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Tochter des Drachen

Tochter des Drachen

Titel: Tochter des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J.Bick
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einer Familie, nach einem Ort, an den sie gehört. Sie ist in vielerlei Hinsicht verwaist, daher scheint es nicht verwunderlich, dass sie dazu neigt, eine Lebensweise oder eine Person« - sie machte eine Pause, um dem letzten Wort zusätzliches Gewicht zu verleihen - »zu vergöttern, die geeignet wäre, die Rolle des Elternteils zu übernehmen, nach dem sie sich verzehrt. Und wie bei allen Eltern, wenn das Podest einmal bröckelt...»
    »Ist der Sturz sehr tief.« Dann sagte der Koordinator etwas Außergewöhnliches, etwas, das Emi völlig überraschte. »Ist es dann nicht unsere Verantwortung, uns um dieses verlorene Kind ebenso zu sorgen wie ... um die Liebe zu dir? Es hat schon viele Juwelen gegeben, viele über die Zeiten verlorene schwarze Perlen, wie auf dem Wandbild über dem Thron. Wunderschön, aber unvollständig. Ich bin entschlossen, dem ein Ende zu machen, und das schon bald. Schließlich ist eine Krone, ebenso wie ein Zuhause, sei es groß oder klein, nur so wertvoll wie ihre Juwelen, ob alt oder neu.« Er schaute ihr tief in die Augen. »Bist du nicht derselben Meinung, meine Tochter?«
    Die Gefühle ballten sich in Emis Hals, und für einen Moment war sie nicht in der Lage, ein Wort herauszubekommen. »Ja, Vater«, flüsterte sie schließlich. Die Züge des Koordinators verschwammen, als sich ihre Augen mit Tränen füllten. »Das bin ich.«
    Salzwüste bei Armitage, Ancha Präfektur III, Republik der Sphäre
    13.Januar3135
    Normalerweise war Chu-sa André Crawford ein umgänglicher Bursche, mit funkelnden, smaragdgrünen Augen und einer lockigen Haarmähne vom selben tiefen Rot wie die Lackierung Phantoms, seines Schwarzen Ritter. Im Augenblick jedoch hatte Crawford eine derart miese Laune, dass man besser daran tat, einen weiten, einen sogar sehr weiten Bogen um ihn zu machen. Also war es vermutlich ganz gut, dass er in seinem Mech saß, denn allein in einem Cockpit konnte ihn niemand fluchen hören. Oder schwitzen sehen.
    Und beides tat er momentan reichlich. Er war verdammt mies drauf, wütend und schweißgebadet. Die Außentemperatur lag bei siedend heißen fünfundvierzig Grad Celsius. Seine Kühlweste arbeitete nur mit fünfunddreißig Prozent Nennleistung, weil er die Energie umgeleitet hatte, um ein Kochen der Schaltkreise und Einfrieren seines Mechs zu verhindern -ein perverser Widerspruch innerhalb der Sprache. Er fühlte sich ölig und schmutzig. Selbst die Pilotenliege war feucht. Er schüttete seit Stunden literweise rehydrierende Sportgetränke in sich hinein, obwohl er sie hasste, weil das angebliche Zitrusgebräu durch das enthaltene Kalium wie flüssiges Aluminium schmeckte. Und jetzt musste er auch noch dringend Wasser lassen, konnte aber nicht, weil er ehrlich gesagt vollauf damit beschäftigt war, den Feind aufzuspüren, bevor dieser ihn fand.
    Wo stecken sie? Crawford starrte mit verkniffenen Augen auf die Infrarotanzeige. Die war wertlos. So heiß ein BattleMech auch wurde, die Salzwüste war noch heißer. Der Sichtschirm war eine einzige monotone rote Fläche. Seufzend schaltete er zurück auf Normaloptik und sah zweierlei, wobei er das Erste erwartet hatte und das Zweite ihm ganz und gar nicht gefiel. Das Erste war die Wüste: eine leere Fläche aus knochenweißem Salz, die Überreste eines längst vertrockneten Meeres. Unglücklicherweise war die Fläche nicht eben. Wäre sie es gewesen, es wäre ein Kinderspiel gewesen, den Feind zu finden, denn hier gab es kein Versteck, keine Möglichkeit, sich zu verbergen. Dummerweise hatten sich die Mineralien im Wasser des verdunsteten Meeres aber nicht gleichmäßig abgelagert, sondern als unregelmäßige Kalziumkämme und steinharte Natriumsalzhügel. Die Salzwüste selbst war an drei Seiten von rostfarbenen Klippen eingeschlossen und übersät von titanischen Felsen, die wie farbvertauschte Eisberge aus dem fahlweißen Boden ragten. Sie endete in einem steilen Abgrund, der in eine windverwehte ockerfarbene Sandwüste führte. Nirgends war eine Spur von Wasser oder Vegetation zu finden. Der Himmel über ihm war von einem kalten Stahlblau, leer bis auf einen einsamen Vogel, der so weit entfernt schien, dass er nur ein winziger schwarzer Punkt war.
    Aber es war das, was er nicht sah, das ihn erneut fluchen ließ. Sein Blick zuckte schräg aufwärts zum einzigen Bereich der Sichtprojektion, die hier draußen irgendeinen Wert hatte: der seismographischen Ortung und der Beaglesondenanzeige. Er schaute hoch, schaute noch einmal und

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