyev und Asta aus in die Seite fallen... möglicherweise, und unsere Verluste reduzieren. Fragt sich nur, ob es funktioniert.«
    »Wollen Sie eine ehrliche oder eine offizielle Antwort?«
    Magnusson-Talbot stieß ein keuchend bellendes Lachen aus. »Wenn ich die offizielle Antwort hören will, kenne ich ein Heer von arschkriecherischen Speichelleckern, die sie mir mit Freuden liefern würden. Politiker sind wie Flöhe. Wenn du merkst, dass dich einer gebissen hat, hängt dir schon eine ganze Horde im Pelz.«
    »Okay, in diesem Fall würde ich sagen, sie werden uns gehörig in den Arsch treten.«
    »Ja, genauso sehe ich das auch.« Sie stand auf und drückte die Zigarette aus. »Trinken Sie?«, fragte sie durch eine blaue Qualmwolke.
    »Bei einer passenden Gelegenheit.«
    »Sohnemann, jede Gelegenheit ist passend.« Sie zog eine Schreibtischschublade auf und holte eine halb volle Flasche Bourbon und zwei Gläser heraus. Sie schüttete beide anständig voll und reichte eines davon Coleman.
    Die Alkoholdämpfe waren so stark, dass ihm die Augen tränten. »Worauf trinken wir?«
    »Aufs Überleben.«
    »Ist das alles?«
    »Teufel auch, Sohnemann.« Magnusson-Talbot kippte ihren Drink und sog die Luft zischend durch die Zähne. »Wenn wir das überleben, ist das nichts weniger als ein gottverdammtes Wunder.«
    Scarborough Manufacturing, AI Na'ir Präfektur II, Republik der Sphäre
    15. Juli 3135
    Drei Tage nach dem Fall von Phoenix hatte Worrid-ge einen Schutzanzug angelegt und war durch die Überreste der einstigen 30-Millionen-Stadt gewandert: Stahl- und Betontrümmer ragten in spitzen Winkeln durch eine dichte Smogschicht aus Schwefeldioxyd und Methan. Gehsteige und Kanalisation waren mit den Leichen von Millionen von Tieren verstopft, viele davon, aber bei Weitem nicht alle, waren Insekten, die unter jedem Schritt knirschten und patschten. Und natürlich Menschen: haufenweise, auf der Flucht niedergestreckt, einander vor dem Tod noch umarmend. Die aufgedunsenen Leichen verwesten schon. Grüne Adern wanden sich unter der Haut und schwarzer Schleim floss ihnen aus Nase, Mund und Augen.
    Warum sie in den Park gegangen war, hätte Wor-ridge nicht erklären können. Vielleicht hatte sie gedacht, dort ein beruhigenderes Bild vorzufinden. Eine falsche Hoffnung. Die Bäume waren kahl, das Gras wüstenbraun, und der Fluss, der durch das Herz des Erholungsgebietes strömte, von einer silbernen Matte aus toten Fischen bedeckt.
    Dort hatte sie die beiden gefunden, am Flussufer: eine Mutter und ihre Tochter. Das Mädchen hatte die Arme um den Hals der Mutter gelegt, die das Kind an ihre Brust drückte. Die blonden Locken des Mädchens waren vom eingetrockneten Blut verfilzt, das aus dem Mund der Mutter geflossen war. Wenigstens hatte sie die Augen geschlossen. Sie lagen nebeneinander auf einer blauen Decke. Die Überreste ihrer letzten Mahlzeit - Butterbrote und möglicherweise Kartoffelsalat - boten nur noch eine schmierige Masse.
    Jetzt schob Worridge das Essen in ihrer blauweißen Porzellanschale umher, bevor sie mit den Stäbchen ein dunkelrotes Stück Klette fasste. Normalerweise mochte sie Kinpira-goba, aber jetzt erinnerte sie der schlaffe Gemüsestreifen an ein Stück rohe Leber - nein, nein, eher noch an das eingetrocknete Blut auf dem Kopf des kleinen Mädchens.
    Eine leicht entfernt klingende Männerstimme sagte: »Stimmt etwas nicht, Worridge?«
    Sie schaute hoch und in die Augen Sakamotos, der ihr an einem mit Speisen überladenen Tisch gegenübersaß. Am Abend vor einem Feldzug gönnte sich Sakamoto immer ein Festmahl, und heute war keine Ausnahme. Eine Unzahl von Delikatessen häufte sich vor ihm auf. Er verschlang sie begeistert, und plötzlich widerte er Worridge an. Sie legte den Gemüsestreifen zurück in die Schale, platzierte die Essstäbchen auf der Ablage und faltete die Hände im Schoß. »Tai-shu, ich glaube, jetzt wäre ein geeigneter Zeitpunkt ... Ihre zukünftigen Pläne im Hin blick auf den Koordinator zu besprechen.«
    »Pah«, erwiderte

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