Tochter des Drachen
verstummte, als ein erneuter Hustenanfall ihren Leib erschütterte. »Wo ist der ... der Alte...?«
»Der alte Mann? Dem geht's gut. Er döst ein bisschen, genau wie deine Wachen. Das Gas wird in ungefähr einer halben Stunde seine Wirkung verlieren.«
»Wenn ... wenn du ihn verletzt hast, oder irgendeinen der anderen, dann ... bringe ich dich um.«
Sie konnte sein Gesicht nicht sehen, aber sie spürte ihn lächeln. »Vorsicht, Katana. Eines Tages könnte ich das ernst nehmen. Ich wage zu behaupten, der Kampf würde sehr interessant werden, zumindest für mich. Und überhaupt, nennst du das Dankbarkeit? Ich mache mir all diese Mühe und decke einen schweren Fehler in deinen Sicherheitsmaßnahmen auf, und du bist derart bockig.« Dann verstummte er und schaute auf sie herab. Obwohl es noch immer ziemlich dunkel war, war sich Katana seiner Aufmerksamkeit und der scharfen Augen unter dem Visier, die über die Umrisse ihres Körpers glitten, sehr bewusst. Sie spürte eine subtile Veränderung, eine Art Erwartung, so, als wäre ihm gerade etwas bewusst geworden, dass er bisher verdrängt hatte.
Sie funkelte ihn an. »Vergewaltige mich entweder oder rede. Aber triff die richtige Wahl. Sonst werden die Konsequenzen ausgesprochen unangenehm.«
Wieder dieses bizarre Zögern ... Dann stieß er ein kurzes, bellendes Lachen aus, das irgendwie gezwungen klang. Und das Gewicht auf ihren Schultern verschwand, als er begleitet von leisen metallischen Quietschgeräuschen von ihr herunterrollte. »Na gut«, erklärte der Kopfgeldjäger. »Aber zieh dir was an. Bei diesem Anblick kann ich mich nicht konzentrieren.«
»Das ist dein Problem. Wenn du mitten in der Nacht in mein Zimmer geplatzt kommst, musst du damit leben.« Mit einem kurzen Stimmbefehl machte sie das Licht an und stand auf. Stemmte die Fäuste auf die Hüften. Der Kopfgeldjäger stand mit weiten Armen am Fuß ihres Bettes und seine leuchtend grüne Rüstung funkelte im gelblich weißen Licht der Lampen. Katana sah eine Pistole in einem Holster an seiner rechten Hüfte stecken. »Was willst du?«
»Ich bin gekommen, um dich zu warnen.« Jetzt war sein Ton knapp und pur geschäftlich. »Tai-Shu Sakamoto wird eine Offensive starten.«
»Was? Mich warnen? Hat Fu...« Sie unterbrach sich. Nicht nur, dass Fusilli diese Information unmöglich so schnell herausgefunden haben konnte, er hätte dem Kopfgeldjäger auch niemals vertraut. »Wie kommst du an diese Information?«
»Bitte, Katana, ich kann nicht alle meine Quellen verraten. Ich bin dein geheimnisvoller Verehrer, schon vergessen?«
»Na schön. Spiel es, wie du es willst, ich bedanke mich und unsere Wege trennen sich wieder. Aber wenn du dabei sein willst, gebe ich die Befehle und du befolgst sie. Oder du verschwindest ganz schnell aus meinem Schlafzimmer.«
Der Kopfgeldjäger schnalzte ermahnend mit der Zunge. »Immer schön die Ruhe bewahren. Du bist nicht gerade in der Position, dich aufzuspielen. Wenn Sakamoto gegen euch ausrückt, zerquetscht er den Zorn wie ein lästiges Insekt. Ich habe nichts dagegen, mein Wissen mit dir zu teilen, aber du musst schon höflich darum bitten. Auch wenn du mir nicht traust, Katana, kannst du mich nicht einfach abservieren.«
Es lag ihr auf der Zunge, ihm zu sagen, wohin er verschwinden und was genau er tun konnte, wenn er dort ankam. Aber sie schluckte die Entgegnung herunter. »Bitte«, sagte sie, und schaffte es sogar ohne Knurren.
»Na, siehst du. Das war doch gar nicht so schwer.« Dann, wieder ernst: »Sakamoto ist dabei, unauffällig Einheiten nach Homam und Matar zu verlegen - in eure Nähe.«
Damit war ihm ihre Aufmerksamkeit sicher. »Will er sich verbünden oder mich loswerden?«
»Letzteres. Ich vermute, du weißt, dass Sakamoto keine sonderlichen Sympathien für die Tormarks hegt. Hat sein Ur-ur-urgroßvater deiner Familie nicht einmal Rache geschworen? Oder etwas in dieser Art. Ehrlich, es ist so schwierig, all die Fehden zwischen euch Adligen auseinanderzuhalten.«
Noch eine Stichelei, aber Katana hörte nicht hin. Falls Sakamoto seine Truppen gegen den Zorn in
Marsch setzte, hatte sie keine Chance. Schlimmer noch, ihre Leute würden sterben - im Kampf, das schon. Aber sterben würden sie eben, und zwar für herzlich wenig. Eine Kapitulation war natürlich undenkbar, aber vielleicht konnte sie etwas Zeit erkaufen und ihre Leute aus der Gefahrenlinie schaffen. Schließlich ging es Sakamoto um sie persönlich. »Wann wird er angreifen?«
»Weiß ich
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