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Tochter des Drachen

Tochter des Drachen

Titel: Tochter des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J.Bick
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André hat keine Ahnung von McCains und Drexels Mission auf Junction. Genau genommen weiß davon auch Toni nichts. In Wahrheit vertraue ich niemandem außer dem Otome Sensei völlig. Wahrscheinlich schlafe ich deswegen mit einer Pistole unter dem Kopfkissen und dem blanken Katana im Ständer.)
    »Wir werden es mit jedem aufnehmen, der etwas gegen uns plant. Zweifeln Sie an unserer Sache, Sho-sa Fusilli?«
    Seine Ohren wurden rot. »Darum geht es hier nicht, und das wissen Sie.«
    »Tatsächlich? Warum erwähnen Sie es dann? Gibt es jemanden, der da draußen Truppen gegen uns zusammenzieht? Oder tappen Sie wieder im Dunkeln?«
    Er blinzelte, und ich wusste, dass ich einen Treffer gelandet hatte. Wie ich es auch beabsichtigt hatte. Der 05 S war in letzter Zeit nicht gerade ein sprudelnder Quell an Informationen gewesen. Crawford ist mit seinen Kommandeurspflichten zu beschäftigt, deshalb laste ich es ihm nicht an. Aber Fusilli steht diese Entschuldigung nicht zur Verfügung, und gelegentlich bekomme ich den Eindruck, dass er weit mehr weiß, als er zugibt.
    »Bei allem gebotenen Respekt«, sagte er, »auch die besten Agenten haben ihre Grenzen. Ohne leichten Zugang zu Sprungschiffen und ohne interstellare Kommunikation kann ich mein Netz nicht allzu weit spannen.«
    »Sie behaupten also, im Kombinat geschehe nichts.«
    »Das habe ich nicht gesagt. Was ich an Informationen habe, ist nur nicht allzu interessant.«
    »Warum überlassen Sie diese Bewertung nicht mir?«
    »Selbstverständlich.« Er zählte es an den Fingern ab: »Erstens: Theodore Kurita hat seinen Posten auf New Samarkand verlassen. Niemand weiß, warum oder wo er zurzeit steckt. Andererseits interessiert es auch niemanden wirklich. Theodore ist eine ebensolche Null wie sein Vater. Zweitens: Der Koordinator zeigt kein irgendwie geartetes Interesse an uns. Drittens: Nur Tai-sho Sakamoto widerspricht offen dem Koordinator, und seine Jäger haben die Vorstöße in die Präfektur I erhöht.«
    Ich war interessiert. Sakamoto ist ein Hitzkopf. Das war er schon immer, und er wird auch immer einer bleiben. Ich bin dem Mann nie begegnet, aber ich kenne seinen Ruf. Er ist ein Samurai, jedoch einer von der Sorte, die den Samurai einen schlechten Ruf bescheren: brutal, selbstverliebt und gnadenlos;
    von der Sorte der Ronin, die auf der alten Terra durchs Land zogen, Bauern in Stücke hackten und deren Frauen vergewaltigten. Sie herrschten zwar, aber mit eiserner Faust, nicht mit Ehre. »Was ist mit dem Koordinator? Gestattet er die Überfalle?«
    Fusilli zuckte die Achseln. »Er schweigt. Wie gewohnt. Also ist es ihm entweder gleichgültig ...»
    »Oder er lässt Sakamoto stillschweigend gewähren.« Das war allerdings interessant. Ganz sicher hatte ich mehr getan als ein paar belanglose Scharmützel zu veranstalten. War das Schweigen des Koordinators eine stillschweigende Aufforderung weiterzumachen?
    Im nächsten Augenblick ärgerte ich mich über mich selbst. Meine Fragen darüber, was der Koordinator wohl dachte, änderten gar nichts. Das war, als würde ich auf ein Kopftätscheln meines Vaters warten. »Glauben Sie, Sakamoto plant einen Angriff... zum Beispiel auf Wega?«
    Fusilli überlegte, doch dann schüttelte er den Kopf. »Ich habe keine Ahnung. Das Problem ist, dass ich hier draußen bin und er ewig weit entfernt. Das ist dieser verdammte HPG-Kollaps. Es ist, als wäre ich blind und taub. Aber wenn ich näher ans Geschehen käme, könnte ich Ihnen vielleicht Antworten liefern.«
    Damit hatte er nicht Unrecht, und möglicherweise fühlte ich mich wegen meiner Stichelei, dass er nichts anzubieten hatte, unwohl. Welche Zweifel ich auch Fusillis wegen hege, und ich hege grundsätzlich eine ganze Menge, aber auch nicht mehr oder weniger als André wegen Toni, vermute ich mal. Möglicherweise sollte ich ihm tatsächlich etwas mehr Spielraum gewähren, ihm die Mittel geben, die er verlangt, um seine Arbeit leisten zu können.
    Also übergab ich ihm eine Mission: Er soll Sakamotos Absichten herausfinden. Der einzige Nachteil daran ist: Ohne Kommunikationsmöglichkeit und angesichts unserer begrenzten Geldmittel wird er sich erst melden, wenn er etwas wirklich Wichtiges hat. Ich muss mich halt darauf verlassen, dass er erkennt, wenn es so weit ist. Doch bevor er ging, tat er etwas Merkwürdiges. Er hatte sich schon verbeugt und auf dem Absatz kehrtgemacht, aber dann blickte er sich noch einmal um. »Tai-sho, Präfektur I ist jenseits von Gut und Böse. Es wird

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