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Tochter des Drachen

Tochter des Drachen

Titel: Tochter des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J.Bick
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...?
    Sie traf eine Entscheidung. »Ziehen Sie sich zurück. Schalten Sie die Zielerfassung ab und bewegen Sie sich sechs, sieben Meter zurück.«
    »Was? Das muss er sehen, und ich werde ganz sicher nicht...«
    »Tun Sie es einfach. Wenn er feuert, steht er allein gegen uns beide.«
    »Soweit wir das sehen können. Unsere Sensoren sind nutzlos.«
    Das ließ sich nicht von der Hand weisen. »Ich weiß. Hören Sie, er kann uns nicht beide erledigen. Wenn er mich angreift, dann erledigen Sie ihn. So einfach ist das. Also los jetzt.«
    »Wenn Sie es so haben wollen.« Smith klang wenig erfreut. Aber er gehorchte. Auf der rechten Seite des Sichtschirms sah sie den Donnerkeil rückwärtsgehen, bis er am Außenrand ihres Sichtfelds angekommen war, in dem so stark gestauchten Bereich der Rundumanzeige, dass sie ihn unter diesen miserablen Sichtbedingungen nicht mehr sah. »Okay, ich hab die Hose auf. Was jetzt?«
    »Wir sind freundlich.« Sie leckte sich den
    Schweiß von der Oberlippe, es schmeckte salzig. Ihr Magen schlug Purzelbäume. Ihr war aus reiner Nervosität heiß, die Kanzel war nicht einmal warm. Drexel wünschte sich, sie wäre sich sicher, das Richtige zu tun. Natürlich hatte sie ihre Befehle, aber der Selbsterhaltungstrieb hatte auch ein Wörtchen mitzureden. Nur hatte sich der Shiro nicht geregt. Sie waren einander so nahe, dass Drexel ihn durch den Regen wahrnehmen konnte. Sie sah den Piloten unter dem regennassen Kanzeldach. Er saß ebenso regungslos da wie sein Mech, und sie atmete leise auf, als sie bemerkte, dass die Spitze des Schwerts nach oben wies. Sie waren einander so nahe, dass sie sich ziemlich sicher war: Falls er angriff, würde er das mit dem Schwert und den Mechbeilen tun oder mit der Autokanone. In dieser Hinsicht waren sie einander ebenbürtig, Autokanone gegen Autokanone, und da sie beide mit Langstreckenraketen ausgestattet waren, besaß keiner von ihnen auf diesem Gebiet einen Vorteil. Außerdem hatte sie noch einen schweren Extremreichweiten-Laser zur Verfugung. Der größte Vorteil des Shiro war, dass er gute fünfundzwanzig Tonnen Masse mehr besaß. Aber was ihr immer noch zu schaffen machte, war etwas anderes: ein neuer BattleMech der allerhöchsten Qualität wie dieser kostete ein Vermögen. Also saß in seinem Cockpit jemand, dessen Familie in Geld schwamm ... Oder jemand, der sehr wichtig war.
    Drexel atmete tief ein, füllte ihre Lunge, roch Metall und Schweiß. Okay, und jetzt werden wir sehen,
    wer als Erster blinzelt. »Smith, schalten Sie auf eine allgemeine Frequenz um. Damit er uns hören kann.«
    »O ja, sehr schlau. Soll ich über die Verstärkungen reden, die unterwegs sind?«
    »Sparen Sie sich Ihren Sarkasmus.« Dann wechselte sie die Frequenz, ohne auf seine Antwort zu warten. Von jetzt an improvisierte sie. Sie hatte keine Anweisungen, wie sie reagieren sollte, falls der Gegner das Feuer nicht als Erster eröffnete. »Hier spricht Chu-sa Viki Drexel von Des Drachen Zorn. Wir möchten mit Ihnen über ...«
    Alarmsirenen gellten durch ihr Cockpit. Schockiert sah sie den Shiro plötzlich die Mecharme bewegen und mit der Schwertspitze und der Autokanone zielen. Smith brüllte ihr irgendetwas ins Ohr, aber sie reagierte bereits, ließ die Schockwelle in die Hocke fallen und sich gegen den Uhrzeigersinn drehen, um ihre Autokanone auszurichten. »Nicht feuern, Smith, nicht feuern!«, brüllte sie und betete, dass sie das Richtige tat. Ihr Daumen presste hart auf den Feuerknopf. Eine Stakkatosalve panzerbrechender Granaten schoss aus dem Geschütz auf der rechten Schulter ihres Kampfkolosses, zeitgleich mit dem Feuer des Shiro.
    Die nächsten Sekunden verschwammen in ihrer Wahrnehmung. Smith brüllte. Sie schrie ihn immer noch an, nicht zu feuern, nicht zu feuern! Sie spürte das Schaudern, das durch den Mech und in ihre Beine lief, als die Autokanone die Granaten aus der Kammer schleuderte, den Klang fernen Donners über den Bergen. Sie sah die stotternden Lichtblitze der Leuchtspurmunition auf den gegnerischen Mech zujagen -und an ihm vorbei, wie sie es beabsichtigt hatte. Im nächsten Moment fegten Leuchtspurgeschosse über ihr Kanzeldach und blendeten sie, aber die Granaten flogen zu hoch, um sie zu treffen, und es war nur diese eine Salve. Nur eine Salve.
    Sie hatten beide einen Schuss abgegeben. Sie hatten beide vorbeigeschossen. Noch während sie Smith anbrüllte, nicht zu feuern, überschlugen sich ihre Gedanken. Noch während sie das Fadenkreuz auf den Rumpf des

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