Tochter des Drachen
das Ende der Fahnenstange erreicht.«
Sully grunzte. »So was habe ich mir schon gedacht. Die Leute reden. Man schnappt einiges auf, wenn man hinhört. Und dieser André Crawford: Ich weiß, er ist eine von diesen Agentengestalten, 05S, und normalerweise halte ich nicht viel von dieser ganzen Heimlichtuerei. Aber er hat einen Kopf auf den Schultern, und er ist loyal. Wenn er das sagt...«
»Dann stimmt es.«
»Hätte es selbst nicht besser formulieren können. Aber was ist mit diesem Burschen McCain, und mit Miss Viki? Hast du von denen schon was gehört?« Als ich den Kopf schüttelte, sagte er: »Also, Kat, ich bin wirklich nicht der Typ, mich aufzuplustern, dir zu erzählen, dass es mir kein bisschen behagt, was du da getan hast. Sie nach Junction zu schicken, dich mit diesem Pöbel einzulassen, ohne einen Gedanken an meine Warnungen, obwohl das die wichtigste Lehre ist, die man ziehen kann, wenn man eine Kneipe führt: dass diese kriminellen Gestalten gefährlich sind. Ich habe es dir von Anfang an gesagt, Kat, aber du musst ja deinen Dickkopf durchsetzen.«
»Bitte, Sully, halte doch nicht hinterm Berg. Sag mir, was du wirklich denkst.«
»Fang nicht an, meinen weisen Rat zu verspotten.« Sully winkte mit einem dicken Finger. »Du musst dich den unangenehmen Tatsachen stellen, Kat, wenn du nicht alles wieder verlieren willst. Bis jetzt hast du dich weit besser und geschickter angestellt als selbst Theodore Kurita, da ist Bob vor.«
Bob? Manchmal verstehe ich kein Wort von dem, was er redet. »Das ist kein Wettbewerb, Sully.«
»Hör einfach mal auf den alten Sully, und ich sage dir noch was. Ich sehe den Koordinator nicht Feuer und Flamme in einem Landungsschiff hier runter jagen, um dir das Patschehändchen zu schütteln und zu sagen, wie toll du das gemacht hast. Du redest dauernd davon, dass du den Drachen aufwecken willst, hab ich recht?«
Ich setzte zu einer Antwort an, aber Sully war nicht aufzuhalten. »Natürlich hab ich recht. Bloß scheint dir überhaupt nicht in den Sinn gekommen zu sein, dass er möglicherweise wach ist, und es ihm nur egal ist. Das ist auch ein Grund, warum du keine Ruhe gibst, weil du willst, dass der Koordinator dich beachtet.«
»Jetzt hör mal her. Ich bestreite ja gar nicht, dass es schön wäre, wenn der Koordinator seine Zustimmung zu dem geben würde, was ich hier tue. Vielleicht bekäme ich dann etwas Unterstützung. Gott weiß, dass ich welche brauche. Aber Sully, die Republik war ein großes Experiment, und das ist fehlgeschlagen. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.«
»Ein Fehlschlag, zu dem du ein wenig beigetragen hast.«
»Und du glaubst, ich hätte so viele Leute dazu bringen können, mir zu folgen, wenn sie das nicht auch gewollt hätten? Sieh mich an. Ich befehlige keine Millionen von Soldaten, ich zerblase keine Planeten zu Staub. Aber die Menschen haben das Bedürfnis, Teil von etwas Größerem zu sein ...«
»So wie du?«
Ich spürte, wie das heiße Blut meinen Hals emporstieg. Was das angeht, bleibt Sully unerreicht. Er weiß immer, welchen Knopf er drücken muss, um eine Reaktion zu erhalten. »Oder du, wenn ich das mal feststellen darf. Warum sonst hast du dich der Bruderschaft angeschlossen? Aus Angst, ich könnte vom Fleisch fallen?«
»Das wärst du auch.« Sully hob eine fleischige Pranke. »Kat, mich brauchst du nicht zu überzeugen. Ich sage nur, du hast schon reichlich Beute gemacht. Also. Ruh dich mal eine Weile aus. Sei froh, dass dein Kopf noch fest auf den Schultern sitzt.«
Dabei haben wir es dann belassen, aber zur Hölle, natürlich hat Sully den Nagel wieder auf den Kopf getroffen. Wie immer. Ich habe mich nie irgendwo anders als im Kombinat zu Hause gefühlt. Ja, sicher, mein Vater war Gouverneur auf Ancha. Aber er war Draconier. Der Drache floss in seinen Adern. Ich weiß es. Es waren nicht nur Pech oder unglückliche Umstände, die seine erste Ehe schneller abstürzen ließen als ein Landungsschiff ohne Triebwerke. Schließlich, was hat er danach getan? Er hat meine Mutter geheiratet, Rachel Jefferson, Musikwissenschaftlerin und Spezialistin für die japanische Kultur und das Draconis-Kombinat.
Aber meinen ersten Eindruck von dem, was ein Zuhause sein konnte, ein echtes Zuhause im Kombinat, bekam ich mit elf. Damals habe ich Onkel Kans Bruder kennengelernt, Oniji Otome. Ich war gekommen, um Onkels Schwerter zurückzubringen. Ich erinnere mich, dass Otome-san selbst damals schon uralt wirkte, mit tiefen Falten im Gesicht und den
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