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Tochter des Drachen

Tochter des Drachen

Titel: Tochter des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J.Bick
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stechender Schmerz bohrte sich zwischen ihre Schulterblätter. Sie fluchte.
    Eine leicht belustigte Männerstimme drang aus dem Hintergrundrauschen. »Ein Wort nur und ich bin der Ihre.«
    Es war Jing Smith in seinem Donnerkeil. Ihr Blick glitt etwas nach rechts, und sie sah den gelb verwaschenen Lichtfleck seiner Cockpitbeleuchtung. Der Donnerkeil war gute fünfzehn Tonnen schwerer als ihre Maschine, aber Smith führte ihn mit der Eleganz eines Tänzers. Drexels Lippen verzogen sich zu einem Schmunzeln. »Tut mir leid, Großer, aber ich bin schon vergeben.«
    »Sie brechen mir das Herz. Was hat McCain, das ich nicht habe?«
    »Wollen Sie darauf wirklich eine Antwort?«
    »Nein. Was ich wirklich wissen will, ist: Wo bleibt das Empfangskomitee?«
    »Darüber wundere ich mich auch.« Sie suchte die Sichtprojektion ab und fand nichts, was sie nicht auch beim letzten Blick schon gesehen hatte. Davon allerdings jede Menge. »Sie müssen wissen, dass wir hier sind, aber meine Thermalanzeige ist nutzlos, und mit all dem Stahl kannst du Magnetresonanz vergessen.«
    »Bleibt die gute alte Optik. Gefällt mir nicht.«
    »Mir auch nicht, Großer.« Smith war nicht wirklich groß, nur stämmige eins fünfundsiebzig, aber die waren dafür reine Muskeln. Vor der Bruderschaft war er Kickboxer gewesen, und zwar ein verdammt guter.
    Drexel überprüfte die Entfernung und rief einen Lageplan des Komplexes auf. »Trotzdem, wie man es auch dreht und wendet, das bleibt der beste Annäherungsvektor. Das war früher ein altes Seebett, aber die Republik hat es aufgefüllt und planiert. Dadurch ist es inzwischen einfach nur ein großes Feld. Ziemlich schwer, einen Hinterhalt zu legen - ohne Deckung.«
    »Und genauso schwer, sich zu verstecken, wenn die LSR fliegen.« Pause. Dann: »Gefällt mir nicht.«
    »Ihnen gäfallt nie was«, sagte sie, obwohl sie bereits auf dem Anflug entschieden hatte, dass es ihr auch nicht gefiel, in dem Moment nämlich, in dem sie gesehen hatte, was Sakamotos Leute angerichtet hatten. Explosionskrater, verbogene Metalltrümmer und Ruinenstädte - der Planet sah aus, als hätte ihn jemand ausgeschlachtet und weggeworfen. Der Weg über das ausgetrocknete Seebett war zunehmend schwieriger geworden. Tiefe Gräben durchzogen den Boden, Pulks zertrümmerter Fahrzeuge, die meisten waren an den Insignien als Republik erkennbar ... und über die ganze Strecke verteilt lagen Leichen, teilweise zerstückelt. Sie bewegte den Scheinwerfer der Schockwelle über die Leichen hinweg und hatte Mühe, ihre Wut im Zaum zu halten. Diese Menschen waren schon lange tot. Vermutlich Monate. Im Krankenhaus auf Junction hatte sie einiges über Lei-chen und Verwesung gelernt. Diese hier hatten das aufgedunsene Stadium lange hinter sich, und Shino-nois einheimische Tier- und Insektenwelt hatte sich bereits ausgiebig mit ihnen beschäftigt.
    Sie waren nur noch knappe vier Kilometer vom Komplex entfernt, als Smith sich wieder meldete. »He, gerade voraus. Zwölf Uhr. Haben Sie das gesehen?«
    »Ich sehe es«, bestätigte Drexel. Und sie hatte es tatsächlich gesehen, einen Sekundenbruchteil vor Smiths Warnung: ein riesiger, wuchtiger Schatten, der sich plötzlich zwischen ihnen und dem Verteidigungskomplex aufbaute, als hätte er sich aus der Dunkelheit geformt, oder - das war verrückt, sie war wohl nicht mehr ganz bei Sinnen - wie ein gehörnter Teufel im wehenden Mantel, der aus einer Grube stieg. Im nächsten Augenblick wurde ihr etwas anderes bewusst: Ihre Sensoren hatten keinen Pieps von sich gegeben. Sie nahm Fahrt zurück, hielt an. Dann rief sie Smith. »Moment. Halten Sie mal kurz an. Zeichnen Sie irgendwas?«
    Smith klang nicht weniger erstaunt. »Keine Zielerfassung. Wer immer das ist, er läuft nicht heiß.« Dann, ehrfürchtig flüsternd: »Das ist ein Shiro!«
    Drexels Magen rutschte ihr in die Schuhe, aber als sie das Fadenkreuz auf die Silhouette zog, bestätigte die Sichtprojektion die Identifikation. Ein Shiro. Einer der neuesten, tödlichsten BattleMechs im Arsenal des Draconis-Kombinats. Vierzehnrohrige LSR-Lafetten, je zwei auf beiden Seiten des Torsos, eine
    Autokanone am linken Arm und zu guter Letzt nicht etwa ein Katana, sondern eine sieben Meter lange Hira-Zukuri-Klinge mit dreieckigem Querschnitt, entlang der Schneide abgeschrägt, mit einem sägezahnartigen Mittelkamm, das Ganze an einer Art Pike befestigt. Doch der Shiro hatte das Feuer nicht eröffnet, als er die Gelegenheit dazu hatte. Konnte das bedeuten

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