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Tochter des Drachen

Tochter des Drachen

Titel: Tochter des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J.Bick
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wärmer wurde, in der Rechten. Ein schneller Blick zur Tür bestätigte, dass sich das rote Haar, das sie am Morgen an der Klinke befestigt hatte, noch an seinem Platz befand. Zufrieden öffnete sie die Tür, schaltete das Licht ein ... und erstarrte noch einmal.
    Ihr Holovid war an. Mitten auf dem Tisch lag eine Diskette.
    Vorsichtig legte Drexel das Folienpaket und die Tüte mit Eiern auf einen klapprigen quadratischen Schemel neben dem Eingang. Dann zog sie eine Pistole aus der Handtasche, schraubte den Schalldämpfer auf, löste den Sicherungsbügel. Sie glitt lautlos aus den Stöckelschuhen und schlich auf Strümpfen den kurzen Flur entlang. Vor dem Badezimmer stieg sie über das knarrende Bodenbrett. Die Badezimmertür stand halb offen, und sie konnte sich nicht erinnern, ob sie sie so zurückgelassen hatte oder nicht. Sie ließ sich dicht neben dem Schloss in die Hocke sinken, die Waffe mit beiden Händen gefasst, die Arme ausgestreckt. Ein schneller Tritt gegen die Tür. Sie knallte auf quietschenden Scharnieren auf, und Drexel flog hindurch, peitschte die Arme nach l ink s, dann nach rechts. Niemand. Aber - ihre Augen wurden schmal - der Duschvorhang war zugezogen, und das war falsch. Das wusste sie. Vielleicht versteckte sich jemand dahinter?
    Ein Schatten zuckte, sie feuerte. Dreimal schnell hintereinander. Der Vorhang wurde weggerissen, zerfetzt, und sie erwartete, einen Aufschrei zu hören, aber an ihr Ohr drang nur das Klirren splitternder Fliesen.
    Oh, das darf doch nicht wahr sein! Angewidert zerrte Drexel die Überreste des Plastikvorhangs beiseite, und das Rätsel des Schattens war gelöst. Es war ihr eigener Schatten, von der nackten Glühbirne knapp hinter ihrem Kopf scharf gezeichnet. In der Badewanne befand sich niemand, nur ein Haufen Fliesenscherben. Das Badezimmer stank nach Pulverdampf und verbranntem Plastik. »Gute Arbeit, Viki, sagte sie. »Du hast den Duschvorhang gekillt.«
    Sie suchte den Rest der Wohnung ab, ohne noch weiteres Mobiliar umzubringen, dann ging sie zum Holovid und starrte die Diskette geschlagene drei Minuten lang stumm an. Der Herzbube hat einen ganzen Polizeitrupp in die Luft gejagt, nur mit einer Spielkarte als Auslöser. Vermutlich konnte, wer auch immer hier gewesen war, dasselbe mit einer Holo-disk tun. Es gab nur eine Möglichkeit, dies herauszufinden ... Sie schob die Diskette mit dem rechten Zeigefinger über den Tisch, bis eine Ecke überragte. Vorsichtig hob sie die Diskette an. Wartete darauf, in die Luft zu fliegen. Als nichts geschah, schob sie die Diskette ins Lesegerät, immer noch in Erwartung einer Explosion.
    Was sie stattdessen hörte, war ein Klicken, gefolgt von einer Audioaufnahme. »Guten Tag, Fräulein Drexel.« Es war eine geschmeidige, sinnliche Männerstimme. »Es war mir eine Freude, mit Ihnen ins Geschäft zu kommen. Falls nötig, wissen Sie, wie Sie mich wieder erreichen können, allerdings bezweifle ich, dass es erforderlich sein wird. Ihr Freund, Dr. McCain, hat alle Hände voll zu tun. Nur ein Wort der Warnung, Fräulein Drexel: Passen Sie auf die Eier auf. Die meisten sind frisch, aber ab und zu erwischt man eines, das ein bisschen über die Zeit ist. Ein wenig ... verdorben. Und Sie wissen ja, so ein faules Ei taucht immer auf, wenn man es am wenigsten erwartet.« Wieder klickte die Maschine, dann herrschte Stille.
    Er hatte sie Drexel genannt. Sie hatte ihm keinen Namen genannt. Das bedeutet, er weiß, wer ich bin.
    Aber woher? Niemand beim Zorn weiß, dass wir hier sind. Nur Katana...
    Und was sollte das seltsame Gerede von Eiern? Drexel holte die Tüte, ging zur Spüle, öffnete sie und schaute hinein. Sechs Eier. Nach kurzem Zögern zog sie eines heraus und klopfte damit an den Rand der Spüle. Wartete auf einen Knall. Stattdessen hörte sie die Schale brechen, und dann schälte sie das hartgekochte Ei.
    Auf dem Dritten fand sie die Botschaft, in schwarzen Lettern. Ein alter terranischer Trick, für den man Alaun und Essig benötigte. Drei Worte: E r ist drin .
    McCain war drin! Endlich eine gute Nachricht. Trotzdem ... das Ei war verdorben. Ab und zu erwischt man eines, das ein bisschen über die Zeit ist.
    »Verdorben«, sagte sie laut. »Und man weiß nie, wann oder wo. Oder wer.«
    Nadirsprungpunkt des Junction-Systems Militärdistrikt Benjamin, Draconis-Kombinat
    4. Januar 3135
    »Du siehst aus wie eine Katze, die gerade den Kanarienvogel gefressen hat.«
    Marcus war mal wieder schlechter Laune. Verständlich. Er hatte Marcus

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