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Tochter des Drachen

Tochter des Drachen

Titel: Tochter des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J.Bick
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keine Ruhe gelassen, bis er das Schiff beschleunigt hatte, damit Jonathan normal duschen und sich den Dreck Junctions abwaschen konnte. Jetzt herrschte wieder Schwerelosigkeit, und er fühlte sich großartig. Seine Haare waren noch nass, und als er sich träge in der Luft überschlug, trieben die Wassertropfen durch die Luft wie die Perlen einer zerrissenen Halskette. »Was ist los, Marcus? Eifersüchtig?«
    »Ganz und gar nicht«, erwiderte Marcus steif. »Aber als ich getötet habe, war es kein Spiel.«
    »Ach Marcus, entspann dich! Gönn dir ein bisschen Spaß!« Jonathan reckte sich mit einem katzenhaften Schnurren. »Wir haben Grund, sehr zufrieden zu sein. Ich hatte Gelegenheit, ein wenig zu üben, und es gab eine nette Belohnung.«
    »Du weißt, dass wir das Geld nicht brauchen.«
    Damit hatte er natürlich recht. Aber Jonathan gefielen alle Aspekte ihrer Arbeit. Gut, jemanden zu erwürgen war eher langweilig. Nur ein wenig Gurgeln und Spucken, und dann war es schon vorbei. Also pflegte er zu schummeln. Ein wenig nachzugeben, damit es länger dauerte. Es gab der Redewendung >Luft schnappen< eine ganz neue Bedeutung.
    Er hielt es für das Beste, das Thema zu wechseln. »Und, was erzählt man sich so?« Zivile Sprungschiffkapitäne waren die schlimmsten Tratschtanten des bekannten Universums. Marcus' Leute wussten nur zu gut, wie sie das ausnutzen konnten: Das Funkgeplauder war auch ein ausgezeichneter Weg, Falschinformationen auszustreuen.
    »Es gibt Klatsch über Sakamoto«, erwiderte Marcus widerwillig. »Truppenbewegungen, möglicherweise ein Eindringen in den Atlasraum. Das einzig
    Handfeste sind in dieser Hinsicht VSDK-Nachschubkonvois in Richtung Homam und Matar.«
    »An der Grenze zu Präfektur in und in Sichtweite von Proserpina ... Ist er hinter unserem Mädchen her?«
    »Könnte sein.«
    »Also, das geht wirklich nicht.«
    »Wir umgehen sie.« Marcus erklärte ihm den Plan ihres Kapitäns: Er wollte Homam umgehen und Kurs auf Sadalbari nehmen. »Und da wir schon einmal in die ungefähre Richtung unterwegs sind ...«
    »Machen wir einen Abstecher. Großartig. Aber wir sollten noch ein bisschen Sand ins Getriebe streuen«, erklärte Jonathan. »Lass den Kapitän ganz beiläufig ins Funkgespräch einstreuen, er hätte gehört, dass sich Katanas Leute im Kombinat herumtreiben. Aber sorg dafür, dass er auf jeden Fall Ludwig und Junction erwähnt, damit unser lieber Bhatia seine Agenten in Marsch setzt.« Wozu sonst die Mühe, die unermüdliche Ms. Drexel zu warnen? »Und apropos Bhatia, Bruderherz, ich finde, es wird höchste Zeit, dass wir dem hochverehrten Direktor eine kleine Aufmerksamkeit zukommen lassen, meinst du nicht?«
    Imperial City, Luthien Militärdistrikt Pesht, Draconis-Kombinat
    10. Januar 3135
    Emi war immer wieder beeindruckt, wie gekonnt man Luthien und insbesondere Imperial City nach dem Heiligen Krieg wiederaufgebaut hatte. Dieser Wiederaufbau hatte fast zwanzig Jahre beansprucht. Doch das lag nicht an der Ineffizienz des Kombinats. Vielmehr dauerte es ein halbes Jahrhundert, bevor Jabuka-Teakbäume ihre volle Größe erreichten. Der Einheitspalast erhob sich wie ein Phönix aus der Asche, elegant in seiner Einfachheit: eine Abfolge von sieben luftigen Bauten, annähernd in einem Sägezahnmuster aufgereiht. Der Seitenwinkel aller sieben Bauten wies entsprechend alter terranischer Tradition neunzehn Grad nach Nordosten, damit sich die riesigen Shoji beiseiteschieben ließen und der Koordinator im Herbst die Möglichkeit hatte, den Mond zu betrachten, und im Winter das Sonnenlicht beziehungsweise im Sommer eine kühle Brise genießen konnte.
    Der Thronsaal war locker zwanzig Meter breit und dreißig Meter tief. Am hinteren Ende des Saales erhob sich der Drachenthron. An den Wänden hingen Kakemono, Zierrollen mit idealisierten Darstellungen der Landschaften Luthiens: schneebedeckte schwarze Gipfel, gischtverhangene Wasserfälle, sich wiegende Weiden. Es gab keine Sitzgelegenheiten, nur rote Tatamimatten, auf denen ein Bittsteller stehen oder knien konnte. Der Drachenthron war das einzige Mobiliar des Saales.
    Sie war schon tausendmal hier gewesen, und doch erstarrte Emi nun vor Ehrfurcht, als sie den Blick zu dem Thron hob, der auf einer drei Stufen hohen Empore stand. Er ragte über einer See aus roten Tatami auf, war aus Teakholz gefertigt und hatte die Form eines goldorange lackierten Gitterwerks mit Hochreliefschnitzereien fünfzehiger Drachen, die sich in wogenden Wellen und

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