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Tochter des Drachen

Tochter des Drachen

Titel: Tochter des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J.Bick
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Miene war düster. »Wenn Sie es nicht tun, töte ich Sie. Wenn Sie operieren und er stirbt trotzdem, werde ich zwar keinen Freudentanz aufführen, aber Sie bleiben am Leben.«
    »Haben Sie nicht eben noch gesagt, dann wäre ich auch tot?«
    Muskelmann zuckte die Schultern. »Etwas zusätzliche Motivation.«
    McCain gefiel das gar nicht. Aber er tat es trotzdem. Als hätte er eine Wahl gehabt.
    Viki Drexel wiegte sich im Takt des Schweberbus-ses. Das Gefährt war völlig überfüllt, und die heiße, stickige Luft stank nach Zigaretten, saurem Reis und Schweißfüßen. Drexel atmete ein, bedauerte es auf der Stelle und dachte: O Mann, was kann jetzt noch schiefgehen? McCain war verschwunden. Entführt, aber von wem und wohin? Sie hatte keine Ahnung, und falls ihr niemand ein, zwei hilfreiche Hinweise zusteckte, hing sie fest.
    Irgendwie lief wirklich nichts nach Plan. Sie hatten sich über die Grenze der Präfektur III zum Dra-conis-Kombinat geschlichen, in einem Sprungschiff, das an einem Piratenpunkt materialisiert und wieder verschwunden war. Sie hatten einen Auftrag und sogar so etwas Ähnliches wie einen Plan. Bis jetzt allerdings hatten sie ihre Zeit nicht sonderlich erfolgreich verbracht. McCain arbeitete sich die Finger wund, und sie schaufelte Papier hin und her.
    Auf Junction war sie Dixie Lever - ein hübsches Anagramm -, weil sie es sich nicht leisten konnte, sie selbst zu sein. Viki Drexel war nicht berüchtigt, aber auch nicht gerade unbekannt. Jeder, der wenigstens eine Hirnhälfte zur Verfügung hatte, würde sie früher oder später erkennen, selbst mit rot gefärbten Haaren statt der braunen, die ihr Gott gegeben hatte. All die Berichte darüber, wie ihre Schockwelle auf Ancha das Munitionslager in Schutt und Asche gelegt hatte. Sie sah es vor sich, ein kurzes Zucken, ein zweiter Blick und dann: oh, die Viki Drexel!
    Matt McCain war und blieb Matt McCain: Arzt und netter, generell aufrechter, tapferer Bursche. Er schwang das Skalpell, sie hatte sich um all die schwierigen Dinge gekümmert: den Frontmann gefunden, den Attentäter angeheuert, das Opfer festgelegt. Vor einem Monat war sie sicher gewesen, es hätte funktioniert, als McCain den einen Knaben gerettet hatte, den ihr Mann nun durchlüftet hatte. Und was hatte ihr McCain deswegen in den Ohren gelegen. Dass er ein Arzt sei und kein Gangster! Mochte ja sein, aber sie hatten es mit Gangstern zu tun, und das färbte nun mal ab. Sie konnten ja auch schlecht an die Tür des Oyabun klopfen und sagen: Entschuldigen Sie, wir kommen von Des Drachen Zorn, und fragen hier in der Nachbarschaft mal an, ob jemand vielleicht, sagen wir, ein paar Mechs spenden möchte, oder vielleicht ein paar Truppen ... Sie hätte den Idioten gerne getroffen, der sich diesen schwachsinnigen Plan ausgedacht hatte, um ihm die Hand zu schütteln und vielleicht einen Drink zu spendieren. Dabei gab es nur ein Problem: Sie selbst war dieser Idiot.
    Sieh es ein, Schätzchen: Das war ein Griff ins Klo. Und was machst du jetzt, Schlaukopf?
    Etwas weniger als einen Kilometer von ihrer Wohnung entfernt stieg sie aus und quetschte sich wie ein nasser Wassermelonensamen durch die offene Bustür. Das letzte Stück ging sie grundsätzlich zu Fuß, mit wachsamem Blick, während ihre Absätze auf dem rissigen Beton den Takt dazu lieferten. Als sie vor dem Haus um die Ecke bog, warf sie einen Blick nach links ... und erstarrte. Sie sah eine Straßenverkäuferin mit Nudeln und frischem Tamago. Aber dafür ist es die falsche Tageszeit. Es sei denn ...
    Als Drexel näher kam, schenkte ihr die Straßenhändlerin, eine kleine, pummelige Frau mit plattem Gesicht, ein freundliches Lächeln. »Kann ich Ihnen helfen, Fräulein?«
    »Ja«, antwortete Drexel, der das Herz bis in den Hals schlug. »Sind Ihre Eier gut?«
    »O ja. Sehr gut, ganz frisch. Ich habe gutes Tama-go.« Drexel schaute zu, wie die Frau Eier aufschlug, mit Zucker und Sojasoße verrührte und die Mischung auf eine rechteckige gusseiserne Omelettepfanne schüttete. Sie wendete das Omelette dreimal mit geschickter Hand, bevor sie es auf ein Stück Metallfolie gleiten ließ. »Bitte schön«, sagte sie und verpackte den kochend heißen Im biss. Dann griff sie unter ihren Wagen und zog eine Papiertüte hervor. »Vielleicht möchten Sie für später noch ein paar gute Eier? Feine, hart gekochte Eier.«
    Drexel rannte praktisch die Treppe hinauf, den Beutel mit hart gekochten Eiern in der linken Hand, das dünne Folienpaket, das langsam

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