Tochter des Drachen
Er hatte einen schlichten schwarzen Morgenmantel angezogen. Das Gefühl der Seide auf der Haut und das Strei-cheln des Windes behagten ihm. Obwohl weibliche Finger oder das Streicheln ihrer Haare vielleicht angenehmer gewesen wären. Vielleicht, wenn er sich beruhigt hatte ... aber jetzt noch nicht.
Es sind Wochen vergangen, und Mori schweigt immer noch. Er kaute auf der Unterlippe. Der Agent hatte sich vor sechs Wochen zuletzt gemeldet, und Bhatia hatte ihm genaue Anweisungen gegeben. Er sollte Sakamoto zum Handeln drängen, egal wie. Aber Mori war verstu mm t. Ein notwendiges Übel der Geheimdienstarbeit, aber so lange schon ...
Wenn er tot ist, tappe ich im Dunkeln. Ein Windstoß bescherte ihm eine Gänsehaut auf den Armen, und Bhatia schüttelte sich. Falls Mori tot war, konnte das entweder ein Unfall sein - möglicherweise einer von Sakamotos berüchtigten Wutanfällen - oder er war entlarvt und hingerichtet worden. Dass Sakamoto Kurita nicht darüber informiert hatte, konnte auch bedeuten, der Kriegsherr wartete noch auf einen günstigen Zeitpunkt, zum Beispiel, wenn sein kleiner Feldzug in Schwierigkeiten geriet. Dann konnte Sakamoto Bhatia des Verrats anklagen, dem Pfau klipp und klar erläutern, wie ihn einer von Bhatias Männern zum Angriff aufgehetzt hatte, und was hätte der arme Sakamoto denn tun können? Er hörte den Tai-shu schon fast: Tono, ich musste davon ausgehen, dass Bhatia mit Eurer Zustimmung handelte ...
Funktionierte denn überhaupt nichts mehr? Zur Hölle mit diesem HPG-Kollaps! Der ISA-Direktor ballte die Fäuste. Es drängte ihn, etwas zu zertrümmern.
Ich habe nur noch eine andere Möglichkeit. Nein, genau genommen zwei. Eine in Katana Tormarks Lager, die andere ist näher zur Hand. Aber wenn einer dieser Winkelzüge scheitert, oder schlimmer noch, wenn ich auffliege ...
Er war so vertieft, dass er den Eindringling viel zu spät bemerkte. Plötzlich gellte ein Alarm in seinem Unterbewusstsein. Er wollte sich schon umdrehen, doch ein Arm legte sich um seinen Hals, presste ihm bösartig die Kehle zu. Nach Luft schnappend versuchte er, mit der Hand hinter sich zu stoßen, in die Augen des Angreifers. Doch seine Finger stießen ins Leere. Jetzt erst erkannte er, wie klein und leicht sein Angreifer war. Eine Frau ...
Gegen jeden Instinkt ließ sich Bhatia sacken, und als er die Angreiferin unter dem plötzlichen Gewicht aufstöhnen hörte, warf er sich nach hinten und wälzte sich zur Seite. Die Angreiferin schrie leise auf, als sie über den Boden rollten, und einen Augenblick lang glaubte er schon, sie zu haben. Aber dann gelang es ihr irgendwie, sich zu befreien und wegzurollen, auf ihren Rücken. Er spürte, wie sie seinen linken Arm am Ellbogen packte, und mit der Rechten seinen Kimono. Der öffnete sich, und sie zog daran, stemmte den l ink en Fuß gegen seine rechte Hüfte. Ein kräftiger Zug, und er segelte über ihren Kopf. Der Boden schoss auf ihn zu. Es gelang ihm, den Kopf einzuziehen und abzurollen, aber sofort hatte sie ihn wieder gepackt. Eine Sekunde später, vielleicht auch zwei, drückten ihre Knie seine Schultern auf den Boden und ihr Gewicht lag auf seiner nackten Brust. Sie lachte, tief und kehlig. Dann tat sie etwas noch Erstaunlicheres: Sie küsste ihn, und zwar so fordernd, dass ihm schwindlig wurde.
»Hast du mich vermisst?«, fragte Miko Tanaka. Ihr Haar floss in seidigem Schwarz herab, und er zitterte, als es über seine Haut strich. Diesmal allerdings vor Lust.
»O mein Gott, ja.« Bhatia schob eine Hand in ihren Kimono. Unter dem Stoff war sie nackt, und seine Finger zogen die Rundung ihrer linken Brust nach. Ungeduldig zerrte er den Kimono auf, und als sich der Stoff um ihre Taille sammelte, stieg ihm Zitronenduft in die Nase. Er konnte sich nicht länger zurückhalten. Er zog sie zu sich herab und stöhnte vor Freude, als ihre nackten Leiber sich berührten. »Du ahnst nicht, wie sehr.«
Ramadeep Bhatias Haus, Imperial City, Luthien Militärdistrikt Pesht, Draconis-Kombinat
21. Januar 3135, Mittag
Bhatia summte vor sich hin, als er sich nach dem Bad abtrocknete. Was für ein Wildfang: eine Frau, die schlau genug war, sich davonzuschleichen, ohne am nächsten Morgen mit peinlichen Fragen rechnen zu müssen. Und ein enormer Glücksfall - jene Nacht, in der ihm einer seiner Informanten gemeldet hatte, dass Emis kleine Jukurensha mit einem der Palastwächter des Pfaus ein sehr böses Mädchen gewesen war. Der unglückselige Soldat verfaulte auf dem Grund
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