Tochter des Drachen
Meisterschaft über Schwert und Geist, Körper und Seele.
Sie drehte sich um. Für einen kurzen, wortlosen Austausch traf ihr Blick den des Otome Sensei. Ob er wohl die Veränderung in ihren Augen erkannte? Wahrscheinlich ja, auch wenn er, wie es seine Art war, nichts sagte. Ihr Blick wanderte weiter zur
Kommunikationsoffizierin, einer porzellanhäutigen Sho-i mit klaren grünen Augen. »Sie sind bereit zum Einsatz, sobald wir materialisieren?«
Falls die junge Frau nervös war, so wusste sie es gut zu verbergen. »Hai, Tai-sho. Ich habe mir die Freiheit gestattet, die Kommunikationsmöglichkeiten zwischen unserem Sprungschiff und unseren Kommandeuren auf Galatia III, Ronel und Hean zu überprüfen.«
Fast hätte Katana angesichts dieses Eifers gelä-chelt. Sie sah der Sho-i an, dass sie darauf brannte, zur Abwechslung einmal eine gute Nachricht loszuwerden. »Und?«
Die Augen der Sho-i funkelten. »Wir können senden und empfangen, Tai-sho. Die Black-Box-Geräte funktionieren einwandfrei. Kommando Hean meldet, dass Geräte nach Sirus und Irian unterwegs sind.«
»Ausgezeichnet.« Die Sho-i nahm die Schultern grinsend zurück und bereitete sich auf ihren Einsatz vor. Katana schaute zum Tai-sa des Schiffes hinüber. »Quinn?«
Der greise Kapitän nickte kurz. »Wann immer Sie befehlen, Tai-sho.«
»Gut. Keine unnötigen Risiken. Denken Sie daran: rein und raus über Sadachbia.« Sie hob die Stimme, damit sie alle hörten. »Ich weiß, wir haben Kameraden dort verloren, und sie verdienen unseren Respekt und unsere Trauer, aber jetzt ist dafür nicht die Zeit. Wir halten uns nicht auf, Quinn. Verstanden?«
»Absolut.«
»Sehr schön.« Katana atmete tief durch. »Sprung.«
Sprungschiff Mond des Ostens, Nadirsprungpunkt, Sadachbia-System
Präfektur III, Republik der Sphäre 25. Juli 3135
Tai-sa Orrin Sand reckte sich, gähnte und schüttelte seinen ganzen Körper kräftig durch. Er diente jetzt schon ungefähr zwei Monate auf diesem Posten und wartete endlos darauf, dass irgendetwas geschah ... Er rieb sich die trockenen Augen. Allmählich konnte er einen echten Landgang gebrauchen. Er verstand schon, warum sein Dienst Stafettenflüge erforderte, das Befördern von Nachrichten hin und her oder das Evakuieren von Truppen. Aber deswegen musste ihm das noch lange nicht gefallen. Außerdem waren die Kämpfe seit Wochen vorbei und ...
Ein schriller Alarm bohrte sich in seine Ohren. Sand zuckte zusammen und riss sich aufrecht. »Was?«, bellte er.
»Ein Schiff kommt an! Das muss ein Feindschiff sein, Herr! Wir erwarten niemanden ...«
Sand bemerkte aus dem linken Augenwinkel eine Bewegung. Sein Kopf flog zum Sichtschirm herum. Er sah, wie sich der Weltraum am Sprungpunkt zusammenzog, rot aufleuchtete, riss - und ein Sprungschiff aushustete. Der lange, schlanke Rumpf erinnerte an eine zierliche Libelle, so dünn, dass er im Schatten der Mond des Ostens fast verschwand.
»Bericht!« Sand fixierte seinen Kommunikationsoffizier. »Rufen sie uns?«
Die Augen des Chu-i waren weit aufgerissen. »Negativ, Herr! Invasor-Klasse! Kennung ...«
Doch Sand erfuhr nicht, was der Leutnant sagen wollte, denn im nächsten Augenblick faltete sich der Raum wieder ein, zog sich zusammen und leuchtete erneut rot auf. Sand blinzelte, wollte dem anderen Schiff zurufen, es solle warten. Aber das tat es natürlich nicht.
Stattdessen verschwand es wieder. Es sprang.
Kaffeli, Shinonoi
Präfektur II, Republik der Sphäre
15. August 3135
Regen prasselte auf das Panzerglas des Kanzeldaches. Normalerweise mochte Viki Drexel Regen. An einem regnerischen Tag machte sie es sich gern mit einer großen Tasse Tee und einem gutem Buch gemütlich. Aber heute Abend war sie nervös, ihre Muskeln waren so angespannt wie Banjosaiten. Sie waren auf der Nachtseite des Planeten gelandet, und alles wirkte pechschwarz. Die Halogenscheinwerfer boten verschwommene, durch Regen und Nebel leuchtende Punkte um den zentralen Abwehrkomplex Shinonois herum. Die Sicht war erbärmlich, und außerdem machte sie sich Sorgen. Sie waren zwar an einem Piratensprungpunkt materialisiert, aber trotzdem mussten Sakamotos Leute das anfliegende Landungsschiff schon vor Tagen entdeckt haben. Trotzdem hatten sie nicht reagiert, und das trieb Viki in den Wahnsinn. Mit verzerrtem Gesicht bewegte sie die Schultern und rollte mit dem Kopf, lauschte dem
Knacken der Halswirbel. Der Neurohelm ihrer Schockwelle rieb sich an den Schultern, ihre Schädeldecke tat weh und ein
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