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Tochter des Drachen

Tochter des Drachen

Titel: Tochter des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J.Bick
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fluchte laut und kräftig. »Chinn, wo, zur Hölle, stecken Sie?«
    Es klickte in seinem Helmlautsprecher, dann hörte er durch schwere Störgeräusche eine Stimme. »Ein Klick westlich Ihrer Position, minus drei fünnef, acht Uhr.«
    »Ex-AKT! Und wo sollten Sie sein?«
    Selbst durch das Krachen der Funkverbindung war Chinns Verärgerung deutlich zu hören. »An Ihrer l ink en Flanke. Genau da, wo ich bin.«
    »Aber nicht über einen Kilometer entfernt. Was planen Sie zu tun, wenn ich Feindkontakt habe? Mit Volldampf zur Rettung anrücken? Bis Sie Ihren Arsch in Bewegung gesetzt haben, bin ich schrottreif.«
    »Jetzt hören Sie mal gut zu.« Crawford sah die zierliche Pilotin vor sich, die bloßen Arme und Beine nass von Schweiß, wie sie sich auf die Unterlippe biss. Das tat sie immer, wenn sie sich über etwas ärgerte. Er hörte sie seufzen. »Okay, Sie haben recht. Ich glaube, ich habe getrödelt. Aber nur, weil ich ehrlich gesagt der Meinung bin, dass sie uns abgehängt haben. Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ich bin inzwischen ziemlich gar gekocht. Lassen wir es also sein.«
    Unfassbar. Crawford fühlte, wie seine Kinnmuskeln erschlafften. Sicher, er hatte Gerüchte gehört. Dass Chinn nicht mehr die alte war. Dass sie Republiktruppen nicht mehr verfolgte und stellte, sondern lieber Abstand hielt. Sicher, sobald es gegen irgendjemanden anders ging, war sie Feuer und Flamme. Seit Katana sie nach Proserpina versetzt hatte - und darüber zerrissen sich auch genug Leute das Maul -hatte Crawford noch keine echte Gelegenheit bekommen festzustellen, aus welchem Holz die Mech-pilotin geschnitzt war. Sie waren jetzt seit zwei Tagen auf dieser Mission, und was er bisher gesehen hatte, gefiel ihm überhaupt nicht. Und wenn Katana nicht für Argumente zugänglich ist, muss ich sie wohl an die Kandare nehmen.
    »Chinn, ich weiß nicht, was mit Ihnen los ist, aber das hier ist kein Kaffeekränzchen. Damit eines ganz klar ist: Ich leite diese Mission, und ich ganz allein entscheide, wann es Zeit wird umzukehren. Und ganz gleich, wie heiß es ist, hier und jetzt werden wir nicht abziehen, bis wir diese ...«
    Das Gellen eines Alarms unterbrach seine Standpauke und zerrte seine Aufmerksamkeit zurück zur Ortung. »O Jesus!«
    »Im Anflug!«, brüllte Chinn. »Crawford, Sie haben Raketen im Anflug! Und ich zeichne Bewegung knapp hinter ...«
    Er hörte nicht mehr hin, denn er sah selbst, wovon Chinn redete. Erst ein Schwarm aus sechs stumpfnasigen Raketen, die eine Schneise durch den Himmel zogen, und dann, im nächsten Augenblick, ein Balac- Kampfhubschrauber der Republik, der blitzartig aus seinem Versteck unter dem Klippenrand in die Höhe schoss und mit heulenden Motoren abdrehte. Dann bemerkte er eine Bewegung links von sich und schwenkte den Torso des Schwarzen Ritter in Richtung der neuen Gefahr: ein schiefergrauer Panther sprang aus der Deckung eines turmhohen, rostroten Felsens, der ragte wie ein dicker, abgetrennter Daumen aus dem toten Salzmeer. Ein greller bläulich weißer Blitz zuckte auf, als der Pilot die PPK im rechten Arm des Mechs abfeuerte.
    »Bin unterwegs!«, brüllte Chinn. »Durchhalten, André, ich komme!«
    Natürlich war sie viel zu weit entfernt, um ihm eine echte Hilfe sein zu können. Das wusste sie auch. Ebenso wie Crawford. Falls ihn der Panther nicht umbrachte, würden das die Raketen erledigen, und zwar ohne großes Federlesen. Und selbst wenn die es nicht schafften, würde der Kampfhubschrauber zu einem zweiten Angriff herumschwenken, diesmal beide Lafetten abfeuern und ihn endgültig erledigen. Irgendwie reduzierte dies die verfügbaren Möglichkeiten ganz gehörig.
    Training und Instinkt übernahmen die Führung. Schneller, als er denken konnte, wirbelte Crawford den Schwarzen Ritter nach rechts und duckte ihn in die Hocke. Der Plasmastrahl brannte eine gleißende Spur aus superheißer Luft knapp über sein Kanzeldach weg. Und der Feind meines Feindes ist mein Freund. Er riss den Mech nach links und rammte den Fahrthebel nach vorne. Die riesigen Metallbeine hämmerten auf den Boden und zertrümmerten Stein und Salz. Er trieb Phantom geradewegs auf den Panther zu. Jeder, der die Szene beobachtete, musste ihn für wahnsinnig halten. Nur dass ihm die Raketen dichtauf folgten und damit ebenfalls genau auf den Panther zu jagten. Dir bleibt keine andere Wahl mehr, Bruder, du musst feuern. Crawford legte den Daumen auf den Feuerknopf des Steuerknüppels, wich nach rechts aus, schwenkte und

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