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Tochter des Drachen

Tochter des Drachen

Titel: Tochter des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J.Bick
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instinktiv, diese Bewegung zu korrigieren. Der nächste Stoß warf ihn nach vorn. Er schlug hart auf dem rechten Knie und der ausgestreckten rechten Hand des BattleMechs auf.
    Vermutlich rettete ihm dies das Leben, denn im nächsten Augenblick zeichneten Raketen Flugspuren durch die Luft knapp über seiner Kanzel. Die Bellonas eröffneten das Feuer, und jetzt stimmten auch die SM1 -Zerstörer ein, feuerten eine brutale Autokanonensalve um die andere auf die Kurita-Mechs ab. Die Räuber-Kröten hatten bei der Sprengung aller Wahrscheinlichkeit nach ihr Leben geopfert, und ganz offensichtlich wollten die Panzer garantieren, dass niemand, nicht einmal sie selbst, das Packeis lebend verließ. Am gestauchten Rand des Rundumsichtschirms, der das Geschehen hinter ihm zeigte, sah er die Raketen auf den Heuschreck zujagen und auf einem der spindeldürren Beine explodieren. Der leichte Mech taumelte.
    Seine Alarme gellten, und Jonathan sah das Flackern von Leuchtspurmunition. Reflexartig riss er den linken Mecharm hoch, und die Granaten mit ihren Spitzen aus abgereichertem Uran donnerten am Ellbogen in den Arm des Panther. Er schlug auf den Vetoschalter, um die Notabschaltung zu verhindern. Doch ihm war klar, dass der Arm schwer beschädigt sein musste. Sein einziger Trost war, dass sich die PPK am rechten Arm befand. Allerdings hatte er beim Sturz die Mündung der Waffe ins Eis gerammt, sodass sie ihm nichts nutzte, und ihm blieb keine Zeit zu kämpfen. Keine Fehler mehr, keine Irrtümer! Während er sich wieder hochstemmte, die humanoi-de Kampfmaschine mühsam aufrichtete, rasten seine Gedanken: Ich muss aufstehen, aufstehen, aufstehen!
    Das Eis löste sich vom Gletscher, der Riss vor ihm wurde immer breiter, und das mit erstaunlicher Geschwindigkeit: erst war es nur ein halber Meter, dann waren es zwei, jetzt bereits vier. Die Gewalt, mit der sich das Eis bewegte, war so groß, dass die winzigen Gestalten der Soldaten, die die Richtsprengladungen platziert hatten, um genau das auszulösen, auf der Eisfläche wie Öltropfen auf einer heißen Herdplatte umhergeschleudert wurden. Jonathan sah drei von ihnen in den klaffenden Abgrund stürzen. Zwei andere klammerten sich an den Klippenrand und hingen im Schatten ... Schatten? Ja, natürlich, jetzt sah er es. Der Horizont kippte hier abwärts, stieg dort aufwärts, die Eisplatte, auf der er stand, kalbte ...
    »Schneller, schneller, schneller!«, brüllte er, nicht für den Kampftitan, dessen Pilot jetzt allmählich begriff, was geschah. Auch nicht für den Heuschreck, der nun schwer hinkte und seinen Geschwindigkeits-vorteil verloren hatte, genau wie die Sprungdüsen. Nein, Jonathan feuerte sich selbst an zu rennen, zu rennen! Verzweifelt aktivierte er die PPK. Glutheiße Energie zerschmolz das Eis um die Waffe, und er riss sie frei. Er hievte den Panther auf die Beine und schleuderte als generelle Ablenkung PPK-Blitze in die ungefähre Richtung der Panzer. Die Schüsse zuckten weit vorbei, doch Jonathan kümmerte das nicht. Er dachte an gar nichts mehr, sondern trieb den Mech nur in einen schrägen, wilden Galopp. Er fühlte den harten Schlag, als eine Rakete den bereits beschädigten linken Mecharm des Panther traf und Panzerung in Schulterhöhe zertrümmerte. Plötzlich fiel der Arm komplett aus. Der Aufprall warf ihn zurück, stieß ihn nach rechts, und einen panischen Augenblick lang, in dem der Sichtschirm nur noch blauen Himmel zeigte, glaubte er, sein Mech würde rücklings aufs Eis krachen wie ein hilfloser, auf dem Rücken strampelnder Käfer.
    Dann war es vorbei, für sie alle.
    Mit einem furchtbaren, kaum zu beschreibenden Stöhnen brach der gewaltige Eisblock vom Muttergletscher ab. Was die Natur irgendwann in fünf oder zehn Jahren erreicht hätte, lief jetzt mit Höchstgeschwindigkeit ab. Der Lärm war ohrenbetäubend und nicht wiederzugeben. Ein donnerndes Brüllen. Ein gewaltiges, kehliges Röhren wie ein Vulkan, der Flammen und geschmolzenen Fels aus seinem feurigen Herzen spie. Schwere Stöße trafen Panzer und Mechs. Zwei Panzer, die zu nahe am Abgrund stan-den, rutschten weg und verschwanden einfach. Einer von ihnen spuckte noch Laserfeuer, das sich nutzlos im Meer verlor.
    Jonathan fiel. Es war, als säße er in einem Aufzug, dessen Kabel gerissen war, und der ungebremst einen unendlich langen Schacht hinabstürzte. Sein Magen hing irgendwo an seiner Gaumendecke. Sein Kopf schien davonfliegen zu wollen. Mit einem Aufschrei trat er die Pedale der

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