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Tochter des Drachen

Tochter des Drachen

Titel: Tochter des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J.Bick
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fest. »Wir alle verändern uns, Sir Reginald.«
    »Nein, trotz deines Loyalitätswechsels hast du dich nicht verändert. Mit siebzehn warst du ein aufsässiges junges Ding, und heute bist du mit zweiunddreißig noch genauso dickköpfig. Du hast Mumm, bist talentiert und entschlossen ... aber mehr als alles andere bist du immer noch ein wütendes kleines Mädchen, das den Weg verloren hat.«
    Ihr amüsiertes Lächeln erstarb. »Das ist unfair, Sir Reginald.«
    »Wenn hier jemand unfair ist, dann bist du es. Ich kenne dich jetzt schon recht lange, Katana. Was dich treibt, hat sich um keinen Deut verändert. Du hast noch nie irgendwo hingepasst. Ich weiß nicht, wie du vor dem Tod deiner Mutter warst, da kannten wir uns noch nicht, aber du und dein Vater, ihr seid ungefähr zu der Zeit, als wir uns kennenlernten, getrennte Wege gegangen, richtig?«
    Jetzt versuchte Katana nicht mehr, Verärgerung und Schmerz zu überspielen. Ihre Wangen glühten kupferrot. »Ich habe dich nicht an Vaters Stelle angenommen, und ich habe dich nicht für das Kombinat fallen lassen.«
    »Nicht? Erklär mir das mal, Katana.« Er schnippte mit dem Finger in Richtung ihres Des-Drachen-Zom-Symbols. »Dieses Motiv, wofür steht das?«
    Katana stieß überrascht die Luft aus. »Das ist der Kurita-Drache, aber verfremdet. Der Drache selbst formt den Kreis, statt durch ihn eingerahmt zu werden. Die schwarzen Rauten stehen für die drei Distrikte des Kombinats: Benjamin, Pesht und New Samarkand. Die weiße steht für den fehlenden, für das Loch, das entstanden ist, als das Kombinat den Distrikt Dieron aufgab. Und zusammen formen die vier Rauten eine fünfte, für den Distrikt, der an die Clans verloren ging.«
    »Tatsächlich? Bist du ganz sicher, dass das Loch nicht in deinem Innern klafft?« Er sah, wie ihr Schmerz von einem Schock verdrängt wurde. »Katana, wir haben ein Leben lang Seite an Seite gekämpft. Ich habe für deine Aufnahme in die Akademie auf Northwind gesorgt. Es war eine Ehre für mich, an deiner Seite zu stehen, als du zur Präfektin ernannt wurdest. Aber du bist es selbst, die jetzt eine Kluft zwischen uns öffnet, die ich nicht überqueren kann. Ich bin ein Ritter, und auch wenn die Republik um mich herum zusammenbrechen mag, es gibt Dinge, die nicht sein dürfen.« Seine Stimme wurde laut und heftig. »Der Weg, den du da eingeschlagen hast, Katana, führt in den Untergang, oder du wirst alles, was mir lieb und teuer ist, hinter dir einreißen. Du hast das Vertrauen, das die Republik in dich gesetzt hat, missbraucht, und das darf nicht sein! Das werde ich nicht dulden!« Mit wütender Geste drehte er auf dem linken Absatz um und kehrte ihr den Rücken zu, schaute wieder hinaus aufs gnadenlose Meer. Seine rechte Hüfte kreischte vor Schmerzen, doch er nahm es kaum wahr. Er brüllte seine Worte in den Wind. »Ich bin alt und ich bin verschlissen, aber ich bin nicht besiegt. Dir mag es leicht fallen, deine Ehre wegzuwerfen, aber bei Gott: Ich habe doch noch eine, und die werde ich behalten!«
    Am H imm el kreisten und kreischten Meeresvögel, und das Herz hämmerte in seiner Brust. Grimmig dachte er, falls ihn hier und jetzt ein Herzschlag fällte, hatte er seinem Herzen zumindest Luft gemacht. Und wer soll ihr ins Gewissen reden, wenn nicht ich?
    Als sie antwortete, klang ihre Stimme leise und gedrückt. »Das Kombinat muss wieder komplett werden.«
    Er drehte sich zu ihr um. Die Wut ließ ihn brutal werden. »Weil du das entschieden hast? Was glaubst du, wer du bist, Katana? Deine Familie ist entehrt. Dein Adelstitel ist Geschichte, mehr nicht. Und du bist nicht der Koordinator. Vincent Kurita hat keinen Krieg erklärt.«
    »Ich kämpfe im Namen des Drachen.«
    »Tatsächlich? Seit wann? Kurita schweigt. Und rede dich nicht mit dem Kollaps heraus. Er hat uns nicht zurück in die Steinzeit geworfen. Kuritas Schweigen bedeutet, dass er dein Handeln weder verdammt noch befürwortet. Du stehst allein, Katana.«
    »Und du, Sir Reginald?«
    »Ich werde dich niemals unterstützen. Aber ...« Er atmete angestrengt ein. »Ich werde mich auch nicht gegen dich stellen ... es sei denn, du überfällst Biham oder breitest deinen Kampf nach Präfektur II aus. Falls du das tust, werde ich gegen dich kämpfen.«
    »Dann müsste ich dich leider besiegen.«
    Abrupt flackerte die Flamme seiner Wut auf und erlosch. Er schaute weg, ließ die Schultern hängen. Plötzlich fühlte er sich sehr alt. Er blickte auf seine Hand hinab und sah die Finger

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